20101214

Werner Otto Sirch: Kehrt um!

12.12.2010 - 3. Advent

Predigt Lk 3,1-14

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Judäa politisch

bedrückende politische Verhältnisse herrschten damals vor 2000 Jahren in Judäa, als Tiberius Kaiser in Rom war und Pontius Pilatus Stadthalter in Judäa. Das Volk Israel, das auserwählte Volk Gottes, war der Gewalt des verhassten Landesfürsten Herodes und der Sklaverei der Römerherrschaft ausgeliefert.

Israel wollte Befreiung und Erlösung aus dieser gottlosen Knechtung, sehnte sich danach, dass Gott endlich eingreifen und den Messias senden würde. Der Messias sollte die Römer aus dem Land jagen und dem Volk wieder seine Freiheit geben. Das war eine mächtige immer stärker um sich greifende politische Hoffnung, von der viele im Volk ergriffen waren und die sich auch in vielen Liedern niederschlug. Das wohl berühmteste Messiaslied, das diesem Schrei nach Befreiung Luft machte, finden wir im 17. Psalm Salomonis, der dem ehemaligen König Salomo in den Mund gelegt wurde. Ein Vers aus diesem Psalm, aus dem eine gewaltige Messiashoffnung herausklingt, lautet so: „Herr, sieh darein und erwecke einen König, den Sohn Davids - o Gott, dass er über Israel herrsche. Gürte ihn mit Stärke, dass er die Ungerechten, die gottlosen, verfluchten Machthaber zerschmettere. Reinige Israel von den Hunden (Heiden), die es wüste zertreten. ... Rette uns von der Besudelung durch die unreinen (schmutzigen) Feinde! ..."

Judäa religiös

Die religiösen Verhältnisse waren in Israel nicht besser, als die bedrückende und bedrohliche politische Lage. Der Arzt und Evangelist Lukas berichtet von zwei Hohenpriestern, Hannas und Kaiphas, und deutet damit auch die Zerrüttung des geistlichen Regimentes an, denn nach dem Gesetz durfte immer nur ein Hoherpriester im Amt sein.

Schon unter der Regierung des Herodes des Großen und noch mehr unter der Herrschaft der Römer hatte die rechtmäßige Nachfolgeschaft im Hohenpriestertum aufgehört. Der Vorgänger des Pilatus, Valerius Gratus, hatte im Jahre 15 n. Chr. den Hohenpriester Hannas abgesetzt und im Laufe einiger Jahre nacheinander mehrere Hohepriester neu erwählt und wieder davongejagt, bis er endlich in Kaiphas, dem Schwiegersohn des Hannas, ein hinlänglich dienstbeflissenes Werkzeug für seine Ziele gefunden hatte. Dieser verwaltete das Amt vom Jahre 18-36 n. Chr. Trotz alledem blieb Hannas in den Augen des Volkes und auf Grund des Gesetzes der wahre Hohepriester.

Liebe Gemeindeglieder, der Zerfall Israels, die Gottlosigkeit und der Sittenzerfall, Trost- und Hoffnungslosigkeit in politischer und religiöser Beziehung waren unübersehbar. Auf diesem religiösen und politischen Hintergrund geschieht das, wovon unser heutiger Predigttext berichtet. Wir hören, was Lukas im 3. Kapitel aufgeschrieben hat:
1 Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, 2 als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste. 3 Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden,
4 wie geschrieben steht im Buch der Reden des Propheten Jesaja (Jesaja 40,3-5): »Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn und macht seine Steige eben! 5 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden; und was krumm ist, soll gerade werden, und was uneben ist, soll ebener Weg werden. 6 Und alle Menschen werden den Heiland Gottes sehen.« 7 Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Schlangenbrut, wer hat denn euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet? 8 Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße; und nehmt euch nicht vor zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken. 9 Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. 10 Und die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir denn tun? 11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. 12 Es kamen auch die Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun? 13 Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist! 14 Da fragten ihn auch die Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!


Johannes und seine Eltern (meine Kindheitsbilder)

Beim Lesen des Textes fällt mir ein, was mich schon als Kind sehr bewegt hatte, als ich die Geschichten über Johannes und seine Eltern gehört hatte. Vor allem, als der Engel Gabriel dem Tempelpriester Zacharias vor dem Gottesdienst erschien und dem alten Mann die Geburt seines Sohnes Johannes ankündigte. Zacharias konnte das nicht glauben, denn auch seine Frau war alt und längst über die Zeit hinaus in der man Kinder bekommen konnte. Als Zeichen nahm der Engel ihm die Sprache weg. Und so stand er sprachlos vor der Gemeinde und konnte den Gottesdienst nicht halten. Noch aufregender fand ich die Geschichte, als das Kind geboren wurde und in der Verwandtschaft darüber diskutiert wurde welchen Namen das Kind bekommen soll. Viele meinten, dass der Bub wie sein Vater Zacharias heißen soll. Da ließ sich Zacharias eine Tafel bringen auf die der noch immer sprachlose Vater schrieb, wie es ihm der Engel aufgetragen hatte: „Er soll Johannes heißen“. Da kam seine Sprache wieder. Wunderbar diese Geschichte.

Und dieser Johannes lebte nun in der Einsamkeit der Wüste. Kühlende Höhlen waren seine Wohnung. Er ernährte sich von Heuschrecken und dem Honig wilder Bienen. Noch heute werden Heuschrecken gelegentlich gegessen. Man trocknet sie und mahlt sie zu Pulver. Weil dieses Heuschreckenpulver bitter schmeckte, aß man Honig dazu, und zwar den Honig der wilden Bienenschwärme.

Das Auftreten des Johannes, seine Gestalt wirkten als Kind auf mich distanziert und merkwürdig Angst einflößend und erschreckend. Ich stellte mir den Johannes als wunderlichen Gesellen mit finsterem Gesicht und drohender Geste vor und einem vernichtendem Urteil über jeden, der ihm zu nahe kam. Johannes, der Prophet, der eine Atmosphäre schaffte die alles und jeden harsch Infrage stellte. Ich verlasse meine Kindheits-Bilder von Johannes dem Propheten und Täufer.

Der Prediger in der Wüste

Die Menschen gingen zu ihm hin in die Wüste. Sie nahmen einen stundenlangen beschwerlichen Fußmarsch auf sich, weil er etwas zu sagen hatte, das sie ansprach und bewegte. Es war eine ganz besondere Vollmacht, mit der Johannes auftrat. Alles an ihm predigte: Das Wort, das er sprach, der Geist und seine Gebärde, sein Herz, das für Gott schlug und die Hand mit der er die Menschen zur Umkehr und zur Vergebung ihrer Sünden taufte. Es ließ in ihrem Herzen die Frage laut werden: „Was soll ich tun?“

Kehrt um!

Kehrt um!, war die Botschaft des Johannes. Kehrt um, sonst nützt euch euer Opfer gar nichts. Kehrt um, sonst wird euch euer Gott verwerfen. „Kehrt um, denn das Königreich Gottes, die Herrschaft Gottes ist nahe, der Messias ist im kommen, der König ist da!“

Zwei Gedanken bewegen mich, wenn ich diese Zeilen lese.
Der erste Gedanke: Wir reden und predigen viel, auch hier auf der Kanzel der St. Paulskirche, oder drüben im Gemeindehaus oder im Altenheim – aber was bewegen wir? Unsere Gemeinde schläft sich weiterhin am Sonntag aus und kommt nicht um zu hören was Gott zu sagen hat. Sie kommen nicht, um Gemeinschaft mit denen zu haben die an Gott glauben. Kehrt um!, möchte ich rufen und es wundert mich, dass diese Leute noch in der Kirche sind, obwohl sie eigentlich nichts von ihr wollen. Krass gesagt: Vielleicht unterliegt mancher der irrigen Meinung, dass man sich mit der Bezahlung der Kirchensteuer den Himmel erkaufen kann? Ich weiß, dass ich das den Falschen sage, denn Sie sind ja hier, liebe Gemeindeglieder.

Der zweite Gedanke der mich bewegt: Kehrt um! Der Messias ist im Kommen! Wir erwarten das Kommen Jesu. Dabei denke ich jetzt nicht an das, was wir an Weihnachten feiern: Jesu Geburt. Ich denke daran, dass wir einen Wiederkommenden Herrn und Heiland haben. Und dieser kommt plötzlich, dann, wenn wir es nicht vermuten. Sind wir bereit? Haben wir uns darauf vorbereitet – auch auf die Stunde unseres Todes, denn dann ist die Stunde da in der wir vor unseren Gott treten? Kehrt um!

Radikal Neues - Frucht

Johannes fordert mit scharfen Worten auf, Gesinnung und sein Herz zu ändern. Er will radikal Neues. Unsere Umkehr soll Frucht bringen. So wie ein guter Baum gute Früchte trägt. Eine echte Bekehrung oder Umkehr zeigt sich in den Früchten des neuen Lebens. Heuchelei und Scheinheiligkeit hat dann keinen Platz mehr.

Die Predigt des Johannes war so gewaltig und mit Vollmacht, dass dieser die augenblickliche Wirkung seiner Predigt zu sehen bekam. Lukas konnte beobachten, dass die Menge des Volkes dem Täufer seine Sünde bekannte, ein jeder die seine. Sie wollten von Johannes wissen was sie tun sollen. Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer zu essen hat, tue ebenso. Eine klare Botschaft. Johannes nimmt das Volk in die Verantwortung für die, die wenig oder nichts haben, denn Gott hat uns in die Verantwortung für unsere Mitmenschen gestellt. Das Volk wird nicht zur Armut verpflichtet, sondern zum Geben.

Zu uns: Ich halte es für ein fatales Signal, dass die soziale Verantwortung in unserem Volk immer kleiner geschrieben und die Kluft zwischen arm und reich wird immer größer wird. Da gibt es bei uns die einen gibt, die Unsummen verdienen und die anderen, die kaum wissen wie sie über die Runden kommen sollen, auch wenn sie arbeiten. Das ist ein menschenverachtender Skandal. Genauso unerträglich ist für mich die zunehmende Unsitte Gewinne zu privatisieren (das heißt sie einzustecken) und Verluste zu sozialisieren (dem Steuerzahler aufzubürden).

Johannes schafft es den Menschen ins Gewissen zu reden.
Die Zollbeamten, die wegen ihrer Erpressungen und Betrügereien so berüchtigt waren, dass man ihnen bei jüdischen Behörden nicht gestattete einen Eid zu leisten, fordert Johannes nicht auf ihren Beruf aufzugeben. Sie sollen aber nicht mehr als das Erlaubte oder Vorgeschriebene von den Menschen fordern. Nicht das Geldgeschäft macht den Zöllner schuldig, sondern seine Diebereien.

Den Soldaten redet Johannes ins Gewissen, die Befehle ihrer Vorgesetzten recht auszuführen. Sie sollen ihre Gewalt nicht missbrauchen, Leute nicht misshandeln um von ihnen Geld zu erpressen und schikanieren durch Denunziationen, sondern sich mit ihrem Sold zu begnügen. Ihnen werden nicht die Waffen abgenommen, sondern die geldgierige Erpressung und grausame Gewalttat.

Wo klemmt es bei uns, liebe Gemeinde? Wo müssen wir umkehren?

Umkehr wohin?

Die Umkehr des Sünders besteht darin, dass er zu Jesus kommt. Vergebung empfängt er dadurch, dass Jesus ihm seine Gemeinschaft gewährt. Das ist der Weg für uns.

Johannes weist mit seinem ganzen Leben auf den hin, der nach ihm kommen wird, auf Jesus, den Christus: Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen. Das wünsche ich auch uns, dann wird es in unserem Leben Advent werden. Amen.

20101125

Werner Otto Sirch: Siehe ich mache alles neu

21.11.2011 - Ewigkeitssonntag
Predigt Offenbarung 21, 1-7

1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Und er spricht: Schreibe, denn diese Worte sind wahrhaftig und gewiss!
6 Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. 7 Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.


Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder,

Ich glaube ...
„Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“ Glauben Sie das? Die Auferstehung der Toten?

