Predigttext Jona 2,11
Liebe Gemeinde!
Not lehrt beten! – sagt man. Lassen
wir es nicht erst soweit kommen. Wir dürfen schon vor der Not beten lernen, um
dann in der Not beten zu können.
Der Prophet Jona war kein
Schwächling – sonst hätte die Stadt Ninive keinen Kurswechsel in seiner Politik
vorgenommen. Seine Worte waren kräftig und mächtig.
Und doch ging es anders los.
Jona bekam von Gott den Auftrag,
Ninive zur Buße und Umkehr zu rufen. Und er flüchtete vor diesem Auftrag.
Eigentlich reagierte er genauso, wie
wir oft reagieren, wenn wir wissen, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass wir
etwas verändern müssten in unserem Leben, an unserer Lebensweise oder dass wir
für Veränderung eintreten müssten im öffentlichen Leben, in der Politik, in der
Gesellschaft.
Dann flüchten wir uns in Ausflüchte,
in Erklärungen und Notwendigkeiten, in Selbst-Beruhigungen.
Aber Jona holt der Ruf Gottes wieder
ein.
Auf seinem Flucht-Schiff nach
Tarsis. Und das Schiff kommt in Not, in lebensbedrohliche Not. Und als er
erkennt, dass womöglich andere auch noch wegen ihm und seiner Flucht umkommen,
lässt er sich ins Meer werfen.
Manchmal gehen ja auch wir an
unserer falschen Lebensweise zugrunde und ertrinken. Manche sogar wortwörtlich.
Das gilt für den Einzelnen, wie für
ganze Gesellschaften oder Staaten.
Und hier geht es nicht um den
moralischen Fingerzeig, sondern um die Logik des Lebens. Wenn sich Leben gegen
Leben verkehrt, geht es auf kurz oder lang zugrund.
Und dann ertrinkt er, der Jona.
Doch Gott gibt ihm noch eine Chance.
Ein großer Fisch verschlingt ihn, so
groß, dass er im Bauch des Fisches überleben kann.
Wir sollten nicht darüber streiten,
ob so etwas möglich ist, oder nicht. Dieses Bild ist viel kräftiger, wenn wir
es akzeptieren.
Denn wir kennen diese Zeiten ja bei uns
auch, wo wir beschäftigt sind mit dem nackten Überleben: bei einem
Schlaganfall, bei einem Herzinfarkt, bei einem Unfall, in der Therapie, im
Burnout oder was auch immer. Krisenzeiten, in denen wir drohen zu sterben und
gleichzeitig in einem Schutzraum am Leben bleiben.
Und in diesen Fischbauch-Zeiten, in
diesem Tunnel, wo ich und andere um mein nacktes Überleben kämpfen, kann sich
so etwas wie Besinnung oder Veränderung anbahnen.
Umkehr. Wo wir uns nicht mehr
machtlos fühlen, sondern aus der Schwäche zu neuen Aufbrüchen kommen.
Drei Tage und drei Nächte werden es
dann bei Jona sein.
Bei manchen von uns dauert es
manchmal noch viel länger.
Und Jona betet im Bauch des Fisches
um sein Leben.
Ich rief zu
dem HERRN in meiner Angst und er antwortete mir. Ich schrie aus dem Rachen des
Todes und du hörtest meine Stimme. 4 Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins
Meer, dass die Fluten mich umgaben. Alle deine Wogen und Wellen gingen über
mich, 5 dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen, ich würde deinen
heiligen Tempel nicht mehr sehen. 6 Wasser umgaben mich und gingen mir ans
Leben, die Tiefe umringte mich, Schilf bedeckte mein Haupt. 7 Ich sank hinunter
zu der Berge Gründen, der Erde Riegel schlossen sich hinter mir ewiglich. Aber
du hast mein Leben aus dem Verderben geführt, HERR, mein Gott!
8 Als meine
Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir in
deinen heiligen Tempel. 9 Die sich halten an das Nichtige, verlassen ihre
Gnade. 10 Ich aber will mit Dank dir Opfer bringen. Meine Gelübde will ich
erfüllen dem HERRN, der mir geholfen hat.
Dort, wo alles zu Ende scheint,
beginnt der Neuanfang.
Dort, wo ich nicht mehr weiter weiß,
werde ich vielleicht bereit zur Veränderung.
Das ist kein Muss. Das ist kein
Gesetz. Aber das ist eine Chance. Die Chance auch immer wieder für mich.
11 Und der
HERR sprach zu dem Fisch und der spie Jona aus ans Land.
Und Jona bricht auf.
Er übernimmt die Aufgabe, die eigentlich ansteht.
Der alte Auftrag Gottes ist auch der
neue.
Lustig ist da gar nichts, aber
segensreich wird es sein.
Die Chance, dass Ninive umkehrt von
seiner Boshaftigkeit und damit gerettet ist.
Und Jona kann sich noch nicht einmal
damit brüsten, dass er Ninive zur
Einsicht gebracht hätte, dass er
Ninive gerettet hätte. Denn eines bleibt im Buch Jona immer klar: Gott handelt.
Im Gegenteil: Jona hadert, dass
Ninive gerettet wird und hält es Gott vor (Jona 4,2f) …
2 und betete
zum HERRN und sprach: Ach, HERR, das ist's ja, was ich dachte, als ich noch in
meinem Lande war, weshalb ich auch eilends nach Tarsis fliehen wollte; denn ich
wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und
lässt dich des Übels gereuen.
Und dann möchte er sterben – das
scheint dann immer der leichteste Ausweg zu sein, wenn man mit seinem Leben
nicht mehr zurechtkommt.
3 So nimm
nun, HERR, meine Seele von mir; denn ich möchte lieber tot sein als leben.
Doch Jona stirbt nicht. Weder
damals, als er sich ins Meer werfen lies, noch jetzt, wo er mit Gott hadert. Er
erlebt Gott an sich selbst, so wie er ihn für die anderen beschrieben hat. Und
das gilt auch für uns noch heute. Gott rettet.
Und deshalb ist dieser Buß- und
Bettagsgottesdienst ein großartiges Geschenk Gottes an uns, weil es auch für
uns und über unserem Land und unserer Welt heißt – trotz aller Gewalt und gegen
alle Gewalt:
denn ich
wusste, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist und
lässt dich des Übels gereuen.
Der Anfang ist gemacht – durch Gott.
Nehmen wir es an.
Amen