20100913

Ute Lehnes-de Fallois: All eure Sorgen werft auf ihn

15. Sonntag nach Trinitatis - 29.8.2010
1. Petrus 5, 5c-11

Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht, fest im Glauben, und wißt, daß ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,
den wird ER wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem allerhöchsten traut, der hat auf keinen Sand gebaut.


Lasst und in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.

(Stille)

Votum: All eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.
(1. Pt 5,7)
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder in Christus!

1. Alle eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch

Da will uns EINER Mut machen,
da will uns EINER aufrichten, stärken, kräftigen und gründen!
Da will uns EINER befreien von allem, was uns so oft niederdrückt und uns krümmt!

All eure Sorgen werft auf IHN, denn ER sorgt für euch!

Wirf deine Sorgen einfach weg -
schnür dein Sorgenbündel und wirf es vor das Kreuz!

Ein wunderbares, ein kräftiges und dynamisches Bild entsteht da vor meinem inneren Auge.
Ich stelle mir vor, wie ich alles einpacke,
was mir Sorgen macht, wovor ich Angst habe, worunter ich leide.
All das Misstrauen, das ich hege,
all die Enttäuschungen in meinem Leben,
all die zerplatzten Träume,
die Versagensangst,
die Angst um die Gesundheit meiner Lieben.
All das schnüre ich zu einem Riesenbündel zusammen und dann heb ich das Bündel mit aller Kraft hoch und schmeiß es einfach weg von mir.

Wenn’s nur so leicht wär!
Da treibt mich doch schon die nächste Sorge, dass mein Bündel viel zu schwer wäre, um es überhaupt noch hochheben zu können.

Die riesigen Strohballen draußen auf den Feldern fallen mir ein,
in der Erntezeit von den Bauern in Plastikfolie eingeschweißt –
mannshoch, riesig, schwer.
So einen Ballen kann man nicht mehr einfach werfen,
da braucht’s schon eine Seilwinde, um ihn überhaupt noch auf den Hänger hoch zu bringen.

Und doch - wie gerne würde ich das:
Endlich mal die Sorgen wegschmeißen,
mir endlich keine Sorgen mehr machen,
nicht um die Kinder,
nicht um den Beruf,
nicht um die Arbeit,
nicht um die Gesundheit.
Nicht um die Alten und Einsamen.
Nicht um die Tausende in Pakistan,
denen das seuchenverdreckte Wasser ihr Hab und Gut weggespült hat.

Wie sehr ich mir das wünsche!
Endlich frei zu sein,
nicht ewig darüber zu grübeln: was einmal sein wird?

Wie sehr ich mir das wünsche,
nicht immer diese Wand von Problemen vor Augen und im Rücken zu haben.
Wie sehr ich mir die klare Sicht und den aufrechten Gang wünsche !

Ich weiß nicht, wie es Ihnen da geht,
aber ich muss mich immer wieder neu in mein Gottvertrauen einüben.
Es ist nicht mehr automatisch einfach da so wie in meiner Kindheit,
sondern ich muss mich immer wieder neu daran erinnern,
dass Jesus Christus auch für mich gestorben ist,
für meine Angst, für meine Sorgen und für meine Schuld!
Und dass auch ich mein Bündel an Sorgen vor sein Kreuz bringen darf.

Denn ER sorgt für mich. Täglich neu.
Und indem ich mich selbst täglich neu daran erinnere,
verliert dieser riesige Strohballen an jahrelangen Sorgen und Prägungen seine Bedrohlichkeit.
Denn ich fange an, die Jahre in Tage zu zerlegen.
Nicht ein Riesenballen liegt dann am Ende vor mir, sondern viele kleine Bündel: handlich und nicht schwerer, als ich sie täglich heben und von mir werfen kann. Denn es ist (ja auch) genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat!
Täglich neu auf Gott vertrauen,
das ist es, was uns von einer zu schweren Last befreit.
Was uns aufrichtet und uns aufrecht gehen lässt.

2.„Alle miteinander haltet fest an der Demut, denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade!“

Alle miteinander haltet fest an der DEMUT – und am Gottvertrauen!

Demut hat nichts zu tun mit einem gesenkten Blick und einem gebeugten Gang. Gott will uns nicht klein machen, nicht niederdrücken und uns krumm und bucklig sehen.

Die Demut ist das Wissen, dass ich nicht selbst der Schöpfer oder die Schöpferin meines Lebens bin. Die Demut ist das Wissen und das Vertrauen darauf, dass ein anderer für mich sorgt. Die Demut bindet sich im Gebet und in der Stille täglich neu an Gott.
Daran erinnert euch!

