Predigt Markus 10,13-16
gehalten in Maria Magdalena
Mk 10,13-16
Die Segnung der Kinder
13 Und sie brachten
Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an.
14 Als es aber Jesus sah,
wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen und
wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.
15 Wahrlich, ich sage
euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht
hineinkommen.
16 Und er herzte sie und
legte die Hände auf sie und segnete sie.
1. Jesus, der Kinderfreund – Güte
contra Härte
Ist
Jesus nur ein Kinderfreund? Und wir Erwachsenen, was ist mit uns? Hartherzig,
berechnend, vernünftig – vom Leben gezeichnet.
Ist
hier das alte Bild nachgezeichnet:
Die
gütige Mutter – der strenge Vater. Oder umgekehrt.
Der
barmherzige Vater – der hartherzige Bruder.
Die
gütige Angela Merkel – der egoistische Horst Seehofer.
Lasst
die Kinder zu mir kommen ….
2. Kindesalter
Welche
Kinder sind da überhaupt gemeint? Welches Alter hat er, welches Alter haben wir
vor Augen, wenn Jesus von den Kindern spricht?
Sind
die niedlichen Babys gemeint, die einen Nachts um den Schlaf bringen.
Oder
meint er die ins Spiel sich verlierenden Dreijährigen, die mit ihrem Trotzkopf
so manchen Familienausflug zu Nichte machen.
Meint
er die neugierigen, fragenden, weltentdeckenden 8jährigen, die dann beim
Zündeln fast das Haus anzünden.
Oder
meint er die 12jährigen, die voller Liebe und Hilfsbereitschaft der Mama oder
der Nachbarin die Tasche nach oben tragen und später mit dem Schulfreund
heimlich die Sexheftchen durchblättern.
Lasst
die Kinder zu mir kommen.
Welche
Kinder meint Jesus denn?
Und
außerdem: Sind Kinder so positiv, wie sie hier beschrieben sind? Wieviel Not
war oft in den Familien durch die vielen Kinder. Wie viele Frauen sind
gestorben über dem Kinderkriegen oder schon davor, weil sie zur Engelmacherin
gegangen sind.
Die
Erfindung der Pille, die Verhütung, ist da auch ein Segen gewesen – und auch
ein Fluch, denn wie viele Paar bekommen nur schwer Kinder, nach Jahrzehnten des
Verhütens.
Und
dennoch sind Kinder sind ein Segen – Kinderlosigkeit wird oft schwer ertragen,
bis heute.
Kinder
sind auch eine Last.
- zu kleine Wohnung
- zu viele Erwartungen an die Familien
- Leistungsdruck, was alles wie sein
muss …
- finanzielle Belastung (aber auch
Spinnerei unserer Zeit)
- abgetrieben (Indien-Mitgift, China –
Ein-Kind-Familie)
- Streit in der Familie, unter
Geschwistern
Sieht
Jesus das nicht.
Doch.
Er sieht es. Und er weiß selbst, was es heißt, ein „Bastard“ zu sein. Das uneheliche
Kind der Maria!
Jesus
hat nicht viel zu den Kindern gesagt und dennoch steht hier dieses zentrale
Wort, das auch bei so vielen Taufen gelesen, bepredigt oder vorgespielt wird.
Lasst
die Kinder zu mir kommen ….
Was
meint er damit?
3. Kindsein ist kein Zustand, eine
Haltung, eine Lebenseinstellung
Und
wir ahnen schon, das Kindsein ist kein sozial-romantischer Zustand, sondern eine
Haltung, eine Lebenseinstellung.
Wenn
man nur die Evangelien sprechen lässt:
a.
Mt 5,9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
b.
Mt 21,15 Die Tempelreinigung
12 Und Jesus ging in den Tempel hinein
und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß die Tische der
Geldwechsler um und die Stände der Taubenhändler
13 und sprach zu ihnen: Es steht
geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen«; ihr aber macht
eine
14 Und es gingen zu ihm Blinde und
Lahme im Tempel und er heilte sie.
