Predigttext Epheser 3,2-3a.5-6
2 Ihr habt ja gehört,
welches Amt die Gnade Gottes mir für euch gegeben hat: 3 Durch Offenbarung ist
mir das Geheimnis kundgemacht worden … 5 Dies war in früheren Zeiten den
Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen
Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die Heiden Miterben sind
und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus
sind durch das Evangelium.
Liebe Gemeinde,
1. Und wenn es stimmt?
Wenn
ich das schon höre: Mein Amt von Gottes
Gnaden. Durch Offenbarung das
Geheimnis Gottes kundgemacht. Dies
war in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht wie es jetzt offenbart ist seinen heiligen Aposteln und
Propheten durch den Geist … Das sind schon steile Begründungen, mit denen Paulus hier
sich Gehör verschaffen will. Diese Ausschließlichkeit. Diese Unangreifbarkeit. Diese
Arroganz.
Und
wir? Wir sind dann schon von vornherein misstrauisch. Da vereinnahmt einer Gott
für seine Sache.
Das
gehört sich nicht!
Das
ist gotteslästerlich.
Dafür
haben sie schon damals Christus gekreuzigt.
Warum
nicht auch den Paulus. Im Namen Gottes!
Aber
ist unsere Alternative besser? Wir haben es uns abgewöhnt von Gott zu reden. Viel
zu viel Ungöttliches ist im Namen Gottes schon geschehen – und geschieht ja
immer noch.
Wir
reden deshalb heute lieber von uns.
Vom Menschen. Rein Menschlich. Wir sagen: Das scheint sinnvoll. Das ist logisch.
Das ist demokratisch.
Oder
wir sagen gar nichts mehr, außer: Das ist halt MEINE Meinung! Und die
Meinungsfreiheit ist uns ja sogar durch das Grundgesetz zugesichert. Der
Rückzug ins unangreifbare ICH. Ich fühle. Ich empfinde. Ich meine. Ich glaube.
Aber
was ist, wenn MEINE Meinung falsch ist?
Wenn
meine Meinung vielleicht beleidigend ist, menschenverachtend, egoistisch,
zerstörerisch – mich selbst oder andere? Wer korrigiert sie mir?
Und
das war bei Paulus nicht anders. Er war der festen Überzeugung, dass die
Christen verfolgt werden müssten. Und er tat es. Bis, ja bis er selbst von Gott
gefunden wurde, damals bei Damaskus. Und diese einzige Frage: „Was verfolgst du
mich?“ wird der Anfangs- und Wendepunkt im Leben des Paulus – Gott sei Dank.
Vom Christenhasser verwandelt er sich hin zum großen Völkerapostel, der wie
kein Zweiter später von der Liebe Gottes schreiben wird und von der Freiheit
und von der Versöhnung, von der Auferstehung und immer wieder von der
Verwandlung in Christus.
Die
Befreiung von sich selbst, von seiner Meinung, von seiner engen Sichtweise
empfindet er als so grundlegend, dass er nun davon erzählen muss, denen, die es
hören wollen und denen, die es nicht hören wollen. Und die, die bleiben, die
sind sein Gegenüber und bilden die jungen Gemeinden in Korinth oder in
Thessaloniki oder in Rom oder wie hier in Ephesus. Bunt gemischt – in den Handelsstädten
aus der ganzen Welt zusammengewürfelt.
Und
es geht nicht um Mehrheiten oder Besitzstandswahrung, sondern um das Bezeugen dessen, was ihn
grundlegend umtreibt. Es geht um seine innerste Überzeugung.
Und
etwas anderes machen wir heute ja auch nicht. Was haben wir denn im Glauben für
Beweise, außer unsere eigene Haltung und die Haltung derer, die mit uns hier sind.
Was haben wir anderes, als unsere Entscheidung, dass es sich lohnt, sich diesem
Wort Gottes immer wieder neu auszusetzen, unser Denken, unser Handeln, und
Sehnen und Hoffen durch die Aussagen der Bibel bestimmen zu lassen, die Welt
von dort her zu betrachten. Das Wort Gottes nachzuleben und ihm Zuzutrauen,
dass ES oder besser ER uns mit seinen Orientierungsmarken auf einen guten Weg
führt.
Wir
stellen uns gerne in diesen Fragen ein wenig Abseits oder auf das Podest der
kritischen Vernunft und meinen dann: Aber so wie der Paulus kann man das nicht
sagen. Das klingt viel zu absolut, viel zu endgültig. Da fehlt jede Offenheit.
Man muss das alles immer auch relativ sehen. Und so genau kann man das doch …
Sicherlich,
das ist auch eine Haltung, gerade in
Glaubensdingen, so völlig unbestimmt und unsicher: Und was ist, wenn das alles
nicht stimmt? Wenn das alles nur Einbildung ist, das in der Bibel.
Oder wir üben uns einmal
in der anderen Haltung ein. Was ist,
wenn das stimmt?
2. Wer gehört dazu?
Ja
noch anders: Wäre es nicht wünschenswert, dass es stimmt, so wie Paulus hier
mit aller Autorität und Macht sagt:
5 Dies war in
früheren Zeiten den Menschenkindern nicht kundgemacht, wie es jetzt offenbart
ist seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist; 6 nämlich dass die
Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der
Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.