Wir leben in einer Zeit, in der der Glaube und die Demut immer mehr aus der Mode kommen. In einer individualisierten Gesellschaft geht es um den eigenen Verdienst, um die eigene Lebensgestaltung, um das, was ich selbst mir aus eigener Kraft verdiene.
Erfolgreich zu sein und etwas zu erreichen ist etwas sehr Schönes!
Nur wenn man den Blick auf Gott dabei verliert, das Danken vergisst und meint, alles Glück und aller Erfolg seien eine Selbstverständlichkeit, dann ist das hochmütig.

Demut aber bedeutete ursprünglich so viel wie „Dien-Mut“,
der Mut zu dienen !

Eigentlich etwas ganz Positives: den MUT, zu dienen.
Den MUT, Gott und meinem Nächsten zu dienen an dem Ort, an dem Gott mich gestellt hat. Meiner Lebensaufgabe gemäß.
Im Beruf, in der Familie, in der Stadt und in dem Land, in dem ich lebe.
Den MUT, diese Lebensaufgabe so gut wie möglich zu erfüllen.
Den MUT, zu dieser Aufgabe zu stehen und auch
den MUT, Fehler zuzugeben.
Das ist Demut.
Wenn ich mir meiner eigensten Aufgabe bewusst bin, dann brauche ich nicht hochmütig zu werden und klein bin ich dann schon lange nicht mehr.

3. Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher ......

Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge! Dem widersteht, fest im Glauben und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.

Nüchtern bleiben.
Bleib nüchtern. Bleib auf dem Boden.
Und wir meinen damit meist eine Sachlichkeit ohne Emotionen.
Aber das ist hier nicht damit gemeint, ganz im Gegenteil.

Menschen, die fasten, die eine zeitlang nüchtern bleiben,
die machen die Erfahrung, dass während des Fastens die Sinne geschärft werden.
Darum geht es.
Manchmal macht uns die Fülle blind.
Im Bauch, im Herzen, in der Seele und in der Wahrnehmung.

Verzicht lässt mich neu wahrnehmen, was mein alltägliches Leben bestimmt:
Wo ich mich in Abhängigkeiten begebe, auch wenn ich meine, unabhängig und eigenständig zu entscheiden.
Wo ich mich selbst bestechen lasse von der Selbstverständlichkeit der Strukturen, in denen ich lebe.

Seid nüchtern und wachsam!
Schlingt nicht alles in euch hinein, was euch angeboten wird,
denn sonst werdet ihr selbst verschlungen.
Diese Verschlingungen sind ja gerade das teuflische.
Die Teufelskreisläufe.
Die Abhängigkeiten, die wir gar nicht mehr richtig merken.
Bei den einen ist es die Karriere, bei den anderen das stundenlange Surfen im Internet oder es sind die Schulden, die einen schließlich verschlingen.

Der Teufel geht um wie ein brüllender Löwe.
Doch er brüllt nicht mehr. Das ist das Problem.
Der Teufel lullt uns eher ein wie eine hypnotisierende Schlange.
In einer Welt von bunten Bildern und einer Flut von Informationen,
in der alles machbar scheint und der individuelle Hochmut ganz bewusst gefördert wird, sollen wir eingelullt und müde werden,
langsam, träge und schleichend.

Darum: Bleibt nüchtern und wachsam.
Widersteht dem Bösen.

Lasst euch nicht bestechen.
Arrangiert euch nicht mit allem und jedem.
Bleibt bei eurer Aufgabe.
Bewahrt eure Seele vor dem Einlullen und zieht eine Grenze.

Bleibt fest im Glauben, sagt der Petrusbrief.
Verliert nicht das Kreuz aus dem Blick,
verliert nicht eure Verbundenheit mit Gott.
Bleibt demütig!
Und dann werdet ihr auch die Verlockungen als das sehen, was sie sind- nämlich als Versuch, euch den Blick auf Gott zu verstellen und euch die Demut zu rauben.

4.Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit

Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. IHM sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.-

Liebe Schwestern und Brüder,
wir leiden „eine Zeit lang“ –
das Leiden und die Sorgen gehören zu unserem Leben mit dazu.

Und es tut mir gut, dass das am Ende dieses Abschnitts auch so gesagt wird. Sich sorgen und sich Gedanken machen gehört zu unserem Leben als Christen und Christinnen dazu.
Würden wir uns keine Sorgen machen,
dann müssten wir vor dieser Welt ja die Augen verschließen.
Dann könnten wir auch nicht wachsam sein.

Nein, wir leiden,
wir leiden unter Anfechtungen und Verlockungen,
wir leiden unter Krankheiten und Diagnosen,
wir leiden unter Ungerechtigkeit und Gewalt.