Ja, in Form der Wiedergeburt, sagen die einen. In unseren Erinnerungen, sagen die anderen. Die ganz Frommen sagen: bei Gott oder zu Gott. Heimgegangen. In Traueranzeigen, in Reden oder Predigten, die bei solchen Anlässen gehalten werden und auf Trauerkarten können wir erfahren, welches Bild wir vom Tod haben und dem was danach kommt.

Viele von Ihnen sind heute hier, weil sie im vergangenen Jahr einen Menschen hergeben mussten, weil sie das Vergehen eines Menschen miterlebt haben, weil sie ihn vermissen und ihr Herz voller Trauer ist. Es ist schwer zu begreifen, irgendwie unfassbar dass ein Mensch durch den Tod von uns gegangen ist. Für immer. Das „nie wieder“ macht uns traurig und erfüllt unser Herz mit Schmerz.

Wir machen uns Gedanken darüber wo unsere Toten jetzt sind. Die einen können im Glauben festhalten, dass jeder einzelne Mensch über den Tod hinaus als unverwechselbares Geschöpf bewahrt bleibt. Das klingt gut. Aber kommt es wirklich gegen die Zweifel an? Egal, wie ich es mir zurechtdenke und zurechtglaube. Es bleibt was offen. Wie soll die Auferstehung denn aussehen?

Unvergessen

Wenn wir über den Friedhof gehen, können wir auf manchen verwilderten Gräbern lesen: „Unvergessen“. Ja, wir möchten unsere Toten bewahrt wissen. „Pass du auf sie auf, guter Gott.“ Wir möchten sie bei uns bewahren, in unserm Herzen, in den Fotografien, in den Lieblingsliedern und sonstigen Erinnerungen. Manche lassen sich Amulette machen, in denen sich Asche des geliebten Menschen befindet. Er soll bei ihnen sein und sei es auch nur mit ein paar Gramm seiner Asche. Ist das die Auferstehung, an die wir glauben?

Es fällt uns schwer, Menschen loszulassen, endgültig loszulassen, mit denen wir gelebt, gelacht und geweint haben und die wir jetzt so sehr vermissen. Jetzt ruhen sie, schlummern sie, nicht als „Nichtse“, bis zu dem Tag, an dem sie Gott aus dem Tod herausruft.

Wir dürfen sie loslassen, denn bei Gott sind sie unvergessen. Er kennt ihre Namen. Er kennt ihre Geschichte, ihr Leben. Das gilt auch für die, die wir gerne vergessen würden, aus welchen Gründen auch immer. Und es gilt auch für die, die auch im Tod niemandem mehr zur Last fallen wollen und deshalb anonym bestattet werden, weil sie keinen Ort wollen, an dem sie gelassen wurden, keinen Ort des Gedenkens. Keinen Ort an dem sie Unvergessen sind.

Vergänglich

Wir wissen um die Vergänglichkeit unseres Lebens und die Unausweichlichkeit des Todes, wir sind uns bewusst, dass unser Leben ein Ende hat, ein Ziel. Als Angehörige haben wir unmittelbare Erfahrungen gemacht mit dem Sterben von Menschen die uns nahe waren. Erfahrungen, die bewältigt sein wollen. Es lässt sich nichts mehr zurücknehmen, nichts mehr gutmachen. Auch darin ist der Tod etwas Unabänderliches. Unsere Geschichte mit unserem Verstorbenen wird zur Vergangenheit. Und wenn wir heute noch einmal ihre Namen nennen, soll es helfen trauern zu können, dem Schmerz Raum zu geben und sich der Endgültigkeit des Todes bewusst zu werden.

Hoffnung

Trotz aller Endgültigkeit, die wir im Tode eines lieben Menschen hautnah erleben, ist dies aber trotzdem nicht das Ende. Christen haben durch das Auferstehen Jesu, den Glauben an ihn und ihre Taufe, Hoffnung gegen den Tod, die eine vorläufige Hoffnung gegen allen Augenschein ist: Mit dem Tod ist nicht alles aus, das ist die zentrale Botschaft unseres Glaubens. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Wir glauben an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Wir erwarten den neuen Himmel und die neue Erde, eine neue Schöpfung. Nicht eine Umwandlung des Bestehenden, sondern eine tatsächliche Neuschöpfung. Siehe ich mache alles neu. Das ist Gottes Ziel und Absicht. Der neue Mensch, der in Christus wiedergeborene, der den alten Menschen begraben und den neuen Menschen angezogen hat, wie uns Paulus lehrt. Er wird zum kommenden Gottesreich gehören, das uns erwartet. Gott wird bei den Menschen wohnen und sie werden sein Volk sein. Das ist die Hoffnung mit der wir leben und sterben können. Wir werden Gott begegnen innerhalb der Menschengemeinschaft, in der alle Gemeinschaftsprobleme gelöst sind und wir werden ihm in einer Umwelt begegnen, in der alle Weltnöte gestillt sind. Gott wird bei uns sein und wir werden seine Völker sein. Aus dem Gegeneinander ist das Beieinander getreten. Gott wird bei allen Menschen sein. Nicht bei den Juden oder bei den Deutschen oder bei den Religionsgemeinschaften oder irgendeiner Auswahl, sondern Gott wird sein bei allen Menschen die durch das Blut des Lammes gereinigt wurden und seine Menschen werden allezeit bei ihm sein.

Gott des Trostes

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Es wird nicht mehr geweint werden. Vollkommenes Heil erwartet uns, das nicht mehr durch Unheil getrübt ist, jeder Gerettete wird in ganz persönlicher Gottesnähe geborgen sein, durch den Gott des Trostes. Er wird trösten wie nie zuvor und es ist für mich ein überwältigendes Bild, dass uns Gott selbst die Tränen unserer Gottverlassenheit aus den Augen wischen wird. Das Erste ist vergangen. Leid, Geschrei, Schmerz und Tod wird nicht mehr sein. Auf der neuen Erde wird nicht mehr geweint, weil das Sterben, mit all seinen Vorformen und Nachwehen, dem Leben gewichen sein wird. Der Tod, der soviel Leid und Elend in diese Welt gebracht hat, hat seine Macht verloren. Es wird nicht mehr getötet. Das Alte ist vergangen.

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Angehörige unserer Verstorbenen,
es ist gut dort, wohin uns unsere Lieben vorausgegangen sind. Eines Tages wird auch unsere Stunde da sein, wo wir dieses Leben verlassen werden und dann wünschen wir uns auch dort zu sein – bei Gott. Lasst uns die Zeit nutzen und richtig leben. Nur wer richtig lebt, der kann auch richtig sterben. Ich habe dazu einen kleinen Text gefunden, den ich Ihnen zum Schluss vorlesen möchte.

Wer ein Leben ohne Schmerzen will, sollte nicht geboren werden. Wer ein Leben ohne Tränen will, sollte niemals Kind sein. Wer ein Leben ohne Spannungen will, sollte nicht erwachsen werden. Wer ein Leben ohne Leiden will, sollte niemals lieben. Wer ein Leben ohne Mühe will, sollte nicht arbeiten. Wer ein Leben ohne Opfer will, sollte niemals eine Familie haben. Wer ein Leben ohne Enttäuschungen will, sollte nichts hoffen. Wer ein Leben ohne Abschiede will, sollte nicht alt werden. Wer ein Leben ohne Einsamkeit will, sollte nicht einmalig sein. Wer ein Leben ohne Ziel will, sollte nicht sterben. Wer aber ein richtiges Leben will, sollte mit Schmerzen geboren werden, Kind sein, erwachsen werden, lieben und arbeiten, Familie und Hoffnungen haben, einzigartig sein, alt werden und einmal in Gott hineinsterben. Dann wird er ein Leben ohne Schmerzen und Spannungen und Leiden, Mühen und Opfer, Enttäuschungen und Abschiede, Einsamkeit und Tod finden.

Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu! Amen.

20101103

Werner Otto Sirch: Christus Herr über Lebende und Tote

7.11.2010 - Drittletzter Sonntag im Kirchenjahr
Predigt Römer 14, 7-9

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Von der großen Eiche am Wiesenrand fiel das Laub. Es fiel von allen Bäumen. Ein Ast der Eiche stand hoch über den anderen Zweigen und ragte weit hinaus zur Wiese. An seinem äußersten Ende saßen zwei Blätter zusammen.
„Es ist nicht mehr wie früher“, sagte das eine Blatt. „Nein“, erwiderte das andere. „Heute Nacht sind wieder so viele von uns davon … wir sind beinahe schon die einzigen hier auf unserem Ast.“
„Man weiß nicht, wen es trifft“, sagte das erste. „Als es noch warm war und die Sonne noch Hitze gab, kam manchmal ein Sturm oder ein Wolkenbruch, und viele von uns wurden damals schon weggerissen, obgleich sie noch jung waren. Man weiß nicht, wen es trifft.“
„Jetzt scheint die Sonne nur selten“, seufzte das zweite Blatt, „und wenn sie scheint, gibt sie keine Kraft. Man müsste neue Kräfte haben.“
„Ob es wahr ist“, meinte das erste, „ob es wohl wahr ist, dass an unserer Stelle andere kommen, wenn wir fort sind, und dann wieder andere und immer wieder…“
„Es ist sicher wahr“, flüsterte das zweite, „man kann es gar nicht ausdenken… es geht über unsere Begriffe…“ „Und man wird auch noch traurig davon“, fügte das erste hinzu.
Sie schwiegen eine Zeit. Dann sagte das erste still vor sich hin: „Warum wir wohl weg müssen…?“ Das zweite fragte: “Was geschieht mit uns, wenn wir abfallen…?“
„Wir sinken hinunter…“
„Was ist da unten?“
Das erste antwortete: „Ich weiß es nicht. Der eine sagt das, der andere dies… aber niemand weiß es.“
Das zweite fragte: „Ob man noch etwas fühlt, ob man noch etwas von sich weiß, wenn man dort unten ist?“ Das erste erwiderte: „Wer kann das sagen? Es ist noch keines von denen, die hinunter sind, jemals zurückgekommen, um davon zu erzählen.“
Wieder schwiegen sie. Dann redete das erste Blatt zärtlich zum anderen: „Gräme dich nicht zu sehr, du zitterst ja.“
„Lass nur“, antwortete das zweite, „ich zittere jetzt so leicht. Man fühlt sich eben nicht mehr so fest an seiner Stelle.“
„Wir wollen nicht mehr von solchen Dingen sprechen“, sagte das erste Blatt. Nun schwiegen sie beide. Die Stunden vergingen. Ein nasser Wind strich kalt und feindselig durch die Baumwipfel.
„Ach… jetzt…“ sagte das zweite Blatt, „…ich…“ Da brach ihm die Stimme. Es ward sanft von seinem Platz gelöst und schwebte hernieder. – Nun war es Winter.


Liebe Gemeindeglieder, gerade jetzt in den grauen und kalten Tagen gehen meine Gedanken immer wieder hin zum eigenen Sterben. Ich denke, es geht vielen die im Herbst des Lebens sind so. Wir denken darüber nach, was dann sein wird: Was wird mich erwarten, wenn meine Lebenszeit abgelaufen ist? Wo werde ich sein? Wie werde ich mich selbst erleben – so wie das zweite Blatt gefragt hat: „Ob man noch etwas fühlt, ob man noch etwas von sich weiß, wenn man dort unten ist?“ Werden dort die sein, die ich geliebt habe, die mich geliebt haben? Werden wir uns erkennen?
Eine französische Karmeliterin hat kurz vor ihrem Sterben ihre Gedanken in einem Gedicht zusammengefasst. Sie hat es überschrieben:

Eine Liebe erwartet mich
Was auf der anderen Seite passieren wird,
wenn alles für mich
in die Ewigkeit gestürzt sein wird,
das weiß ich nicht.
Ich glaube, ich glaube allein,
dass eine Liebe mich erwartet.

Zwar weiß ich, dass es dann für mich
arm und ohne Gewicht darum geht
meine Bilanz abzuschließen
Aber denkt nicht, dass ich verzweifeln werde.
Ich glaube, ich glaube so sehr,
dass eine Liebe mich erwartet!