15 Als aber die Hohenpriester und
Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und die Kinder, die im Tempel schrien: Hosianna dem Sohn Davids!,
entrüsteten sie sich
16 und sprachen zu ihm: Hörst du auch,
was diese sagen? Jesus antwortete ihnen: Ja! Habt ihr nie gelesen (Psalm 8,3):
»Aus dem Munde der Unmündigen und Säuglinge hast du dir Lob bereitet«?
c.
Kindervergleiche
- Kinder dieser Welt oder Kinder des
Lichts (Lk 16,8; Joh 12,36),
- Kinder des Allerhöchsten (Lk 6,35),
- Kinder der Auferstehung (Lk 20,36),
d.
Johannesprolog (Joh
1)
10 Er war in der Welt, und die Welt ist
durch ihn gemacht; aber die Welt erkannte ihn nicht. 11 Er kam in sein
Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf. 12 Wie viele ihn aber aufnahmen,
denen gab er Macht, Gottes Kinder zu
werden, denen, die an seinen Namen glauben.
14 Und das Wort ward Fleisch und wohnte
unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des
eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.
e. Mk 5,39 Heilung des Töchterchen des
Jairus
35 Als er noch so redete, kamen einige
aus dem Hause des Vorstehers der Synagoge und sprachen: Deine Tochter ist
gestorben; was bemühst du weiter den Meister?
36 Jesus aber hörte mit an, was gesagt wurde, und sprach zu
dem Vorsteher: Fürchte dich nicht, glaube nur!
37 Und er ließ niemanden mit sich gehen
als Petrus und Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus.38 Und sie kamen in
das Haus des Vorstehers, und er sah das Getümmel und wie sehr sie weinten und
heulten. 39 Und er ging hinein und sprach zu ihnen: Was lärmt und weint ihr?
Das Kind ist nicht gestorben, sondern es schläft.
40 Und sie verlachten ihn. Er aber
trieb sie alle hinaus und nahm mit sich den Vater des Kindes und die Mutter und
die bei ihm waren und ging hinein, wo das Kind lag, 41 und ergriff das Kind bei
der Hand und sprach zu ihm: Talita kum! – das heißt übersetzt: Mädchen, ich
sage dir, steh auf! 42 Und sogleich stand das Mädchen auf und ging umher; es
war aber zwölf Jahre alt. Und sie
entsetzten sich sogleich über die Maßen. 43 Und er gebot ihnen streng, dass
es niemand wissen sollte, und sagte, sie sollten ihr zu essen geben.
f. Speisung der 5000 (Joh 6,9)
8 Spricht zu ihm einer seiner Jünger,
Andreas, der Bruder des Simon Petrus: 9
Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist
das für so viele?
10 Jesus aber sprach: Lasst die Leute
sich lagern. Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich etwa
fünftausend Männer.
g. Der Rangstreit der Jünger (Mt
18,1ff)
18 1 Zu derselben Stunde traten die
Jünger zu Jesus und fragten: Wer ist doch der Größte im Himmelreich?
2 Jesus rief ein Kind zu sich und
stellte es mitten unter sie
3 und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die
Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. 4 Wer nun sich selbst erniedrigt
und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. 5 Und wer ein
solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.
Warnung vor Verführung zum Abfall
6 Wer aber einen dieser Kleinen, die an
mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein
an seinen Hals gehängt und er ersäuft würde im Meer, wo es am tiefsten ist.
4. Wes Geistes Kind bin ich?
Was
ist das, was Jesus am Beispiel der Kinder uns mit auf den Weg geben möchte?
Wir
sind ja keine Kinder mehr – klein, süß, drollig, unschuldig, unvoreingenommen.
Im
Gegenteil, mich regen eher die Erwachsen auf, die nicht erwachsen werden
wollen.
Und
doch spricht Jesus von der Kindschaft und vom neu geboren werden. Und der
erwachsene und gelehrte Nikodemus
Ist
völlig durcheinander, weil er es sich mechanisch oder materiell oder ganz real
vorstellt, wie ein Erwachsener wieder aus seiner Mutter Leib geboren werden
könnte. (Joh 3,1ff)
Geistig,
geistlich neu geboren werden?! … werden wie die Kinder?
Kindisch?
Kindlich?