Aber wir leiden eben nicht für immer und ewig.

All unsere Sorgen und unser Leiden haben einen Ort,
und dorthin müssen wir sie werfen, tragen, rollen, hinfahren oder wie auch immer. Sie haben ihren Platz am Kreuz Jesu Christi.

All eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für euch.

Täglich neu auf Gott zu vertrauen, das ist es, was uns stärkt.
Was unser Sorgenpaket nicht zu einem riesigen Ballen werden lässt, unter dessen Last wir am Ende zusammenbrechen.

Manchmal, da bin ich beschämt, wenn ich mit älteren Menschen spreche,
Menschen, aus der Kriegsgeneration,
Menschen, die ihre Heimat verloren haben, ihren Besitz, ihre Familie.
Was manche Menschen da erleiden und erdulden mussten,
ist kaum zu beschreiben.
Und das Schöne ist, wenn dann diese Menschen nicht verbittert sind, sondern im Rückblick auch Dankbarkeit empfinden können.
Dankbarkeit dafür, dass Gott auch in dieser schlimmen Zeit täglich neu für sie gesorgt hat und sie es trotz allem überstanden haben.

Dort, wo wir demütig sind, werden wir aufgerichtet,
wo wir die Sorgen loslassen, werden wir gestärkt,
wo wir nüchtern und aufmerksam sind, werden wir gekräftigt und
wo wir Widerstand leisten, da ist ER der feste Boden unter unseren Füßen.

Dieses Gottvertrauen wünsche ich uns allen.
Den Mut, zur eigenen Lebensaufgabe zu stehen.
Die Erfahrung der Solidarität mit anderen.
Und die Gewissheit einer anderen Herrlichkeit, die wir einst im Reich Gottes sehen werden. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

Ute Lehnes-de Fallois: Gottes Kinder

14. Sonntag nach Trinitatis - 12.9.2010
Römer 8, 14-17

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermals fürchten müßtet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Von Gott will ich nicht lassen, denn ER lässt nicht von mir,
führt mich durch alle Straßen, da ich sonst irrte sehr.
Er reicht mir seine Hand, den Abend und den Morgen, tut ER mich wohl versorgen, wo ich auch sei im Land. (EG 365,1)


So lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde !

1. Was Menschen so antreibt

Was die Menschen halt so treiben oder wovon sie getrieben werden,
darauf möchte ich heute morgen einen Blick mit Ihnen werfen.

Denn wovon der Mensch getrieben wird,
das bestimmt ja auch das, was der Mensch so treibt.

1.1. Der umtriebige Perfektionist

Den einen treibt der eigene Perfektionismus um.
Irgendetwas ist immer noch nicht perfekt genug, im Haus, im Garten, im Beruf.
Und so wird das Zimmer wieder mal neu tapeziert,
ein kleiner Teich im Garten angelegt und die nächste Gehaltsstufe angestrebt.
Es gibt immer was zu tun!

Auch im Urlaub finden viele nicht so recht zur Ruhe.
Da wird bereits schon vor dem Frühstück der Liegestuhl am Pool mit dem Handtuch markiert.
Kennen Sie das ?
Sie kommen nach dem Frühstück entspannt zum Pool und sehen sich
einem Meer handtuchbedeckter Liegestühle gegenüber.
Es ist zwar nur die Hälfte der Liegestühle besetzt,
aber auf jedem liegt ein Handtuch, das Ihnen sagen will:
Du bist hier unerwünscht!
Sie selbst finden dann zwar keinen Liegestuhl mehr,
aber die Besitzansprüche sind perfekt deutlich.

Es gibt nicht wenige, die treibt die Angst um,
einen Fehler zu machen, ihr Leben nicht perfekt genug zu organisieren, sich womöglich eine Blöße zu geben oder sich Kritik einzuhandeln.
Und so dreht sich das Leben um die Frage:
Wie mache ich alles richtig?
Und so folgt eine Aktion der nächsten:
Zu Hause, im Urlaub, im Beruf.
Sich zwischendurch Ruhe zu gönnen, nachzudenken, Kraft zu schöpfen, das wird schon fast als vermessen empfunden, denn es gibt ja immer was zu tun, um den eigenen Ansprüchen und den Ansprüchen andrerer gerecht zu werden.

1.2. der umtriebig Suchende

Was Menschen so alles antreibt.
Oft steckt die ANGST dahinter.
Die Angst einen Fehler zu machen,
die Angst etwas zu versäumen
oder auch die Angst, allein zu sein oder allein zu bleiben.
Die Angst vor dem Alleinsein treibt viele um.