Das, was ich geglaubt habe, werde ich noch fester glauben
beim Schritt in den Tod.
Es ist eine Liebe,
auf die ich zugehe im Schreiten;
Es ist eine Liebe,
in die ich sanft hinabsteige.

Wenn ich sterbe, weint nicht;
Es ist eine Liebe, die mich nimmt.
Wenn ich Angst habe, und warum nicht? -
Erinnert mich einfach,
dass eine Liebe, eine Liebe mich erwartet.

Sie wird mich ganz öffnen
für ihre Freude, ihr Licht.
Ja Vater, ich komme zu Dir.
In dem Wind,
von dem man nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht,
zu Deiner Liebe, Deiner Liebe, die mich erwartet.


Unser Predigttext steht im Römerbrief im 14 Kapitel:
7 Unser keiner lebt sich selber, und keiner stirbt sich selber.
8 Leben wir, so leben wir dem Herrn; sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn.
9 Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, dass er über Tote und Lebende Herr sei.


Ein bekannter Text, den ich bei fast jeder Beerdigung am Friedhof spreche. Er lenkt unsere Gedanken hin auf Christus, ohne den wir nicht leben und nicht sterben können. Ohne Jesus sind wir lebendig tot. Für sich selbst leben, das ist die typische Art unseres fleischlichen Wesens. Es scheint so vernünftig, so aussichtsreich, so beglückend „für sich selbst zu leben“. Niemandem Rechenschaft zu schulden, auch sich selbst nicht. Und es ist doch Armut und Elend und endet in dem düsteren, leeren, grauenhaften „Sterben für sich selbst“. Jesus hat uns aus diesem „für sich selbst sterben“ erlöst. Nicht nur in unseren Gedanken oder in den Akten eines himmlischen Gerichtshofes.

Leben wir, so leben wir dem Herrn! Als Nachfolger Jesu, als die, die auf seinen Namen getauft sind und ihr Leben ihm anvertraut haben, gibt es für uns keine andere Möglichkeit mehr als mit unserem Herrn zu leben. Für uns ist das andere Leben tot – in dem wir nur für uns selbst leben. Es ist das Leben bevor Jesus bei uns eingezogen ist. Das Neue Leben ist die Folge unserer Entscheidung für ein Leben mit Jesus, zu dem wir von ihm gerufen und bekehrt wurden. Wir können nun nicht mehr für uns selbst leben, weil wir Jesus unser Leben anvertraut haben und ihm vertrauen, auf dessen Namen wir getauft sind.

Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Das kann ein Mensch sagen, der sein Leben mit Jesus gelebt hat, der gelernt hat ihm in allen Dingen zu vertrauen. Er weiß tief in seinem Herzen, dass Gott ihn nicht betrügen wird. Gott wird ihn nicht in einen ewigen Tod fallen lassen, in ein Nichts. Keiner von uns lebt für sich selbst und keiner stirbt für sich selbst. Bei allen Christen, auch bei den schwachen und unvollkommenen ist es so. Wir alle sind von Christus ergriffen. Wir leben für und mit Jesus. Darum sind wir im Sterben nicht mehr so schrecklich allein mit uns selbst.

Die Schriftstellerin Kristiane Albert-Wybranietz schriebt einmal:
Ich habe solche Angst zu sterben.
Aber damit verhindere ich nicht meinen Tod -
sondern behindere mein Leben.


Wir verdrängen in unserer heutigen Gesellschaft sehr gerne den Gedanken an den Tod. Wir haben es verlernt mit ihm zu leben, obwohl er uns an allen Ecken und Enden begegnet. Das Wissen darüber, dass unser Leben endlich ist blockiert uns, darum denken wir lieber nicht daran, setzten uns nicht mit unserem Sterben auseinander, denn wir fühlen uns durch den Tod in unserem Leben behindert. Wir verhindern den Tod nicht dadurch, dass wir ihn aus lauter Angst verleugnen. Aber wir behindern unser Leben, das mit jedem Tag ein Geschenk ist. Ein Geschenk dessen, der uns ins Leben gerufen hat und mit uns jeden Schritt unseres Lebens geht: Leben wir, so leben wir dem Herrn!

Es gibt aber auch ein Sterben in dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Dieses Sterben wird uns bei aller bleibenden Schwere des Sterbevorgangs trotzdem selig machen.

Darum: wir leben oder sterben, so sind wir des Herrn. Paulus hat den Sterbenden nicht einfach in den Himmel, in die „Herrlichkeit“ versetzt. Auch Christen sind nach dem Sterben zunächst „Tote“, das heißt aber nicht „Nichtse“, sondern Angehörige des Totenreichs, aus dem sie bei der Auferstehung der Toten auferstehen, wenn Jesus die Seinen aus den Gräbern herausruft. Aber das ist für Christen keine dunkle und unheimliche Existenz. So wie der Israelit Lazarus „in Abrahams Schoß“ war im Totenreich, so gehören die, die für den Herrn lebten und starben, auch im Totenreich ihm und stehen auch dort ganz unter seiner gnädigen Herrschaft. Ja, sie sind dort anders und näher mit ihm zusammen. Sie sind bei Christus.

Wohl mir, dass ich JESUM habe,
o wie feste halt ich ihn,
dass er mir mein Herze labe,
wenn ich krank und traurig bin.
Jesum hab ich, der mich liebet
und sich mir zu eigen gibet,
ach, drum lass ich Jesum nicht,
wenn mir gleich mein Herze bricht.

Jesus bleibet meine Freude,
meines Herzens Trost und Saft.
Jesus wehret allem Leide.
Er ist meines Lebens Kraft.
Meiner Augen Lust und Sonne.
Meiner Seele Schutz und Wonne.
Darum lass ich Jesum nicht
aus dem Herzen und Gesicht.

Amen.

20101102

Martin Adel: Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben

31.10.2010 - Reformationsfest
Röm 3,21-28

Predigttext (Zürcher)
21 Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten.
22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.
25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.


Liebe Gemeinde,

wir Theologen verhandeln diesen Text unter der zentralen Botschaft der Rechtfertigungslehre. Der Mensch, gerechtfertigt vor Gott allein aus Gnade. Und Luther hat daraus die Kraft gezogen, um sich gegen die ganze, damalige Kirche zu stellen.
Aber was heißt dieses Wort heute? Was bedeutet es für uns?
Lassen sie mich einen Auslegungsversuch machen.

Wir wissen alle, wie das Leben läuft.
Wer etwas leistet, bekommt auch seinen Lohn. Wer sich anstrengt, der hat auch Erfolg. Und wer Erfolg hat und Lohn, der gehört dazu, denn er kann sich etwas leisten. Und wer sich etwas leisten kann, der hat auch Ansehen. Und wer Anstehen hat, der geht aufgerichteter, aufrechter durchs Leben. Er versteckt sich nicht, sondern hat Selbstbewusstsein. „Ich muss mir nicht alles gefallen lassen, schließlich bin ich auch wer!“

Und wir, wir wissen alle, ein Hauptproblem von Arbeitslosigkeit ist, dass das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen einen Knacks bekommt. Nicht im Sprücheklopfen oder Dumm daher reden, das wird meistens mehr, je mehr jemand unter dem erdrückenden Zustand leidet. Andere verfallen ins Schweigen, weil sie ja eh nichts mehr zu sagen haben.
Das innere, mich stabilisierende Korsett kommt ins Wanken und droht zu zerbrechen. Wer bin ich? Was bin ich dann noch? Was bin ich wert?
Eine Konfirmandin schrieb einmal bei der Konfirmandenanmeldung beim Beruf ihrer Eltern: Arbeitslos. Beide Elternteile hatten einen gelernten Beruf, das wusste ich, doch hier drängte sich in den Vordergrund, was das Leben dieser Familie so gewaltige bestimmte: arbeitslos.
Und Väter verlieren ihr Gesicht vor ihren Frauen, vor ihren Kindern – oder meinen es zumindest.
Und sie können sich vorstellen, wie das Mädchen aufblühte, als der Vater endlich wieder Arbeit gefunden hatte.

Wenn unsere Jugend 30, 40 Bewerbungen schreiben muss und genauso viele Absagen bekommt, dann macht das mich wütend, weil ihnen jeder nur beigebracht hat, du musst fleißig sein und du musst dich bewerben, bewerben und wir haben ihnen oftmals kein Handwerkszeug mitgegeben, wie sie mit den Ablehnungen und Enttäuschungen zu Recht kommen können.

Wir nennen das Leistungsgesellschaft. Eigentlich müsste es heißen: Hochleistungsgesellschaft. Immer volle Konzentration und immer maximale Leistung.
Und unter diesem Alltag, verändert sich unser inneres Ich. Die Bereitschaft zum Nachgeben, zum Verständnis, zur Großzügigkeit, zur Geduld entschwindet uns. Einer wird dem anderen zum Konkurrenten. 3-2-1-meins. Pech gehabt. Glück gehabt. „Bitte nach ihnen“ – kennen wir nicht mehr.

Natürlich bin ich auch ein guter Deutscher. Ich bin auch leistungsorientiert und bringe mein Können voll in meinem Beruf ein. Auch noch bis spät in die Nacht. Und es ist ja auch gut, dass wir fleißig und ordentlich und gewissenhaft arbeiten. Aber müssen wir deshalb schon rücksichtslos, gnadenlos und unbarmherzig werden, in unserem Denken, in unserem Reden, in unserem Tun?
Wenn diese Haltung uns zur alles bestimmenden inneren Überzeugung, ja sogar uns zur Religion wird, dann sind wir auf dem falschen Weg. Weil auf dem Altar der Leistungsgesellschaft und des Leistungsglaubens der Mensch und die Menschlichkeit auf der Strecke bleiben.
„Warum sollte es denen besser gehen, als uns damals“ – sagte mir einmal ein altes Ehepaar Heimatvertriebener. Wir mussten 1945 auch auf Stroh schlafen, da können die Asylbewerber heute auch auf Stroh schlafen.
Im Alten Testament heißt das: Auge um Auge. Zahn um Zahn.
Drei Sätze später erzählten sie mir dann, dass sie sich alle drei Jahre eine neue Couch gönnen – und geben mir am Ende 5 Euro mit für die Armen in der Gemeinde.

Wir spüren gar nicht mehr, wie wir, die wir oft nicht unerheblich unter dem permanenten Leistungsdruck leiden, selbst dann Täter dieser Leistungsreligion geworden sind, verachtend und verletzend gegenüber meinem Nächsten. Und die Abfälligkeiten, mit denen wir über den anderen Urteilen, verkehren sich sehr schnell gegen einen selbst, wenn man einmal nicht mehr zu den Gewinnern, zu den Leistungsträgern, zu den Gesunden und Gebrauchten gehört und selbst geopfert werden auf dem Altar der Hochleistungsreligion.

Doch Gott stellt sich in Jesus Christus gegen dieses gnadenlose und unbarmherzige Verhalten. Im Leistungsglauben wird der Mensch verheizt. Er hat nur noch seinen Wert und seine Würde, wenn er etwas bringt. Wenn er etwas leistet – dann gehört er dazu. Und dagegen spricht Gott sein Nein.
Und deshalb heißt es in unserem Predigttext:
21 Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt – allein - durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben.
In einem solchen Glauben bin ich etwas wert, auch wenn mir andere permanent sagen oder mir zeigen, dass ich nicht dazu gehöre – und ich es womöglich selbst schon zu glauben anfange.
In einem solchen Glauben müssen nicht mehr nur wir für die Hartz IV – Empfänger vor der Lorenzkirche stehen, sondern die, die vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind, stehen selber dafür ein, weil sie sich nicht mehr verstecken müssen, ängstlich wartend, dass sie bei der nächsten Bewerbung sofort k.o. zu Boden gehen, wenn es da heißt: Sie waren ja schon einmal im Gefängnis. Mit diesen Zähnen können wir sie nicht gebrauchen. Da ist eine Lücke in ihrem Lebenslauf. Bei ihrem Alter und ihrer gesundheitlichen Vorgeschichte können wir uns nicht erlauben …
In unserem Predigtwort heißt es:
22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.
In einem solchen Glauben müssen wir nicht mehr mundtot werden, reduziert auf meine Schwächen, auf meine Fehler, auf meine Vorgeschichte, auf mein Alter.
Die 30igste Bewerbung schlägt mir dann zwar immer noch gewaltig auf´s Gemüt, aber ich erlaube der Absage nicht mehr, dass sie meine ganze Person, mein ganzes Denken und Fühlen bestimmt und mich erdrückt.
Die Psychologie ist das eine. Und die Freunde, die Familie, die zu mir Halten, sind ebenfalls unbezahlbar wertvoll.
Aber das ist zu wenig, wenn die Selbstzweifel über mich herein brechen. Dann braucht es ein noch mächtigeres Wort, das alle diese Zweifel niederringt. Dann braucht es den festen Glauben und die Gewissheit, dass dieses Wort gilt, unausweichlich gilt … und werde ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist.