Führt
uns Jesus in die Irre?
Und
der Widerstand regt sich in uns: Weit hat er es ja selbst auch nicht gebracht
mit diesem naiven Vertrauen.
„Hosianna…
und dann Kreuzigt ihn.“ Da wäre er mal lieber nicht so unbedarft, so kindlich,
so vertrauensselig gewesen.
5. Vertrauen – wie viel?
Und da
ist es wieder, dieses: Vertrauen.
… Fürchte
dich nicht, glaube nur.
Aber
wie viel Vertrauen ist denn da gemeint?
Heißt
es nicht auch: Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser.
Wir
wollen doch auch nicht dumm sein, sondern: „klug wie die Schlange …“
Und
außerdem heißt es doch auch, dass wir uns hüten sollen vor dem Versucher. … Und
wir können doch auch nicht nur blind vertrauen, sondern es heißt doch auch:
Prüfet alles und das Gute bewahret.
Aber
was ist denn gut?
Und
dann ist es wie am Anfang: Wie alt sind die Kinder denn, die Jesus meint.
Welches Vertrauen meint er denn? Das von Baby, oder von 4-jährigen, von 8-jährigen,
das von 12-jährigen?
6. Es gibt keine Garantien
Jesu
Wort bleibt eine Herausforderung, eine Provokation und gleichzeitig eine
Aufgabe.
Es
gibt keine Garantien für das Leben.
Vieles
klären wir heute über das Recht. Und der Rechtsanspruch, das Rechtsstaat ist
etwas ganz Wichtiges.
Und
wir klären es über Versicherungen: dann zahlt die Versicherung – Gott sei Dank
oder auch nicht – je nachdem, welche Erfahrungen ich gemacht habe.
Aber
auch wenn die Versicherung den Einbruch bei mir zuhause bezahlt, heißt das noch
nicht, dass ich über den Eingriff in mein Privates so ohne weiteres hinweg
komme.
Mit der
Krankenversicherung ist das nichts anderes. Sie bezahlt mir die Kosten beim
Arzt, aber wie ich mit meiner Krankheit zurechtkomme, mit dem Diabetes, mit den
Schmerzen, mit dem Krebs, mit der Einschränkung, mit dem Defekt, dem Bedürftig
sein, dem auf Hilfe angewiesen sein, das steht oft auf einem ganz anderen
Blatt.
Und
spätestens dann spüren wir: Die wesentlichen Dinge gehen nicht über das Recht, sondern über das Vertrauen.
- Wenn
wir uns das JA-Wort geben, wissen wir nicht, wie unsere Ehe in zwanzig Jahren
sein wird. Und trotzdem gehen wir mutig!
- Wenn wir Kinder bekommen, wissen wir
nicht, ob sie uns einmal im Alter versorgen werden. Und trotzdem gehen wir
mutig!
- Wenn wir mutig ins Leben ziehen und
unser Land mitgestalten, wissen wir nicht, wie unser Land in zwanzig Jahren
sein wird, ob Krieg ist, atomare Verseuchung, Klimakatastrophen. Und trotzdem
gehen wir mutig!
- Wenn wir auf Gottes Schutz und Segen
bauen und dieses und jenes unter seinem Namen beginnen, entscheiden, wagen,
wissen wir nicht, wie es wird. Vielleicht scheitern wir. Vielleicht halten wir
die Härte des Lebens nicht aus. Vielleicht … Und trotzdem gehen wir mutig!
Die Begegnung
Jesu mit dem „Reichen Jüngling“, die direkt nach dem Kinderevangelium zu finden
ist, lese ich wie eine Auslegung zu unserem Predigtwort. (Mk 10,17ff).
Der
reiche Jüngling fragt Jesus: Guter Meister, was soll
ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? …. Und Jesus antwortet:
19 Du kennst die Gebote: »Du
sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du
sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und
Mutter.«
20 Er aber sprach zu ihm:
Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.
21 Und Jesus sah ihn an und
gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles,
was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und
komm und folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn
er hatte viele Güter.