Ich weiß nicht, wie viele Menschen täglich im Internet auf Partnersuche gehen. Und es sind nicht nur die Jungen.
Getrieben von der Angst, nach einer Trennung allein zu bleiben, nicht mehr rechtzeitig den Richtigen oder die Richtige zu finden, allein alt und grau werden zu müssen. Stunden werden da vor dem Computer zugebracht, immer in der Hoffnung, jetzt doch endlich am Bildschirm die Liebe des Lebens zu finden.

1.3. der umtriebig Sparsame

Andere treibt die Angst um, ihr Geld könnte nicht reichen.
Wo kann man am billigsten tanken?
Da werden dann schon mal 20 km bis zur billigsten Tankstelle gefahren. Ob sich das am Ende finanziell lohnt, sei dahingestellt.

Immer auf der Suche nach einem Schnäppchen.
Was Menschen halt so umtreibt.
Manche buchen auch jetzt schon ihren Urlaub für nächstes Jahr,
weil sonst ist der Frühbucherrabatt weg.

Aber wer von uns, liebe Gemeinde, weiß denn schon, was nächstes Jahr sein wird?
Ist es nicht wirklich genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat?
Warum treibt so viele Menschen die Sorge um,
dass es nicht reichen könnte? Dass sie etwas verpassen könnten.
Und das sind nicht die Armen.
Da geht die Angst um, dass wir unseren gewohnten Wohlstand verlieren könnten und darum drehen sich so viele Gedanken um das Geld. Immer und immer wieder.

Doch eines sollten wir nicht vergessen:
Es geschehen immer wieder Dinge, die wir in dieser globalisierten Welt eben nicht mehr in der Hand haben. Da können wir unsere Euros und Cents hin – und herdrehen, wie wir wollen und da können wir noch so viel Zeit damit zubringen, die besten Sonderangebote ausfindig zu machen, das wird uns am Ende dann auch nichts mehr nutzen.

Wenn mir jemand vor 9 Jahren gesagt hätte, dass am 11. September, dem ersten Schultag meiner jüngsten Tochter, das World Trade Center in New York in Schutt und Asche fallen würde, ich hätte es nicht geglaubt. Und ich erinnere mich noch sehr gut an den ersten Elternabend, nämlich genau an jenem 11.September 2001,
wo niemand mehr sagen konnte, wie das Ganze ausgehen würde.
Wie der Vergeltungsschlag der USA aussehen würde und
ob wir auf einen dritten Weltkrieg zusteuern?
Und ob unsere Kinder im Frieden oder im Krieg ihre ersten Schuljahre erleben werden.
Der Krieg wurde und wird nicht auf europäischem Territorium geführt, doch das wusste damals niemand. Es hätte auch ganz anders kommen können.
Und dann hätte keinem mehr ein Frühbucherrabatt genutzt,
das Benzin an der Tankstelle hätte es vermutlich nur noch rationiert gegeben und den Rest mag ich mir nicht vorstellen.

2. Welcher Geist treibt uns?

Welcher Geist treibt uns eigentlich?

Denn wovon der Mensch getrieben wird,
das bestimmt ja auch, was er treibt.

Treibt uns der Geist der Angst, der Sorge, des zu Kurz-Kommens, des Egoismus, des Perfektionismus, des Neids, der Einsamkeit und des Alleinseins ?
Oder treibt uns als Christen nicht ein anderer Geist?

Denn, so schreibt Paulus,
welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Denn ihr habt in eurer Taufe nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet. Ihr habt den Heiligen Geist empfangen, den Geist, der liebt und euch von der Angst befreit.
Durch ihn rufen wir: Abba, lieber Vater.
Durch den Geist wissen wir, dass wir nicht allein sind.
Wir haben einen Vater im Himmel.
Wir haben unseren Platz hier in der Kirche und wir haben unseren Platz in der Ewigkeit unseres Gottes.

Es ist der Geist der Liebe und der Freiheit,
der Hoffnung und des Vertrauens, der die Kinder Gottes treibt!