Dadurch ist noch kein Cent mehr in meinem Geldbeutel und meine Vorgeschichte bleibt meine Vorgeschichte, aber innerlich wächst in mir eine Haltung heran, die mich wieder aufrichtet und ausrichtet und ich muss mich nicht mehr abseits fühlen, sondern ich gehöre vollwertig und gleichwertig dazu – allein aus Glaube.
Das ist das Evangelium, wenn es zum Schluss heißt:
Gott hat Jesus Christus für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht – und aufrichtet - den, der da lebt aus dem Glauben – nicht an sich selbst, sondern - an Jesus.
Amen

20101025

Ute Lehnes-de Fallois: ... um Gott zu gefallen

20. Sonntag nach Trinitatis - 17.10.2010
Predigt zu 1. Thess 4,1-8

Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut – dass ihr darin immer vollkommener werdet.
Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht.
Und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.
Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.
Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.
Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.


Laßt uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

1. Thema: das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden (Martin Luther)

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.
Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles.

So hat Martin Luther das Leben von uns Christen beschrieben.

Ein Christ ist immer im Werden
Ein Christ ist nie fertig.
Er ist immer auf dem Weg.

Und dieses Unterwegs Sein ist es,
was uns als Gemeinde Jesu Christi miteinander verbindet.
Die Jüngeren mit den Älteren,
die Frauen mit den Männern und
die alt Eingesessenen mit den neu Zugezogenen.
Wir alle haben ein Stück unseres Weges hinter -
und ein mehr oder weniger langes Stück noch vor uns.
Die einen sind weiter und reifer, weil ihnen das Leben schon so manches geschenkt, aber auch schon so manches abverlangt hat.
Die anderen sind noch nicht ganz so weit, weil sie manche Erfahrung noch nicht machen durften - - - oder auch noch nicht mussten!
Und es nicht immer eine Frage des Alters,
wie weit wir in unserem Leben und Glauben schon gekommen sind.
Welche Erfahrungen und Erlebnisse unser Leben prägen.
Und auf welcher Etappe unseres Weges wir uns gerade befinden.

Doch ganz gleich, wo wir gerade gehen und stehen,
eines verbindet uns als Gemeinde Jesu Christi:
Im Glauben hat keiner von uns jemals ausgelernt.
Oder wie Martin Luther es sagt:
Denn das Leben ist kein Frommsein, sondern immer ein FROMMWERDEN.

Und so wird der Weg auch zugleich zu unserem Ziel:
Zum Fromm werden, zum Frömmer werden,
zur täglichen Einübung in Glaube und Gebet.
Und auf diesem Weg ist unser Ziel zugleich,
dass wir uns immer mehr dem annähern, wie Gott uns haben will,
dass wir immer mehr dem Bild gleich werden,
das ER, der Schöpfer, von uns hat,
dass wir leben als sein Ebenbild in Liebe IHM und den Menschen.

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang!

2. Paulus spricht uns an

So spricht uns Paulus in unserem heutigen Predigtwort an:

Liebe Schwestern und Brüder, ihr habt von uns empfangen, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut. So bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, dass ihr darin immer vollkommener werdet.

Paulus lobt uns erst einmal und will uns so Mut machen,
unseren begonnenen Weg fortzusetzen.
Der Weg, den ihr bisher gegangen seid, so sagt er,
der war gut, aber ihr könnt es noch besser,
noch vollkommener, noch inniger, noch frömmer, demütiger und liebevoller!

So bittet und ermahnt er uns,
uns immer wieder täglich neu daran zu erinnern,
wie wir leben sollen, um Gott zu gefallen.
Und wir wissen, wie wir Gott gefallen.
Christus hat es uns ja gesagt im Doppelgebot der Liebe,
dass wir den Herrn, unseren Gott lieben sollen von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst.

Darum bittet und daran erinnert uns Paulus.
Doch er befiehlt es uns nicht.

Und er hat recht damit.
Denn dass ein Mensch liebevoll mit seinen Mitmenschen umgeht, sich täglich neu in die Liebe zu Gott und den Menschen einübt,
das kann man nicht befehlen!
Das muss von innen heraus aus dem Herzen kommen.
Und dazu kann man nur herzlich einladen,
manchmal auch dazu ermahnen, daran erinnern,
aber befehlen kann man es nicht!

Ich kann den Konfirmanden nicht befehlen,
dass sie doch bitte im Gottesdienst endlich aufhören sollen,
mit dem Fuß gegen die Holzbänke zu treten.
Denn schaue ich nicht hin,
werden sie es wieder tun.
Sie werden erst damit aufhören,
wenn sie verstanden haben,
dass das andere in ihrer Andacht stört!
Und dass es im Leben manchmal auch um Rücksichtnahme geht,
und nicht immer nur um das eigene Vergnügen.
Und wenn sie das nicht nur gehört und vom Kopf her vielleicht sogar verstanden haben, sondern wenn die Bitte bis in ihr Herz dringt,
dann werden sie damit aufhören.
Die Einsicht muss von innen, von Herzen kommen,
sie muss „beherzigt“ sein – im wahrsten Sinne des Wortes,
und dann wird sich das Verhalten ändern.

An der Stelle möchte ich Abbitte bei den Konfirmanden tun,
und euch sagen, dass es bei den Erwachsenen ganz genau so ist.

Denn auch Erwachsene tun manchmal Dinge, von denen sie wissen, dass sie so vielleicht nicht ganz in Ordnung sind, dass sie mit ihrem Verhalten anderen schaden, aber so lange es keiner sieht und ihnen die innere Einsicht fehlt, machen sie auch weiter wie bisher.

Fairness, Rücksichtnahme und Nächstenliebe lassen sich eben nicht befehlen, sondern sie müssen einem zur Herzenssache werden, die letzten Endes der Heilige Geist in uns bewirkt!
Und Paulus wünscht sich nichts sehnlicher für uns,
als dass wir auf unserem Weg dem Geist Gottes Raum geben und IHN in uns wirken lassen.

3. das erste Beispiel: Partnerschaft

Durch zwei Beispiele will Paulus uns das verdeutlichen.

Und er wählt dafür das sechste und das siebte Gebot:
„Du sollst nicht ehebrechen“ und
“Du sollst nicht stehlen“

Zwei Themen, die bis heute aktuell geblieben sind.
An ihnen möchte er uns zeigen, wie es konkret aussieht,
wenn die Liebe zum Maßstab unseres Handelns wird.

Zum Thema Partnerschaft schreibt Paulus:
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht... und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung

Damit warnt uns Paulus vor einer lieblosen Lust, die den anderen nur besitzen will, die den anderen nur haben will wie eine Sache, die man nehmen, kaufen und bei Nicht – mehr - Gefallen auch wieder wegschmeißen kann.
Das, so sagt er, macht eine Beziehung unheilig.
Denn sie raubt dem Partner die Würde,
und damit raubt sie letzten Endes auch die eigene Würde.
Menschen können sich nicht besitzen.
Ehepartner können sich nicht besitzen.
So wie man eine Sache besitzt.
Eine Sache hat man, solange sie ihren Dienst tut, solange sie einem gefällt.
Bei Nichtgefallen gibt man sie zurück,
bei einem Defekt schmeißt man sie weg.
Aber ein Mensch ist keine Sache.
Der Mensch hat eine Seele und er hat Gefühle,
und je näher sich zwei Menschen sind,
desto schmerzlicher sind die Verletzungen.

Treue und Zuverlässigkeit,
Aufrichtigkeit und Offenheit,
sind Werte ohne die es auf Dauer nicht geht.
Nicht in einer Ehe,
nicht zwischen Eltern und Kindern,
nicht unter Freunden.
Und eigentlich wissen wir das alle.
Aber beherzigen wir es auch?

In Liebe sollen wir miteinander leben.
Aufeinander Rücksicht nehmen und dem anderen Respekt entgegen bringen.

Aber schaffen wir das so selbstverständlich?
Oder müssen wir uns täglich neu darin einüben,
uns täglich daran erinnern und uns dazu manchmal auch ermahnen lassen?

Ich meine: JA.
Denn es ist nicht immer so leicht, den Versuchungen unserer Zeit zu widerstehen. Paulus nennt es Unzucht. Ich würde es in einer Partnerschaft als Untreue oder „Fremdgehen“ bezeichnen. Und da reicht die Palette weit: vom one-night stand – einmal ist keinmal- über die außereheliche Beziehung, es wird schon keiner merken, bis letzten Endes dann eben auch hin zur Scheidung, weil der eine oder die andere hat es dann eben doch früher oder später gemerkt!
Was da so harmlos daher kommt, endet oft mit tiefen Verletzungen.
Darum meidet, was euch - und euren Kindern -schadet.
Da ich selbst geschieden bin, erlauben Sie mir eine Anmerkung:

Und wenn es dann schon so ist, dass es gar nicht mehr geht, aus welchen Gründen auch immer, es muss ja nicht unbedingt die Untreue der Auslöser für eine Trennung sein, so kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen. dann ist es gut, auch in so einer krisenhaften Zeit, zu versuchen die eigene Würde zu wahren und Gott zu bitten einem so viel Kraft zu geben, dass man dem Partner der geht, auch diese Würde zugesteht. Auch wenn die Liebe zu einem Menschen unwiederbringlich vorbei ist, ist es kein Grund, dem anderen noch mit allen mitteln Schaden zufügen zu wollen.

Aber in der Situation wird das leider viel zu oft vergessen.
Und dann wird alles nur noch schlimmer und am meisten für einen selbst.

4. das zweite Beispiel: Handel und Geld

Ich komme zum zweiten Beispiel, das Paulus wählt:
Der Umgang mit dem Geld –
Auch bis heute ein delikates Thema geblieben!

Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel ....

Sie kennen vielleicht den Spruch:
Beim Geld hört die Freundschaft auf !
Heißt das:
Geld ist ein höheres Gut wie Freundschaft?
Oder heißt es:
Wenn es ums Geld geht, darf auch getrickst werden?
Und dem Finanzamt muß man noch lange nicht alles sagen !
Reden ist Silber, aber bei der Steuererklärung Schweigen ist Gold?
Aber auch in diesem Fall bezieht Paulus eine ganz eindeutige Position:

Gottes Gebote sind dazu da, um uns auch vor uns selbst zu schützen.
Uns davor zu schützen, dass wir uns auch hier unserer eigenen Würde und Wahrhaftigkeit berauben.
Dass wir anfangen, anderen das vorzuenthalten, was ihnen zusteht,
dass wir betrügen und
uns so auf Kosten eines einzelnen oder der Allgemeinheit bereichern.
Und am Ende dastehen, und nur noch dem Mammon dienen in der irrigen Meinung, Geld allein könne uns glücklich machen.

Davor will uns Paulus bewahren.
Er will uns davor bewahren, dem eigenen Egoismus zu verfallen und den Geist Gottes in unserem Leben zu verspielen.