Und danach folgend diese so anschaulichen Worte Jesu: Eher geht ein
Kamel durch ein Nadelöhr als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Und nun
erschrecken auch die Jünger und fragen: Wer wird denn dann hinein kommen? Und
Jesus entzieht ihnen völlig den Boden und führt uns zurück auf das Einzige, das
wir als Kinder Gottes haben: Das Vertrauen.
„Bei den Menschen ist's
unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.“ (Mk
10,27)
Wir
haben keine Garantien.
Wenn
uns das bewusst wird, dann erschrecken wir vielleicht, weil wir gar so
Geworfene sind. Und gleichzeitig kann hier das Vertrauen beginnen:
Gott,
du an meiner Seite?!
Gott,
du auf grüner Aue und bei mir im
Angesicht meiner Feinde?
Lasst
die Kinder zu mir kommen …
Wenn
ihr das Reich Gottes nicht annehmt wie ein Kind …
Du
Gott bist der Ort, bei dem ich Zuhause bin. Geborgen, absichtslos, voller
Vertrauen. In meiner Krankheit bin ich gesund vor dir. In meiner Begrenztheit
doch so reich. In meiner Schwachheit doch so stark.
Lassen
wir uns immer wieder neu in der Nähe Gottes von Gott selbst verwandeln, von den
enttäuschten Kindern der Welt zu den Kindern Gottes. Und kommen wir trotz aller
Erfahrung und Härte des Lebens und der Realität und des Erwachsenseins – das
von Gott gewollt ist! - immer wieder zurück zu einem kindlichen Staunen und
Fragen und Danken und Vergessen und Neuanfangen. Mit vorbehaltloser Liebe. Mit
Vertrauen. Mit Hingabe. Wie ein Kind. In der inneren Gewissheit: ES WIRD!
Amen.
Definition: Jugend
BegriffsentstehungDer Begriff Jugend ist historisch gesehen relativ jung und wurde
erst um 1800 häufiger verwandt. Der Begriff des Jugendlichen war dabei
ursprünglich ambivalent besetzt (Jugend
ist Trunkenheit ohne Wein) und diente auch zur Distanzierung von einer
Personengruppe, die als gefährdet definiert wurde. Der Begriff bezeichnete dann
beispielsweise in der Jugendhilfe der 1880er Jahre eine männliche Person aus
der Arbeiterklasse zwischen 13 und 18 Jahren, der Tendenzen zur Verwahrlosung, Kriminalität und eine Empfänglichkeit
für sozialistisches Gedankengut unterstellt wurden.
Erst nach 1900, im Zuge der Jugendbewegung, wurde die eher negative
Konnotation des Begriffs (Jugend als Gefährdung und Unreife) durch ein
positives Bild ersetzt. Im Rahmen nationalistischer Strömungen entstand nach dem Ersten Weltkrieg ein politischer Jugendmythos:
Jugend als Motor der Geschichte (Wer die Jugend hat, hat die Zukunft). Hitler war dann in der nationalsozialistischen Propaganda der junge
Führer.
Das erste negative Jugendbild in der Industriegesellschaft
wirkte jedoch latent weiter und ist gerade in Zeiten gesellschaftlicher
Umbrüche wieder aktualisierbar, wie die Diskussion um Jugendgewalt und
Jugendkriminalität in den 1990er Jahren zeigte: Jugend(liche) als Gefährdung
und Bedrohung.Definitionen der „Jugend“Jugend kann auf verschiedene Arten betrachtet werden, zum einen bezeichnet
der Begriff eine Phase im Leben eines Individuums und zum anderen wird damit
eine eigenständige Gruppe von Menschen erfasst. Je nach Auffassung kann man zur
Eingrenzung der Lebensphase heute
bestimmte Alterswerte oder aber eine Definition anhand von qualitativen
Merkmalen vornehmen. Gemäß dieser zweiten Möglichkeit wird als Beginn der
Jugendphase meistens die körperliche Geschlechtsreife gewählt, als Ende das
Erreichen von finanzieller und emotionaler Autonomie.
Kinder:
0 – 11 Jahre!
Die Kindheit teilte sich im Mittelalter generell in drei Phasen: infantia,
puertia und adolescentia. 0-7/7-14/14-21
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