Spüren Sie den Unterschied zum Geist der Angst?
Mit dem Geist Gottes als treibende Kraft unseres Lebens eröffnet sich für uns als getaufte Kinder Gottes eine ganz andere Dimension von Leben.
Eine Dimension, die weiter greift als nur die Angst.
So wie Jesus sagt: In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Durch Jesus kennen wir unseren Vater im Himmel.
Mit allem, was uns auf der Seele liegt dürfen wir zu diesem Vater im Himmel kommen und sagen: Abba, Papa, nimm die Last von mir oder hilf mir bitte, sie zu tragen.
Wir sind nicht allein.
Der Geist Gottes, dieser kindliche Geist, wie Paulus ihn beschreibt, lässt uns vertrauen. Lässt uns darauf vertrauen, dass unser Vater im Himmel für jeden von uns den rechten Weg weiß und keiner von uns dabei zu kurz kommt.
Der Geist Gottes führt unsere Gedanken über uns selbst hinaus.
Er lässt uns auch an andere denken, nicht nur an uns selbst.
Es ist der Geist der Liebe, der uns frei macht, auch andere zu lieben, nicht nur uns selbst.
Es ist der Geist der Vergebung, der uns frei macht, auch andere um Verzeihung zu bitten.
Es ist der Geist der Ewigkeit, der uns gewiss macht, dass wir hier und auch in der Zukunft bei Gott unseren Platz haben werden. Wir müssen nicht ängstlich unser Handtuch auf den Liegestuhl legen, um uns am Pool einen Platz zu reservieren, weil wir wissen, wir haben einen Platz in der himmlischen Hängematte unseres Gottes.
Es ist der Geist Gottes, der uns manchmal sogar zu einem Danke treibt!
Danke, lieber Gott, dass du mich jetzt in dieser Situation bewahrt hast,
oder Danke, lieber Gott, dass du mir die Kraft gegeben hast einen Angehörigen über Jahre hinweg zu pflegen oder
Danke, lieber Gott, dass unser Land in den letzten Jahren nicht zu einem Kriegsschauplatz geworden ist.
Danke, lieber Gott, dass unsere Kinder im Frieden aufwachsen dürfen.

Im Evangelium haben wir heute gehört, wie
10 Aussätzige rein wurden, aber nur einer umkehrte, um Jesus dafür zu danken. Aber diesen einen hat der Geist Gottes getrieben. Er hat ihn zurück getrieben zu Jesus und zur Dankbarkeit.

Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.
Wir sind Gottes Kinder.
Und wenn uns der Geist Gottes treibt,
dann sehen wir diese Welt auch in der Dimension des Glaubens,
in ihrer Rückbindung an Gott und das bestimmt dann auch unser Denken und Handeln.

Denn das, was den Menschen innerlich antreibt,
das treibt dann auch sein Denken und Handeln.

Wir brauchen nicht ängstlich auf das zu schauen, was andere haben und wir vielleicht nicht, weil wir wissen, dass unser Vater im Himmel für uns sorgt.
Wir brauchen es nicht allen und jedem recht machen, weil wir wissen, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind.
Wir müssen nicht nach Schnäppchen und Sonderangeboten jagen, weil wir wissen, dass es uns am Ende auch nicht seliger sein lässt.

Das entspannt das „eigene kleine Leben“,
weil wir wissen, dass wir da, wo wir gerade sind,
im Vertrauen auf Gott gut aufgehoben bin.
Bei DIR; HERR, ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte, sehen auch wir das Licht!

Das macht uns frei von der Sorge, wir könnten etwas verpassen,
weil wir wissen, dass wir das, was wir zum Leben brauchen,
in unserem Glauben finden

Der Glaube treibt den Blick weiter – weiter hinaus –
in eine andere Dimension des Lebens – weg von uns selbst,
hin zu den Menschen neben uns und deren Leben –
hin zu den Menschen, die vielleicht Hilfe brauchen und denen es gerade nicht gut so geht.

Dass wir den Geist Gottes immer wieder spüren und er uns treibt,
uns unserem himmlischen Vater anzuvertrauen, im Gebet, in der Stille, im Dank, im Lob, aber auch mit unserer Klage und unseren Sorgen

und uns dieser Geist dann auch antreibt, nicht nur auf uns zu achten, sondern auch auf die Menschen neben uns und auf Gottes gute Schöpfung überhaupt, das wünsche ich uns allen heute, morgen und immer wieder aufs Neue.
Dass wir uns als Kinder Gottes schon hier und jetzt erleben,
und dass uns Gottes Geist treibt und nicht die Angst vor der Welt.
Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und sinne in Jesus Christus, unserm Herrn. Amen.

Ute Lehnes-de Fallois: Ihr seid das Licht der Welt

8. Sonntag nach Trinitatis - 25.7.2010
Epheser 5, 8b-14

Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist, und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: b Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.