Der Versuchungen und Anfechtung gibt es viele in unseren Tagen –
Und auch, wenn es uns nicht immer leicht fällt,
lassen Sie uns Liebe „üben“, im wahrsten Sinne des Wortes –
lassen Sie uns einüben in dieses Vertrauen auf Gottes Geist und lassen Sie demütig sein vor unserem Gott.

Das wird uns vor Enttäuschungen und Verletzungen bewahren,
vor Egoismus und Betrug.
Die Liebe zu Gott und den Menschen wird uns als Christen stärken auf unserem Weg, auch wenn uns viele wegen unseres Glaubens nur noch belächeln.

Dieses tägliche Einüben in die Liebe wird uns sicher niemals zu vollkommenen Menschen machen, aber es wird uns zu reiferen, gelasseneren, liebevolleren, glücklicheren und heiligeren Menschen machen.

Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

20101020

Werner Otto Sirch: Neu werden ...

19. Sonntag nach Trinitatis - 10.10.2010
Predigt Epheser 4, 22-32

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus!

1. Hinführung

Wenn wir im Internet bei Google unter dem Stichwort „neuer Mensch“ auf Suche gehen, erhalten wir unter www.neuer-mensch.de als erste Fundstelle ein Info-Portal für Schönheitsoperationen, Brustvergrößerungen, Fettabsaugen etc.

Es scheint also Nachfrage vorhanden zu sein nach dem neuen Menschen. Man will nicht so bleiben wie man ist, will schöner und besser werden, begehrter, anziehender. Man erwartet, dass die plastische Chirurgie dabei helfen kann, solch einen Wunsch zu erfüllen. Ihr wird zugetraut, dass sie das bewältigen kann. Ein „Neuer Mensch“ werden heißt nach dem Ergebnis meiner Internetrecherche: „Neuer (gestraffter) Körper“.

Es ist aber nicht jedermanns Sache, sich freiwillig unters Messer zu legen – auch wenn es um die Schönheit geht. Also muss es auch anderes gehen, um sich zu renovieren, das Alte zu verlassen und als neuer Mensch fühlen zu können. Vielleicht hilft der Besuch in einem Modegeschäft oder Bekleidungshaus. Sich von Grund auf neu einkleiden, vielleicht hilft das. Für viele auch nicht ganz einfach, nicht nur wegen dem Fehlen des entsprechenden Kleingeldes. Manche lieben ihre alten Klamotten. In ihnen fühlen sie sich wohl, ganz „ich selbst“ und wissen nicht so recht, wie ich sie sich in ganz anderer, neuer Kleidung, fühlen sollen. Es verunsichert, durch neue Kleider ein anderer zu sein.

Vielleicht ist es doch besser, der Alte zu bleiben. Den kenne ich, mit ihm fühle ich mich sicher, auch wenn ich ihn manchmal hasse, aber er gehört zu mir und ich gehöre zu ihm.

Der Apostel Paulus hat zu diesem Thema: „neuer Mensch“ auch etwas zu sagen. Hören wir, was er im Epheserbrief im 4. Kapitel dazu schreibt.
Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

2. Legt ab

„Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begiereden zugrunde richtet.“
Das klingt wie ein Befehl. Als ob das so einfach wäre, einfach mal so (schnipp) und dann ist das, was mich schon immer an mir geärgert hat, weg. Meine Verträge, die ich mit mir in meinem bisherigen Leben geschlossen habe, sind aufgelöst. Ich bin plötzlich ein ganz anderer Mensch. Alles was in mir krank war, was meine Seele verletzt und verwundet hat ist geheilt. Gute Vorstellung, aber geht das so einfach? Und wie kann ich damit umgehen?

Im Rummelsberger Brevier lese ich zu diesem Text folgende Gedanken: Wer sich umzieht ist für einen Moment nackt. Wer umdenkt, erlebt zwischen alten und neuen Gedanken einen Moment der Unsicherheit, vielleicht der Leere. Wo umgeräumt wird, herrscht zwischen alter und neuer Ordnung Chaos. Wir lieben sie nicht, die Nacktheit, die Unsicherheit, das Chaos – diese Begleiter der Veränderung. Wir wollen uns keine Blöße geben. Wir wollen Ordnung und Sicherheit. Und doch ist in uns oft die Sehnsucht groß, dass sich bei uns etwas ändert, dass wir anders werden können, dass wir neu anfangen dürfen. Wir fühlen, dass manches so nicht weitergehen kann, wir möchten es besser, wir möchten es anders machen – aber wie nur? Es belastet uns, dass es auch unter uns, die wir Christen sind, Unwahrheit, Verleumdung, üble Nachrede, Diebstahl, Unversöhnlichkeit und Zorn gibt. Wir müssen zugeben, dass Wilhelm Busch recht hat wenn er dichtet:
„Wenn alles sitzen bliebe,
was wir an Hass und Liebe
so alles voneinander Schwätzen,
wenn Lügen Haare wären,
wir wären rau wie Bären
und hätten keine Glatzen.“


3. Neuwerden

Wir wollen oft anders sein, auch wenn wir uns als getaufte Christen nicht mehr im Herrschaftsbereich des Bösen wissen. In unserer Taufe haben wir das wiederbekommen, was uns einst im Sündenfall verlorengegangen war: Gottes Ebenbildlichkeit. Wir sind ein anderes Wesen geworden und doch haben wir uns immer wieder in weltliches Sündenleben hineinziehen lassen. Was haben wir alles versucht, was haben wir uns an guten Vorsätzen vorgenommen – und sind trotzdem immer wieder gescheitert!

Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. So ist die Sichtweise des Paulus. Sie vermittelt Perspektive: Erneuert euch, ihr müsst nicht so weitermachen wie bisher. Brich mit der Sünde, die immer wieder Einfluss auf dein Leben nimmt. Brich mit ihr und zwar so gründlich, wie man ein Kleidungsstück auszieht. Manche meinen, dass man sich allmählich von seinen Sünden lösen kann und lernen muss nach und nach Gott zu lieben und mit ihm zu leben. Auf diese Weise brechen wir nie völlig mit der Sünde und geben uns nie ganz an Gott hin. So bleibt die Türe zu unserem alten Leben immer einen Spalt offen. Äußeres Verbessern, Polieren, Flicken bringt keine Änderung, bringt auch kein neues Leben hervor. Der Mensch kann nicht erneuert werden durch allmähliche Besserung.

4. Bekehrung Grundlage allen Christentums
Wenn unser Leben neu werden soll, so muss es neu geboren werden. Es muss neu geboren werden in Christus. Jesus muss in unser Herz, in unser Wesen einziehen. Er muss ein neuer Mensch werden. Paulus sagt wir sollen diesen neuen Menschen anziehen wie ein neues, unbeflecktes Kleid. Dadurch wird neues Denken, neues Reden, neues Handeln unser Leben bestimmen. Jesus wird zum Herr über uns. Unser Leben wird sich ändern. Weil Jesus bei uns eingezogen ist, darum ... ja, darum hat dies Folgen.

5. Darum ...
Paulus hält der Gemeinde in Ephesus einen Lasterkatalog vor. Einen Lasterkatalog, der auch für uns und bei uns aktuell ist. Paulus legt damit seine Finger in die Wunden der Gemeinde in Ephesus. Und er legt seine Finger auch in unsere Wunden, die wir uns geschlagen haben, weil wir in der Illusion gelebt haben, wir könnten uns vor Gott verstecken. Dabei haben wir, die wir zum Leben bestimmt sind, uns selbst verfehlt und uns vom Tod bestechen, bzw. faszinieren lassen. Wir haben uns geöffnet für Dinge die nicht von Gott sind, die Beziehungen zu anderen Menschen zerstören und oft genug unser Heil dort gesucht, wo wir getäuscht und zum Spielball anderer geworden sind. Wir haben Schaden an unserer Seele genommen. Ein Schaden der zugleich Raub an der Gemeinde und an der Ehre Gottes ist.

Paulus schreibt: Darum, weil ihr durch Christus neue Menschen geworden seid, darum lügt nicht mehr, zürnt nicht mehr, gebt dem Teufel nicht nach, stehlt nicht, lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist und betrübt den Heiligen Geist nicht usw..

Darum - weil wir durch Jesus Kinder Gottes geworden sind, können wir nicht mehr leben wie die Welt es uns vormacht. Wir können uns nicht mehr mit den Maßstäben messen nach welchen die Welt misst. Was die Welt als gut oder böse befindet braucht für den Gläubigen noch nicht gut oder böse sein. Das Urteil fällt von unserem Glauben her, es muss geistlich gerichtet sein.

Eine Folge unserer Bekehrung zu Jesus ist, dass wir die Wahrheit reden. Paulus sagt: „Legt die Lüge ab“.

6. Legt die Lüge ab

Was lügen wir uns nicht alles vor. Oft genug deshalb, weil wir nicht den Mut haben, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Wie oft lügen wir anderen etwas vor, täuschen und tricksen, führen andere hinters Licht weil wir nicht zu dem was wir getan haben stehen wollen oder stehen können, weil wir die Folgen fürchten; oder in der Lüge einen Vorteil für uns sehen. Manchmal entdecke ich, dass ich Misstrauisch bin, nicht sicher bin, ob mein Gegenüber mir die Wahrheit erzählt oder mich nur benutzen will für seine Zwecke. Folge der Lüge – wir trauen uns eigentlich nicht mehr, weil der Mensch von seinem Wesen her ein Lügner ist. Die Lüge abzulegen lässt sich nicht mit menschlichem Willensentschluss erreichen. Dort wo wir dem alten Menschen absagen, dort wird auch unser Lügenwesen sterben. Gott ist Wahrheit. Jesus ist und war der einzige Mensch, dessen Wesen stets und ständig die absolute Wahrhaftigkeit und Wahrheit war. Wenn Jesus Herr über uns wird, dann können wir keine Knechte der Lüge mehr sein. Wie wollen wir diesem Gott der Wahrheit dienen, wenn wir Lügner sind und damit Knechte dessen, der die Lüge ist?

Die Unwahrheit des Menschen beginnt nicht dort, wo bewusst die Unwahrheit ausgesprochen wird. Lüge beginnt, wo der Mensch in Gebärden, Worten und Taten, in seiner wirklichen Gesinnung, etwas ganz anderes vorgibt zu sein als er wirklich ist.

Leben ohne Gott ist und bleibt eine einzige große Lüge; denn solch ein Leben beruht nicht auf Gott, steht nicht unter der erlösende Kraft des Blutes Jesu und und der Kraftwirkung des Heiligen Geistes. Es steht als Lüge unter der Herrschaft einer widergöttlichen Macht. Wer den anderen anlügt, sei es durch Gedanke, Gebärde, Wort oder Tat, der bringt eine Störung in die Lebensgemeinschaft der Gemeinde, und zwar dadurch, dass er die Liebe und das Vertrauen, das ihn mit dem Nächsten verbindet abbricht.

7. Zorn

Der Weg der Lüge führt schnell zum Zorn.
Dort, wo man nachträgt, wo man nicht vergessen kann, dort ist man persönlich beleidigt, dort glaubt man an die eigene Ehre, die verletzt sei. Wenn man den Zorn im Herzen behält, dann bricht der menschliche Zorn bei uns ein, der ein Stück der widergöttlichen Welt ist. Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, das ist die des Apostels Paulus damit er sich nicht in unserem Wesen festsetzt.

Darum, liebe Gemeinde, lasst uns auf der Hut sein, beim Bösen, bei der Lüge und beim Zorn. Lasst uns nicht sicher sein, dass wir den Heiligen Zorn haben, mit dem wir als guten Eifer für die Sache Gottes eintreten. Es ist oft in Wirklichkeit nur persönliches Erregtsein und persönliches Beleidigtsein.

8. Faules Geschwätz
Ein Letztes das ich ansprechen möchte.
Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut.
Dazu habe ich eine kleine Geschichte gefunden, die ich Ihnen zum Schluss vorlesen möchte.
Ganz aufgeregt kam einer zum weisen Sokrates gelaufen: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund ... ” „Halt ein!” unterbrach ihn der Weise. „Hast du das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe gesiebt?” „Drei Siebe?”, fragte der andere verwundert. „Ja, drei Siebe. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?” „Nein, ich hörte es erzählen.” - „So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft, es ist die Güte. Ist, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, so doch wenigstens gut?” „Nein, das ist es nicht, im Gegenteil.” Der Weise unterbrach ihn: „Lass uns auch noch das dritte Sieb anwenden und fragen, ob es notwendig ist, mir das zu erzählen, was dich so erregt.” „Notwendig nun gerade nicht:” „Also”, lächelte der Weise, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit!”

Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Amen.

20100913

Ute Lehnes-de Fallois: All eure Sorgen werft auf ihn

15. Sonntag nach Trinitatis - 29.8.2010
1. Petrus 5, 5c-11

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wißt, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,
den wird ER wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.


Lasst und in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.

(Stille)

Votum: All eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.
(1. Pt 5,7)
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder in Christus!

1. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch

Da will uns EINER Mut machen,
da will uns EINER aufrichten, stärken, kräftigen und gründen!
Da will uns EINER befreien von allem, was uns so oft niederdrückt und uns krümmt!

All eure Sorgen werft auf IHN, denn ER sorgt für euch!

Wirf deine Sorgen einfach weg -
schnür dein Sorgenbündel und wirf es vor das Kreuz!

Ein wunderbares, ein kräftiges und dynamisches Bild entsteht da vor meinem inneren Auge.
Ich stelle mir vor, wie ich alles einpacke,
was mir Sorgen macht, wovor ich Angst habe, worunter ich leide.
All das Misstrauen, das ich hege,
all die Enttäuschungen in meinem Leben,
all die zerplatzten Träume,
die Versagensangst,
die Angst um die Gesundheit meiner Lieben.
All das schnüre ich zu einem Riesenbündel zusammen und dann heb ich das Bündel mit aller Kraft hoch und schmeiß es einfach weg von mir.

Wenn’s nur so leicht wär!
Da treibt mich doch schon die nächste Sorge, dass mein Bündel viel zu schwer wäre, um es überhaupt noch hochheben zu können.

Die riesigen Strohballen draußen auf den Feldern fallen mir ein,
in der Erntezeit von den Bauern in Plastikfolie eingeschweißt –
mannshoch, riesig, schwer.
So einen Ballen kann man nicht mehr einfach werfen,
da braucht’s schon eine Seilwinde, um ihn überhaupt noch auf den Hänger hoch zu bringen.

Und doch - wie gerne würde ich das:
Endlich mal die Sorgen wegschmeißen,
mir endlich keine Sorgen mehr machen,
nicht um die Kinder,
nicht um den Beruf,
nicht um die Arbeit,
nicht um die Gesundheit.
Nicht um die Alten und Einsamen.
Nicht um die Tausende in Pakistan,
denen das seuchenverdreckte Wasser ihr Hab und Gut weggespült hat.

Wie sehr ich mir das wünsche!
Endlich frei zu sein,
nicht ewig darüber zu grübeln: was einmal sein wird?

Wie sehr ich mir das wünsche,
nicht immer diese Wand von Problemen vor Augen und im Rücken zu haben.
Wie sehr ich mir die klare Sicht und den aufrechten Gang wünsche !

Ich weiß nicht, wie es Ihnen da geht,
aber ich muss mich immer wieder neu in mein Gottvertrauen einüben.
Es ist nicht mehr automatisch einfach da so wie in meiner Kindheit,
sondern ich muss mich immer wieder neu daran erinnern,
dass Jesus Christus auch für mich gestorben ist,
für meine Angst, für meine Sorgen und für meine Schuld!
Und dass auch ich mein Bündel an Sorgen vor sein Kreuz bringen darf.

Denn ER sorgt für mich. Täglich neu.
Und indem ich mich selbst täglich neu daran erinnere,
verliert dieser riesige Strohballen an jahrelangen Sorgen und Prägungen seine Bedrohlichkeit.
Denn ich fange an, die Jahre in Tage zu zerlegen.
Nicht ein Riesenballen liegt dann am Ende vor mir, sondern viele kleine Bündel: handlich und nicht schwerer, als ich sie täglich heben und von mir werfen kann. Denn es ist (ja auch) genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat!
Täglich neu auf Gott vertrauen,
das ist es, was uns von einer zu schweren Last befreit.
Was uns aufrichtet und uns aufrecht gehen lässt.

2.„Alle miteinander haltet fest an der Demut, denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade!“

Alle miteinander haltet fest an der DEMUT – und am Gottvertrauen!

Demut hat nichts zu tun mit einem gesenkten Blick und einem gebeugten Gang. Gott will uns nicht klein machen, nicht niederdrücken und uns krumm und bucklig sehen.

Die Demut ist das Wissen, dass ich nicht selbst der Schöpfer oder die Schöpferin meines Lebens bin. Die Demut ist das Wissen und das Vertrauen darauf, dass ein anderer für mich sorgt. Die Demut bindet sich im Gebet und in der Stille täglich neu an Gott.
Daran erinnert euch!

Wir leben in einer Zeit, in der der Glaube und die Demut immer mehr aus der Mode kommen. In einer individualisierten Gesellschaft geht es um den eigenen Verdienst, um die eigene Lebensgestaltung, um das, was ich selbst mir aus eigener Kraft verdiene.
Erfolgreich zu sein und etwas zu erreichen ist etwas sehr Schönes!
Nur wenn man den Blick auf Gott dabei verliert, das Danken vergisst und meint, alles Glück und aller Erfolg seien eine Selbstverständlichkeit, dann ist das hochmütig.

Demut aber bedeutete ursprünglich so viel wie „Dien-Mut“,
der Mut zu dienen !

Eigentlich etwas ganz Positives: den MUT, zu dienen.
Den MUT, Gott und meinem Nächsten zu dienen an dem Ort, an dem Gott mich gestellt hat. Meiner Lebensaufgabe gemäß.
Im Beruf, in der Familie, in der Stadt und in dem Land, in dem ich lebe.
Den MUT, diese Lebensaufgabe so gut wie möglich zu erfüllen.
Den MUT, zu dieser Aufgabe zu stehen und auch
den MUT, Fehler zuzugeben.
Das ist Demut.
Wenn ich mir meiner eigensten Aufgabe bewusst bin, dann brauche ich nicht hochmütig zu werden und klein bin ich dann schon lange nicht mehr.

3. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher ......

Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge! Dem widersteht, fest im Glauben und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.

Nüchtern bleiben.
Bleib nüchtern. Bleib auf dem Boden.
Und wir meinen damit meist eine Sachlichkeit ohne Emotionen.
Aber das ist hier nicht damit gemeint, ganz im Gegenteil.

Menschen, die fasten, die eine zeitlang nüchtern bleiben,
die machen die Erfahrung, dass während des Fastens die Sinne geschärft werden.
Darum geht es.
Manchmal macht uns die Fülle blind.
Im Bauch, im Herzen, in der Seele und in der Wahrnehmung.

Verzicht lässt mich neu wahrnehmen, was mein alltägliches Leben bestimmt:
Wo ich mich in Abhängigkeiten begebe, auch wenn ich meine, unabhängig und eigenständig zu entscheiden.
Wo ich mich selbst bestechen lasse von der Selbstverständlichkeit der Strukturen, in denen ich lebe.

Seid nüchtern und wachsam!
Schlingt nicht alles in euch hinein, was euch angeboten wird,
denn sonst werdet ihr selbst verschlungen.
Diese Verschlingungen sind ja gerade das teuflische.
Die Teufelskreisläufe.
Die Abhängigkeiten, die wir gar nicht mehr richtig merken.
Bei den einen ist es die Karriere, bei den anderen das stundenlange Surfen im Internet oder es sind die Schulden, die einen schließlich verschlingen.

Der Teufel geht um wie ein brüllender Löwe.
Doch er brüllt nicht mehr. Das ist das Problem.
Der Teufel lullt uns eher ein wie eine hypnotisierende Schlange.
In einer Welt von bunten Bildern und einer Flut von Informationen,
in der alles machbar scheint und der individuelle Hochmut ganz bewusst gefördert wird, sollen wir eingelullt und müde werden,
langsam, träge und schleichend.

Darum: Bleibt nüchtern und wachsam.
Widersteht dem Bösen.

Lasst euch nicht bestechen.
Arrangiert euch nicht mit allem und jedem.
Bleibt bei eurer Aufgabe.
Bewahrt eure Seele vor dem Einlullen und zieht eine Grenze.

Bleibt fest im Glauben, sagt der Petrusbrief.
Verliert nicht das Kreuz aus dem Blick,
verliert nicht eure Verbundenheit mit Gott.
Bleibt demütig!
Und dann werdet ihr auch die Verlockungen als das sehen, was sie sind- nämlich als Versuch, euch den Blick auf Gott zu verstellen und euch die Demut zu rauben.

4.Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit

Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. IHM sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.-

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leiden „eine Zeit lang“ –
das Leiden und die Sorgen gehören zu unserem Leben mit dazu.

Und es tut mir gut, dass das am Ende dieses Abschnitts auch so gesagt wird. Sich sorgen und sich Gedanken machen gehört zu unserem Leben als Christen und Christinnen dazu.
Würden wir uns keine Sorgen machen,
dann müssten wir vor dieser Welt ja die Augen verschließen.
Dann könnten wir auch nicht wachsam sein.

Nein, wir leiden,
wir leiden unter Anfechtungen und Verlockungen,
wir leiden unter Krankheiten und Diagnosen,
wir leiden unter Ungerechtigkeit und Gewalt.

Aber wir leiden eben nicht für immer und ewig.

All unsere Sorgen und unser Leiden haben einen Ort,
und dorthin müssen wir sie werfen, tragen, rollen, hinfahren oder wie auch immer. Sie haben ihren Platz am Kreuz Jesu Christi.

All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.

Täglich neu auf Gott zu vertrauen, das ist es, was uns stärkt.
Was unser Sorgenpaket nicht zu einem riesigen Ballen werden lässt, unter dessen Last wir am Ende zusammenbrechen.

Manchmal, da bin ich beschämt, wenn ich mit älteren Menschen spreche,
Menschen, aus der Kriegsgeneration,
Menschen, die ihre Heimat verloren haben, ihren Besitz, ihre Familie.
Was manche Menschen da erleiden und erdulden mussten,
ist kaum zu beschreiben.
Und das Schöne ist, wenn dann diese Menschen nicht verbittert sind, sondern im Rückblick auch Dankbarkeit empfinden können.
Dankbarkeit dafür, dass Gott auch in dieser schlimmen Zeit täglich neu für sie gesorgt hat und sie es trotz allem überstanden haben.

Dort, wo wir demütig sind, werden wir aufgerichtet,
wo wir die Sorgen loslassen, werden wir gestärkt,
wo wir nüchtern und aufmerksam sind, werden wir gekräftigt und
wo wir Widerstand leisten, da ist ER der feste Boden unter unseren Füßen.

Dieses Gottvertrauen wünsche ich uns allen.
Den Mut, zur eigenen Lebensaufgabe zu stehen.
Die Erfahrung der Solidarität mit anderen.
Und die Gewissheit einer anderen Herrlichkeit, die wir einst im Reich Gottes sehen werden. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Ute Lehnes-de Fallois: Gottes Kinder

14. Sonntag nach Trinitatis - 12.9.2010
Römer 8, 14-17

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Von Gott will ich nicht lassen, denn ER lässt nicht von mir,
führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr.
Er reicht mir seine Hand, den Abend und den Morgen, tut ER mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land. (EG 365,1)


So lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde !

1. Was Menschen so antreibt

Was die Menschen halt so treiben oder wovon sie getrieben werden,
darauf möchte ich heute morgen einen Blick mit Ihnen werfen.

Denn wovon der Mensch getrieben wird,
das bestimmt ja auch das, was der Mensch so treibt.

1.1. Der umtriebige Perfektionist

Den einen treibt der eigene Perfektionismus um.
Irgendetwas ist immer noch nicht perfekt genug, im Haus, im Garten, im Beruf.
Und so wird das Zimmer wieder mal neu tapeziert,
ein kleiner Teich im Garten angelegt und die nächste Gehaltsstufe angestrebt.
Es gibt immer was zu tun!