Denn
was heißt das denn als raus auf die Straße. Das Evangelium muss unter die
Menschen.
Im
Judentum war das klar – und ist es bis heute. Jude wird man durch Geburt, d.h.
durch eine jüdische Mutter. Ein auserwähltes Volk unter allen Völkern. Die
wenigen Proselyten mal ausgenommen.
Aber
bei den Christen muss das anders ein – so meint es zumindest Paulus. Da gibt es
keine heilige Abgrenzung mehr. Alle sind angesprochen. Alle gehören dazu.
Und
hier öffnet Paulus uns den Horizont gewaltig. Und seine Antwort ist ganz klar
und eindeutig:
die Heiden sind Miterben,
die mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus
sind durch das Evangelium.
Alle
sind angesprochen. Keine Exklusivrechte. Weltumspannend. Die ganze Welt.
Gut,
wir könnten es jetzt noch etwas genauer eingrenzen und sagen: Paulus meint aber
nur die, die sich zu Christus halten. Aber selbst da bleibt es eine Herausforderung,
was da steht.
Reicht
es ja schon, wie oft es uns untereinander schwer fällt, den Nachbarn in der
Kirchenbank oder den schräg gegenüber vollwertig als Miterben im Leib Christi und als Mitgenossen der Verheißung zu sehen.
Und da sitzt dann noch nicht einmal der Bettler und der Junki hinten drin und
zwei Reihen weiter vorne der hart verhandelnde Geschäftsmann oder die reiche
Witwe – wenn die überhaupt noch da sind.
Wie
viel schwerer fällt es uns das dann noch, wenn unsere Glaubensgeschwister
andere Sitten oder Haltungen pflegen, ob die Deutschen aus Russland oder die
Siebenbürger Sachsen. Ob die Hände gefaltet oder hoch erhoben beim Lob Gottes.
Ob bekreuzigt oder mit Kniebeuge und mit Weihrauch – wie die Katholiken oder
ganz ohne Liturgie und schlicht in der gesamten Ausstattung – wie die
Reformierten.
Was
haben wir uns gegenseitig die Köpfe eingeschlagen und das Leben schwer gemacht
– hätten wir es nur einmal geglaubt, was Paulus hier sagt:
6 nämlich dass die
Heiden Miterben sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der
Verheißung in Christus Jesus sind durch das Evangelium.
Denn
Paulus ist von Christus der Blick geöffnet worden. Und so wendet er auch unseren
Blick auf Christus hin, damit sich von dort her auch unsere Augen öffnen hin
zur Welt. Zur ganzen Welt.
Und
dann sind wir mit unseren Betrachtungen noch gar nicht außerhalb unseres Landes
gegangen, um die Miterben und Mitgenossen vollwertig wahrzunehmen und uns an
ihnen zu freuen – wer da mit uns auf dem Weg ist.
Die
Armenischen Christen. Die Kopten in Ägypten. Die Geschwister in Tansania. Die
pfingstlerische Erweckung in China.
Spüren
wir das, wie Groß dieses Werk Gottes ist, oder beäugen wir es lieber kritisch: Na,
ob die oder ob der …. Ich weiß ja nicht. Aber ich sach ja nix. Ma red ja blos.
Ich denk mer nur.
3. Alle sind Miterben
- lasst uns das freudig verkündigen
Der
Dreikönigstag ist eine gute Gelegenheit, um uns wieder einmal bewusst zu
machen, wie groß und reichhaltig Gott seine Kirche gebaut hat.
Nicht
von ungefähr kommen bei Matthäus die Weisen aus dem Morgenland an die Krippe.
Schon bald stehen diese Drei sinnbildlich für die Weisheit der ganzen Welt. In
Alter und Hautfarbe werden sie unterschieden, um zum Ausdruck zu bringen, dass
alle Generationen und alle Nationen hier willkommen sind. Zumindest hier soll
Einheit herrschen und in der Verbeugung vor dem Kind werden die Hierarchien
aufgelöst. Eins in Christus – wird Paulus später schreiben.
Ein
Modell von weltumspannender Gemeinschaft, das nicht auf Macht und Gewalt
beruht, sondern auf Verständigung der Gleichen unter Gleichen – Kinder Gottes.
Und wie oft machen wir ein geschwisterliches Gezänk daraus!
Spaltung
wollte Paulus keine, auch Luther nicht, aber Vielheit, die wir aushalten, weil
wir alle eins sind in Christus.
Das
ist immer Gabe und Aufgabe.
Und
deshalb gilt es immer auch zu entdecken, was uns die anderen zu sagen haben und
dann zu prüfen und das Gute zu bewahren. Ein lebendiger Prozess von Hören und
Gehört werden.
Alle
sind angesprochen.
Alle
sind eingeladen zu diesem Wort Gottes.
Was
für ein Geschenk.
Bauen
wir keine Zäune darum herum, auch wenn wir nicht alle Haltungen und nicht alle
Verlautbarungen und Meinungen und nicht alle Beschlüsse der anderen gut heißen,
tolerieren oder unterstützen wollen. Vernunft ist nun mal Vernunft.
Aber
eines muss uns dabei innerlich eine
Freude bleiben, dass über ihnen und uns allen gilt:
dass wir Miterben
sind und mit zu seinem Leib gehören und Mitgenossen der Verheißung in Christus Jesus
sind DURCH das Evangelium.
Amen
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