So lasst uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Jesus sagt: Ihr seid das Licht der Welt.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Mt 5,14.16)

Der HERR segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

1. Dem eigenen Sein/ der eigenen Rolle zu entsprechen, ist gar nicht so leicht

In der vorletzten Woche sind wir mit unserem neuen Konfirmandenkurs zur Freizeit in die Weihermühle in der Nähe von Kulmbach gefahren.
Das waren drei heiße Tage, im wahrsten Sinn des Wortes.
Gleich am ersten Abend steht einer unserer jugendlichen Mitarbeiter völlig aufgeregt vor mir und fragt mich:
„Frau Lehnes, haben Sie einen Notfallplan?“
In dem Moment schrillen bei mir sämtliche Alarmglocken: ich sehe vor meinem inneren Auge blutende Lippen, gequetschte Nasen, Hitzschläge und Sonnenbrände.
So versuche ich, ruhig durchzuatmen und frag ihn dann, was denn jetzt passiert sei?
„Das müssen Sie sich anschauen,“ antwortet er, „ das müssen Sie sich anschauen, alles voller Ungeziefer – unser ganzes Zimmer, alles voller Ungeziefer“ Und so eile ich mit dem jungen Mann in Richtung des besagten Zimmers und in der Tat: bei genauerem Hinsehen, kann man sie erkennen: mindestens 8-10 Stechmücken und ein paar Fliegen sitzen an den Wänden.
„Frau Lehnes, haben sie einen Notfallplan?“
Ja, habe ich.
Als erstes schließen wir mal das Fenster und dann rücken wir, bewaffnet mit einem Schlappen den Viechern auf den Leib. Und - wir besiegen sie.

Warum ich ihnen dieses kleine Episode erzählt habe?
Weil es manchmal gar nicht so leicht ist,
der eigenen Rolle zu entsprechen.
Das zu leben, was man ist.
Und weil Gott uns manchmal mehr zutraut, als wir uns selbst.

Da kommt ein junger Mensch aus der Stadt auf’s Land,
und da sieht er etwas, was er so nicht kennt.
Und statt zu überlegen, wie verhalte ich mich jetzt da als Mitarbeiter, welche Möglichkeiten habe ich, um das Problem zu lösen,
fällt er in die Rolle des Konfirmanden zurück und läuft ganz aufgelöst
weg.
Ich war übrigens sehr erleichtert, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist und kann inzwischen gut über die Geschichte schmunzeln.

Erwachsenwerden, selbständig zu entscheiden, das ist eben nicht leicht.

Erwachsen sein und Entscheidungen treffen zu müssen,
auch in heiklen Situationen, in Situationen, in denen man oft nicht weiß, was richtig und was falsch ist und wo oft um Kompromisse gerungen werden muss, auch das ist nicht leicht.
Und Älterwerden oder Altwerden, auch das - keine einfache Übung. Zu akzeptieren, dass man zu manchen Dingen einfach länger braucht, schneller müde wird und nicht mehr so belastbar ist wie früher.

Doch ganz gleich, wie alt wir sind und mit welchen Anforderungen wir uns gerade konfrontiert sehen, wir alle haben unsere Heimat im Glauben.
Wir sind Kinder des Lichts. Wir sind es hier und jetzt.
Auch wenn und das manchmal schwer fällt, zu glauben.
Für Gott sind wir mehr Licht,
als wir selbst es ahnen.
Er traut uns mehr zu als wir uns oft selbst.

Wir sind Kinder des Lichts! Erleuchtet durch unseren Glauben.
In der Taufe hat uns Gott als seine Söhne und Töchter angenommen und uns das Licht des Lebens geschenkt.
JA, das hat er.
Auch wenn es uns manchmal schwer fällt, zu glauben, dass wir Gottes Licht in und bei uns tragen
Und ER möchte nicht, dass wir sein Licht unter den Scheffel stellen,
sondern dass wir es leuchten lassen hier in dieser Welt.

Und eigentlich möchten wir das wir auch sehr gerne.
Unser Licht als Christin, als Christ leuchten lassen,
es der Welt zeigen,
unserer Rolle und unserem Leben als Christen entsprechen,
und genau das ist der Punkt,
an dem es für uns manchmal schwierig wird.
Es ist die Nahtstelle, an der es von der Theorie in die Praxis übergeht,
von der Geborgenheit der individuellen Frömmigkeit und dem Heimatgefühl hier in der Gemeinde hinaus in die weite Welt,
wo uns eben nicht automatisch alle lieb,
wir uns Anfechtungen ausgeliefert sehen und
unsere Überzeugungen verteidigen müssen.
Und wo wir manchmal eben auch am liebsten weglaufen würden,
um nach dem Notfallplan zu fragen, der da heißt:
und wie denke, rede und handle ich jetzt als Christin, als Christ so,
dass es meinem Glauben entspricht,
und dass auch durch mich das Licht Jesu Christi offenbar wird!

Denn offensichtlich traut mir Gott ja zu,
dass es auch durch mich offenbar wird.