Auch im Urlaub finden viele nicht so recht zur Ruhe.
Da wird bereits schon vor dem Frühstück der Liegestuhl am Pool mit dem Handtuch markiert.
Kennen Sie das ?
Sie kommen nach dem Frühstück entspannt zum Pool und sehen sich
einem Meer handtuchbedeckter Liegestühle gegenüber.
Es ist zwar nur die Hälfte der Liegestühle besetzt,
aber auf jedem liegt ein Handtuch, das Ihnen sagen will:
Du bist hier unerwünscht!
Sie selbst finden dann zwar keinen Liegestuhl mehr,
aber die Besitzansprüche sind perfekt deutlich.

Es gibt nicht wenige, die treibt die Angst um,
einen Fehler zu machen, ihr Leben nicht perfekt genug zu organisieren, sich womöglich eine Blöße zu geben oder sich Kritik einzuhandeln.
Und so dreht sich das Leben um die Frage:
Wie mache ich alles richtig?
Und so folgt eine Aktion der nächsten:
Zu Hause, im Urlaub, im Beruf.
Sich zwischendurch Ruhe zu gönnen, nachzudenken, Kraft zu schöpfen, das wird schon fast als vermessen empfunden, denn es gibt ja immer was zu tun, um den eigenen Ansprüchen und den Ansprüchen andrerer gerecht zu werden.

1.2. der umtriebig Suchende

Was Menschen so alles antreibt.
Oft steckt die ANGST dahinter.
Die Angst einen Fehler zu machen,
die Angst etwas zu versäumen
oder auch die Angst, allein zu sein oder allein zu bleiben.
Die Angst vor dem Alleinsein treibt viele um.

Ich weiß nicht, wie viele Menschen täglich im Internet auf Partnersuche gehen. Und es sind nicht nur die Jungen.
Getrieben von der Angst, nach einer Trennung allein zu bleiben, nicht mehr rechtzeitig den Richtigen oder die Richtige zu finden, allein alt und grau werden zu müssen. Stunden werden da vor dem Computer zugebracht, immer in der Hoffnung, jetzt doch endlich am Bildschirm die Liebe des Lebens zu finden.

1.3. der umtriebig Sparsame

Andere treibt die Angst um, ihr Geld könnte nicht reichen.
Wo kann man am billigsten tanken?
Da werden dann schon mal 20 km bis zur billigsten Tankstelle gefahren. Ob sich das am Ende finanziell lohnt, sei dahingestellt.

Immer auf der Suche nach einem Schnäppchen.
Was Menschen halt so umtreibt.
Manche buchen auch jetzt schon ihren Urlaub für nächstes Jahr,
weil sonst ist der Frühbucherrabatt weg.

Aber wer von uns, liebe Gemeinde, weiß denn schon, was nächstes Jahr sein wird?
Ist es nicht wirklich genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat?
Warum treibt so viele Menschen die Sorge um,
dass es nicht reichen könnte? Dass sie etwas verpassen könnten.
Und das sind nicht die Armen.
Da geht die Angst um, dass wir unseren gewohnten Wohlstand verlieren könnten und darum drehen sich so viele Gedanken um das Geld. Immer und immer wieder.

Doch eines sollten wir nicht vergessen:
Es geschehen immer wieder Dinge, die wir in dieser globalisierten Welt eben nicht mehr in der Hand haben. Da können wir unsere Euros und Cents hin – und herdrehen, wie wir wollen und da können wir noch so viel Zeit damit zubringen, die besten Sonderangebote ausfindig zu machen, das wird uns am Ende dann auch nichts mehr nutzen.

Wenn mir jemand vor 9 Jahren gesagt hätte, dass am 11. September, dem ersten Schultag meiner jüngsten Tochter, das World Trade Center in New York in Schutt und Asche fallen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Und ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Elternabend, nämlich genau an jenem 11.September 2001,
wo niemand mehr sagen konnte, wie das Ganze ausgehen würde.
Wie der Vergeltungsschlag der USA aussehen würde und
ob wir auf einen dritten Weltkrieg zusteuern?
Und ob unsere Kinder im Frieden oder im Krieg ihre ersten Schuljahre erleben werden.
Der Krieg wurde und wird nicht auf europäischem Territorium geführt, doch das wusste damals niemand. Es hätte auch ganz anders kommen können.
Und dann hätte keinem mehr ein Frühbucherrabatt genutzt,
das Benzin an der Tankstelle hätte es vermutlich nur noch rationiert gegeben und den Rest mag ich mir nicht vorstellen.

2. Welcher Geist treibt uns?

Welcher Geist treibt uns eigentlich?

Denn wovon der Mensch getrieben wird,
das bestimmt ja auch, was er treibt.

Treibt uns der Geist der Angst, der Sorge, des zu Kurz-Kommens, des Egoismus, des Perfektionismus, des Neids, der Einsamkeit und des Alleinseins ?
Oder treibt uns als Christen nicht ein anderer Geist?

Denn, so schreibt Paulus,
welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Denn ihr habt in eurer Taufe nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet. Ihr habt den Heiligen Geist empfangen, den Geist, der liebt und euch von der Angst befreit.
Durch ihn rufen wir: Abba, lieber Vater.
Durch den Geist wissen wir, dass wir nicht allein sind.
Wir haben einen Vater im Himmel.
Wir haben unseren Platz hier in der Kirche und wir haben unseren Platz in der Ewigkeit unseres Gottes.

Es ist der Geist der Liebe und der Freiheit,
der Hoffnung und des Vertrauens, der die Kinder Gottes treibt!

Spüren Sie den Unterschied zum Geist der Angst?
Mit dem Geist Gottes als treibende Kraft unseres Lebens eröffnet sich für uns als getaufte Kinder Gottes eine ganz andere Dimension von Leben.
Eine Dimension, die weiter greift als nur die Angst.
So wie Jesus sagt: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Durch Jesus kennen wir unseren Vater im Himmel.
Mit allem, was uns auf der Seele liegt dürfen wir zu diesem Vater im Himmel kommen und sagen: Abba, Papa, nimm die Last von mir oder hilf mir bitte, sie zu tragen.
Wir sind nicht allein.
Der Geist Gottes, dieser kindliche Geist, wie Paulus ihn beschreibt, lässt uns vertrauen. Lässt uns darauf vertrauen, dass unser Vater im Himmel für jeden von uns den rechten Weg weiß und keiner von uns dabei zu kurz kommt.
Der Geist Gottes führt unsere Gedanken über uns selbst hinaus.
Er lässt uns auch an andere denken, nicht nur an uns selbst.
Es ist der Geist der Liebe, der uns frei macht, auch andere zu lieben, nicht nur uns selbst.
Es ist der Geist der Vergebung, der uns frei macht, auch andere um Verzeihung zu bitten.
Es ist der Geist der Ewigkeit, der uns gewiss macht, dass wir hier und auch in der Zukunft bei Gott unseren Platz haben werden. Wir müssen nicht ängstlich unser Handtuch auf den Liegestuhl legen, um uns am Pool einen Platz zu reservieren, weil wir wissen, wir haben einen Platz in der himmlischen Hängematte unseres Gottes.
Es ist der Geist Gottes, der uns manchmal sogar zu einem Danke treibt!
Danke, lieber Gott, dass du mich jetzt in dieser Situation bewahrt hast,
oder Danke, lieber Gott, dass du mir die Kraft gegeben hast einen Angehörigen über Jahre hinweg zu pflegen oder
Danke, lieber Gott, dass unser Land in den letzten Jahren nicht zu einem Kriegsschauplatz geworden ist.
Danke, lieber Gott, dass unsere Kinder im Frieden aufwachsen dürfen.

Im Evangelium haben wir heute gehört, wie
10 Aussätzige rein wurden, aber nur einer umkehrte, um Jesus dafür zu danken. Aber diesen einen hat der Geist Gottes getrieben. Er hat ihn zurück getrieben zu Jesus und zur Dankbarkeit.

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Wir sind Gottes Kinder.
Und wenn uns der Geist Gottes treibt,
dann sehen wir diese Welt auch in der Dimension des Glaubens,
in ihrer Rückbindung an Gott und das bestimmt dann auch unser Denken und Handeln.

Denn das, was den Menschen innerlich antreibt,
das treibt dann auch sein Denken und Handeln.

Wir brauchen nicht ängstlich auf das zu schauen, was andere haben und wir vielleicht nicht, weil wir wissen, dass unser Vater im Himmel für uns sorgt.
Wir brauchen es nicht allen und jedem recht machen, weil wir wissen, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind.
Wir müssen nicht nach Schnäppchen und Sonderangeboten jagen, weil wir wissen, dass es uns am Ende auch nicht seliger sein lässt.

Das entspannt das „eigene kleine Leben“,
weil wir wissen, dass wir da, wo wir gerade sind,
im Vertrauen auf Gott gut aufgehoben bin.
Bei DIR; HERR, ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte, sehen auch wir das Licht!

Das macht uns frei von der Sorge, wir könnten etwas verpassen,
weil wir wissen, dass wir das, was wir zum Leben brauchen,
in unserem Glauben finden

Der Glaube treibt den Blick weiter – weiter hinaus –
in eine andere Dimension des Lebens – weg von uns selbst,
hin zu den Menschen neben uns und deren Leben –
hin zu den Menschen, die vielleicht Hilfe brauchen und denen es gerade nicht gut so geht.

Dass wir den Geist Gottes immer wieder spüren und er uns treibt,
uns unserem himmlischen Vater anzuvertrauen, im Gebet, in der Stille, im Dank, im Lob, aber auch mit unserer Klage und unseren Sorgen

und uns dieser Geist dann auch antreibt, nicht nur auf uns zu achten, sondern auch auf die Menschen neben uns und auf Gottes gute Schöpfung überhaupt, das wünsche ich uns allen heute, morgen und immer wieder aufs Neue.
Dass wir uns als Kinder Gottes schon hier und jetzt erleben,
und dass uns Gottes Geist treibt und nicht die Angst vor der Welt.
Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und sinne in Jesus Christus, unserm Herrn. Amen.

Ute Lehnes-de Fallois: Ihr seid das Licht der Welt

8. Sonntag nach Trinitatis - 25.7.2010
Epheser 5, 8b-14

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: b Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

So lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt 5,14.16)

Der HERR segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

1. Dem eigenen Sein/ der eigenen Rolle zu entsprechen, ist gar nicht so leicht

In der vorletzten Woche sind wir mit unserem neuen Konfirmandenkurs zur Freizeit in die Weihermühle in der Nähe von Kulmbach gefahren.
Das waren drei heiße Tage, im wahrsten Sinn des Wortes.
Gleich am ersten Abend steht einer unserer jugendlichen Mitarbeiter völlig aufgeregt vor mir und fragt mich:
„Frau Lehnes, haben Sie einen Notfallplan?“
In dem Moment schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken: ich sehe vor meinem inneren Auge blutende Lippen, gequetschte Nasen, Hitzschläge und Sonnenbrände.
So versuche ich, ruhig durchzuatmen und frag ihn dann, was denn jetzt passiert sei?
„Das müssen Sie sich anschauen,“ antwortet er, „ das müssen Sie sich anschauen, alles voller Ungeziefer – unser ganzes Zimmer, alles voller Ungeziefer“ Und so eile ich mit dem jungen Mann in Richtung des besagten Zimmers und in der Tat: bei genauerem Hinsehen, kann man sie erkennen: mindestens 8-10 Stechmücken und ein paar Fliegen sitzen an den Wänden.
„Frau Lehnes, haben sie einen Notfallplan?“
Ja, habe ich.
Als erstes schließen wir mal das Fenster und dann rücken wir, bewaffnet mit einem Schlappen den Viechern auf den Leib. Und - wir besiegen sie.

Warum ich ihnen dieses kleine Episode erzählt habe?
Weil es manchmal gar nicht so leicht ist,
der eigenen Rolle zu entsprechen.
Das zu leben, was man ist.
Und weil Gott uns manchmal mehr zutraut, als wir uns selbst.