2. der Predigttext als Ermutigung zu einem „Leben im Licht“

Die Worte aus dem Epheserbrief, unserem heutigen Predigttext,
möchten uns genau an dieser Nahtstelle,
an der es von innen nach draußen geht, MUT zusprechen.
Sie wollen uns ermutigen als „Kinder des Lichts“,
die wir ja tief drin alle sind,
voller Vertrauen und Zuversicht nach draußen zu gehen sein und in dieser Welt ganz einfach auch unseren Glauben zu leben.
Zu leben als Kinder des Lichts und dann wird auch durch uns offenbar werden, was nicht der Güte und der Wahrheit und der Gerechtigkeit entspricht.
NUR MUT, sagt der Epheserbrief.
Und seid es und ihr könnt es.
Und wenn was schief geht, dann geht es eben schief.
Das ist mehr als nur ein Notfallplan,
als ist mehr als nur eine Regieanweisung für Schauspieler,
um nicht aus der Rolle zu kippen.
Sondern es ist die Ermutigung an das eigene Licht und seine Strahlkraft zu glauben in der Gewissheit, dass Gott an unserer Seite bleibt, auch wenn was nicht gleich beim ersten Mal klappt.

So wie wir es nach dem Sündenbekenntnis miteinander gesungen haben:
Du bleibst an meiner Seite, du schämst dich nicht für mich.
Du weißt, ich bin untreu, und dennoch gehst du nicht.
Du stehst zu unserer Freundschaft, obwohl ich schwierig bin,
hältst du mir die Treue, gehst mit mir durch dick und dünn. Du bist treu, HERR, an jedem neuen Tag. Du bist treu, HERR, auch wenn ich versag. Unerschütterlich hält deine Treue mich, Du bleibst mir treu.

2.1. Prüft

Als Christinnen und Christen sollen wir kleben,
und unser Licht nicht unter den Scheffel stellen,
sondern hinauf auf den Leuchter,
so dass es alle sehen können.
Und wie wir das anstellen, das sagt uns der Epheserbrief.

„Prüft,“ heißt es da, „prüft, was dem Herrn wohlgefällig ist,“ und was der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit dient.
Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit, das sind die Kriterien,
die uns an die Hand gegeben sind.
Und nach diesen Kriterien urteilen wir.
Wir müssen und wir brauchen nicht alles gut zu heißen,
was wir sehen oder was selbst von uns erwartet wird.
Wir haben die Freiheit, Ja oder Nein zu sagen.
Wir haben die Freiheit, immer wieder neu zu prüfen und auch eine Meinung zu ändern.
Ein ganzes Leben lang. Immer wieder. In aller Freiheit.

Das, was für jemanden mit 20 wahr ist,
das muss für den gleichen Menschen mit 30 oder 40 nicht mehr wahr sein. Wir dürfen uns ändern! Wir sind nicht Gefangene im Glauben, sondern wir sind frei.
Frei, uns selbst zu prüfen, auf das eigene Leben und auf den eigenen Lebensstil zu schauen und dann zu entscheiden: Ja, das ist gut und das will ich weiter tun oder auch zu entscheiden: Nein, das will ich so nicht oder nicht mehr.
Da gibt es für mich inzwischen andere Wege, um der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu dienen. Und darum kann und will ich mein Leben jetzt anders gestalten.
Diese Freiheit haben wir.
Wir haben sie im persönlichen Leben und wir haben sie im öffentlichen Leben.

Dass wir in einer multimedialen Gesellschaft leben, die uns ständig neue Bedürfnisse einredet, und die uns dazu verleiten will, immer noch mehr zu konsumieren und dass Geiz geil ist, auch das muss auf den Prüfstand!
Und dann entscheiden wir, was davon der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit in dieser Welt dient. Und dann sind wir mutig und sagen NEIN zu dem, „was dem Herrn nicht wohlgefällig ist“.
Das ist nicht immer bequem und einfach,
aber Gott traut es uns zu.
Denn für ihn sind wir seine Kinder,
die Kinder des Lichts, und darum können wir das.

2.2. Deckt auf

„Habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis; deckt sie vielmehr auf!“, so heißt es weiter.

Habt den MUT, den Teppich hochzuheben und schaut euch den Dreck an, der sich darunter verbirgt.

Es geht nicht um Schuldzuweisung,
sondern ums Draufschauen und um das Wahrnehmen dessen,
was sich unter der Oberfläche verbirgt.

Und da verbirgt sich einiges.

Einiges, von dem ich denke, da kann doch was nicht stimmen!
Es wird viel von Bildung und Chancengleichheit geredet. Aber wie bitte soll eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Teilzeitjob die Nachhilfe für die G 8, das achtjährige Gymnasium bezahlen?
Für Hartz IV zu reich, für 20.-€ Nachhilfe pro Woche zu arm!
Chancengleichheit? Schön wär’s.

Die Bundeswehr macht auf Hochglanzplakaten Werbung für die Ausbildung beim Bund. Jeder Raucher muss sich damit abfinden, dass der Bundesgesundheitsminister warnt: Rauchen gefährdet ihre Gesundheit. Warum warnt nicht der Bundesverteidigungsminister auf dem Hochglanzplakat: Der Einsatz in Krisen- und Kriegsgebieten dieser Welt gefährdet nicht nur ihr Leben, sondern auch das Leben anderer.

Die Staatsverschuldung ist so hoch wie nie. Geld, um endlich mehr Lehrer im Grund – und vor allem auch im Hauptschulbereich einzusetzen, fehlt. Dafür bekommen Großhoteliers jetzt einen Steuernachlass.
Und haben dann einige der Hauptschüler endlich ihren Quali geschafft, dann haben sie noch lange keine Lehrstelle.

Da kann doch was nicht stimmen!
Und ich frage mich:
Wie lange sollen wir eigentlich noch als dumm verkauft werden?
Das sind wir nämlich nicht!

Darum schauen wir genau hin, prüfen und entscheiden.
Es geht nicht darum, anderen die Schuld zuzuweisen,
sondern aufzudecken, zu offenbaren und zu benennen, was eben nicht stimmt.

3. Wach auf, steh auf!

Darum, so heißt es weiter:
wach auf, der du schläfst!
Mach die Augen auf und schau auf diese Welt und hab den Mut zu sagen, was nicht der Güte und der Gerechtigkeit und der Wahrheit dient.

Wir haben ja oft die Tendenz, uns mit dem abzufinden, was ist,
wir nehmen es als gegeben hin und denken: „da kann man halt nichts machen!“ und resignieren.
So, liebe Gemeinde,
stellen wir aber unser Licht unter den Scheffel und
nicht hinauf auf den Leuchter, so dass es alle sehen können.
Wach auf, sagt der Epheserbrief,
nimm dein Licht jetzt in die Hand und bring es dorthin, wo es noch finster ist.
Bring deine Fröhlichkeit, deinen Glauben, deinen Optimismus, deine Liebe zu den Menschen, die vielleicht gerade jetzt in diesem Moment schon darauf hoffen, dass sich Dinge ändern. Dass da einer kommt und das Licht auch in ihr Leben bringt.

Du bist mehr Licht in dieser Welt,
als du selbst es ahnst.
Gott braucht dich mit deiner Strahlkraft,
damit es heller wird und die Finsternis verschwindet.
Darum wach auf und lass dir die Chance nicht entgehen.

Und unser Predigttext endet mit der Aufforderung:
Steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.
Ein ganz starkes Wort, provozierend, herausfordernd.
Steh auf von den Toten –
Begrabe nicht deine Träume von einer besseren und anderen Welt,
sondern lebe diesen Traum,
so wird dich Christus erleuchten !
DU bist ein Kind des Lichts!

Ich habe mich gefragt, wo ich denn selbst ein Kind des Lichts bin,
wo ich anderen Menschen das Licht Christi vielleicht schon gebracht habe, wo ich in Liebe gehandelt habe und es so durch mich ein wenig heller geworden ist.
Ich weiß es nicht, aber ich weiß ganz viele Menschen, die mir auf meinem Weg zu einem Licht geworden sind und durch die ich meinen Glauben wieder ganz neu sehen konnte oder durch die ich einen anderen Blick auf diese Welt auch gelernt habe.

Das ist ja auch das Schöne, dass wir nicht durch eigene Berechnung Kinder des Lichts sind, sondern dass wir jeden Tag auf’s neue, die Chance haben, für andere das Licht zu sein. Auch wenn wir das dann selbst oft gar nicht merken.

Schau ich auf unsere Gemeinde, dann sehe ich da viele, die als Kinder des Lichts unterwegs sind, die sich nicht abfinden mit Ungerechtigkeit, Lieblosigkeit und Lüge. Ich denke an die Frauen, die im dress-in mitarbeiten, an die, die sich in ihrer Nachbarschaft umschauen, an die, die für andere beten und an alle, die sich auf so ganz unterschiedliche Weise für ihren Glauben und ihre Überzeugung engagieren.

Wir sind oft mehr Licht für andere, als wir selbst es ahnen!

Darum lasst uns als Kinder des Lichts leben,
prüfen, ,was unserem Sein in Christus entspricht
und was der Güte, der Gerechtigkeit und der Wahrheit entspricht.

So wird auch durch uns offenbar werden,
wer Christus für diese Welt ist. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.