Da kommt ein junger Mensch aus der Stadt auf’s Land,
und da sieht er etwas, was er so nicht kennt.
Und statt zu überlegen, wie verhalte ich mich jetzt da als Mitarbeiter, welche Möglichkeiten habe ich, um das Problem zu lösen,
fällt er in die Rolle des Konfirmanden zurück und läuft ganz aufgelöst
weg.
Ich war übrigens sehr erleichtert, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist und kann inzwischen gut über die Geschichte schmunzeln.

Erwachsenwerden, selbständig zu entscheiden, das ist eben nicht leicht.

Erwachsen sein und Entscheidungen treffen zu müssen,
auch in heiklen Situationen, in Situationen, in denen man oft nicht weiß, was richtig und was falsch ist und wo oft um Kompromisse gerungen werden muss, auch das ist nicht leicht.
Und Älterwerden oder Altwerden, auch das - keine einfache Übung. Zu akzeptieren, dass man zu manchen Dingen einfach länger braucht, schneller müde wird und nicht mehr so belastbar ist wie früher.

Doch ganz gleich, wie alt wir sind und mit welchen Anforderungen wir uns gerade konfrontiert sehen, wir alle haben unsere Heimat im Glauben.
Wir sind Kinder des Lichts. Wir sind es hier und jetzt.
Auch wenn und das manchmal schwer fällt, zu glauben.
Für Gott sind wir mehr Licht,
als wir selbst es ahnen.
Er traut uns mehr zu als wir uns oft selbst.

Wir sind Kinder des Lichts! Erleuchtet durch unseren Glauben.
In der Taufe hat uns Gott als seine Söhne und Töchter angenommen und uns das Licht des Lebens geschenkt.
JA, das hat er.
Auch wenn es uns manchmal schwer fällt, zu glauben, dass wir Gottes Licht in und bei uns tragen
Und ER möchte nicht, dass wir sein Licht unter den Scheffel stellen,
sondern dass wir es leuchten lassen hier in dieser Welt.

Und eigentlich möchten wir das wir auch sehr gerne.
Unser Licht als Christin, als Christ leuchten lassen,
es der Welt zeigen,
unserer Rolle und unserem Leben als Christen entsprechen,
und genau das ist der Punkt,
an dem es für uns manchmal schwierig wird.
Es ist die Nahtstelle, an der es von der Theorie in die Praxis übergeht,
von der Geborgenheit der individuellen Frömmigkeit und dem Heimatgefühl hier in der Gemeinde hinaus in die weite Welt,
wo uns eben nicht automatisch alle lieb,
wir uns Anfechtungen ausgeliefert sehen und
unsere Überzeugungen verteidigen müssen.
Und wo wir manchmal eben auch am liebsten weglaufen würden,
um nach dem Notfallplan zu fragen, der da heißt:
und wie denke, rede und handle ich jetzt als Christin, als Christ so,
dass es meinem Glauben entspricht,
und dass auch durch mich das Licht Jesu Christi offenbar wird!

Denn offensichtlich traut mir Gott ja zu,
dass es auch durch mich offenbar wird.

2. der Predigttext als Ermutigung zu einem „Leben im Licht“

Die Worte aus dem Epheserbrief, unserem heutigen Predigttext,
möchten uns genau an dieser Nahtstelle,
an der es von innen nach draußen geht, MUT zusprechen.
Sie wollen uns ermutigen als „Kinder des Lichts“,
die wir ja tief drin alle sind,
voller Vertrauen und Zuversicht nach draußen zu gehen sein und in dieser Welt ganz einfach auch unseren Glauben zu leben.
Zu leben als Kinder des Lichts und dann wird auch durch uns offenbar werden, was nicht der Güte und der Wahrheit und der Gerechtigkeit entspricht.
NUR MUT, sagt der Epheserbrief.
Und seid es und ihr könnt es.
Und wenn was schief geht, dann geht es eben schief.
Das ist mehr als nur ein Notfallplan,
als ist mehr als nur eine Regieanweisung für Schauspieler,
um nicht aus der Rolle zu kippen.
Sondern es ist die Ermutigung an das eigene Licht und seine Strahlkraft zu glauben in der Gewissheit, dass Gott an unserer Seite bleibt, auch wenn was nicht gleich beim ersten Mal klappt.

So wie wir es nach dem Sündenbekenntnis miteinander gesungen haben:
Du bleibst an meiner Seite, du schämst dich nicht für mich.
Du weißt, ich bin untreu, und dennoch gehst du nicht.
Du stehst zu unserer Freundschaft, obwohl ich schwierig bin,
hältst du mir die Treue, gehst mit mir durch dick und dünn. Du bist treu, HERR, an jedem neuen Tag. Du bist treu, HERR, auch wenn ich versag. Unerschütterlich hält deine Treue mich, Du bleibst mir treu.

2.1. Prüft

Als Christinnen und Christen sollen wir kleben,
und unser Licht nicht unter den Scheffel stellen,
sondern hinauf auf den Leuchter,
so dass es alle sehen können.
Und wie wir das anstellen, das sagt uns der Epheserbrief.

„Prüft,“ heißt es da, „prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist,“ und was der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit dient.
Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, das sind die Kriterien,
die uns an die Hand gegeben sind.
Und nach diesen Kriterien urteilen wir.
Wir müssen und wir brauchen nicht alles gut zu heißen,
was wir sehen oder was selbst von uns erwartet wird.
Wir haben die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen.
Wir haben die Freiheit, immer wieder neu zu prüfen und auch eine Meinung zu ändern.
Ein ganzes Leben lang. Immer wieder. In aller Freiheit.

Das, was für jemanden mit 20 wahr ist,
das muss für den gleichen Menschen mit 30 oder 40 nicht mehr wahr sein. Wir dürfen uns ändern! Wir sind nicht Gefangene im Glauben, sondern wir sind frei.
Frei, uns selbst zu prüfen, auf das eigene Leben und auf den eigenen Lebensstil zu schauen und dann zu entscheiden: Ja, das ist gut und das will ich weiter tun oder auch zu entscheiden: Nein, das will ich so nicht oder nicht mehr.
Da gibt es für mich inzwischen andere Wege, um der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu dienen. Und darum kann und will ich mein Leben jetzt anders gestalten.
Diese Freiheit haben wir.
Wir haben sie im persönlichen Leben und wir haben sie im öffentlichen Leben.

Dass wir in einer multimedialen Gesellschaft leben, die uns ständig neue Bedürfnisse einredet, und die uns dazu verleiten will, immer noch mehr zu konsumieren und dass Geiz geil ist, auch das muss auf den Prüfstand!
Und dann entscheiden wir, was davon der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit in dieser Welt dient. Und dann sind wir mutig und sagen NEIN zu dem, „was dem Herrn nicht wohlgefällig ist“.
Das ist nicht immer bequem und einfach,
aber Gott traut es uns zu.
Denn für ihn sind wir seine Kinder,
die Kinder des Lichts, und darum können wir das.

2.2. Deckt auf

„Habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf!“, so heißt es weiter.

Habt den MUT, den Teppich hochzuheben und schaut euch den Dreck an, der sich darunter verbirgt.

Es geht nicht um Schuldzuweisung,
sondern ums Draufschauen und um das Wahrnehmen dessen,
was sich unter der Oberfläche verbirgt.

Und da verbirgt sich einiges.

Einiges, von dem ich denke, da kann doch was nicht stimmen!
Es wird viel von Bildung und Chancengleichheit geredet. Aber wie bitte soll eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Teilzeitjob die Nachhilfe für die G 8, das achtjährige Gymnasium bezahlen?
Für Hartz IV zu reich, für 20.-€ Nachhilfe pro Woche zu arm!
Chancengleichheit? Schön wär’s.

Die Bundeswehr macht auf Hochglanzplakaten Werbung für die Ausbildung beim Bund. Jeder Raucher muss sich damit abfinden, dass der Bundesgesundheitsminister warnt: Rauchen gefährdet ihre Gesundheit. Warum warnt nicht der Bundesverteidigungsminister auf dem Hochglanzplakat: Der Einsatz in Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt gefährdet nicht nur ihr Leben, sondern auch das Leben anderer.

Die Staatsverschuldung ist so hoch wie nie. Geld, um endlich mehr Lehrer im Grund – und vor allem auch im Hauptschulbereich einzusetzen, fehlt. Dafür bekommen Großhoteliers jetzt einen Steuernachlass.
Und haben dann einige der Hauptschüler endlich ihren Quali geschafft, dann haben sie noch lange keine Lehrstelle.

Da kann doch was nicht stimmen!
Und ich frage mich:
Wie lange sollen wir eigentlich noch als dumm verkauft werden?
Das sind wir nämlich nicht!

Darum schauen wir genau hin, prüfen und entscheiden.
Es geht nicht darum, anderen die Schuld zuzuweisen,
sondern aufzudecken, zu offenbaren und zu benennen, was eben nicht stimmt.

3. Wach auf, steh auf!

Darum, so heißt es weiter:
wach auf, der du schläfst!
Mach die Augen auf und schau auf diese Welt und hab den Mut zu sagen, was nicht der Güte und der Gerechtigkeit und der Wahrheit dient.

Wir haben ja oft die Tendenz, uns mit dem abzufinden, was ist,
wir nehmen es als gegeben hin und denken: „da kann man halt nichts machen!“ und resignieren.
So, liebe Gemeinde,
stellen wir aber unser Licht unter den Scheffel und
nicht hinauf auf den Leuchter, so dass es alle sehen können.
Wach auf, sagt der Epheserbrief,
nimm dein Licht jetzt in die Hand und bring es dorthin, wo es noch finster ist.
Bring deine Fröhlichkeit, deinen Glauben, deinen Optimismus, deine Liebe zu den Menschen, die vielleicht gerade jetzt in diesem Moment schon darauf hoffen, dass sich Dinge ändern. Dass da einer kommt und das Licht auch in ihr Leben bringt.

Du bist mehr Licht in dieser Welt,
als du selbst es ahnst.
Gott braucht dich mit deiner Strahlkraft,
damit es heller wird und die Finsternis verschwindet.
Darum wach auf und lass dir die Chance nicht entgehen.

Und unser Predigttext endet mit der Aufforderung:
Steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Ein ganz starkes Wort, provozierend, herausfordernd.
Steh auf von den Toten –
Begrabe nicht deine Träume von einer besseren und anderen Welt,
sondern lebe diesen Traum,
so wird dich Christus erleuchten !
DU bist ein Kind des Lichts!

Ich habe mich gefragt, wo ich denn selbst ein Kind des Lichts bin,
wo ich anderen Menschen das Licht Christi vielleicht schon gebracht habe, wo ich in Liebe gehandelt habe und es so durch mich ein wenig heller geworden ist.
Ich weiß es nicht, aber ich weiß ganz viele Menschen, die mir auf meinem Weg zu einem Licht geworden sind und durch die ich meinen Glauben wieder ganz neu sehen konnte oder durch die ich einen anderen Blick auf diese Welt auch gelernt habe.

Das ist ja auch das Schöne, dass wir nicht durch eigene Berechnung Kinder des Lichts sind, sondern dass wir jeden Tag auf’s neue, die Chance haben, für andere das Licht zu sein. Auch wenn wir das dann selbst oft gar nicht merken.

Schau ich auf unsere Gemeinde, dann sehe ich da viele, die als Kinder des Lichts unterwegs sind, die sich nicht abfinden mit Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit und Lüge. Ich denke an die Frauen, die im dress-in mitarbeiten, an die, die sich in ihrer Nachbarschaft umschauen, an die, die für andere beten und an alle, die sich auf so ganz unterschiedliche Weise für ihren Glauben und ihre Überzeugung engagieren.

Wir sind oft mehr Licht für andere, als wir selbst es ahnen!

Darum lasst uns als Kinder des Lichts leben,
prüfen, ,was unserem Sein in Christus entspricht
und was der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit entspricht.

So wird auch durch uns offenbar werden,
wer Christus für diese Welt ist. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.