20100518

Werner Otto Sirch: Ich beuge meine Knie ...

16.5.2010 Sonntag Exaudi

Predigt Epheser 3,14-21
14 Ich beuge meine Knie vor dem Vater,
15 der der rechte Vater ist über alles, was da Kinder heißt im Himmel und auf Erden,
16 daß er euch Kraft gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, b stark zu werden durch seinen Geist an dem c inwendigen Menschen,
17 daß Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in der Liebe b eingewurzelt und gegründet seid.
18 So könnt ihr mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist,
19 auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.
20 Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt,
21 dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.


Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

ich beuge meine Knie ... Vor zwei Jahren wollte, zu meinem Erstaunen, meine Konfirmandengruppe an ihrer Konfirmation das Abendmahl unbedingt kniend einnehmen. Es war den jungen Menschen nicht auszureden. Diese Begebenheit fiel mir ein, als ich über unseren heutigen Predigttext nachdachte. Wer kniet sich denn in einer evangelischen Kirche nieder? Wer kniet überhaupt noch ... und vor wem? Vielleicht fallen wir dann auf unsere Knie, wenn die Not am größten ist und wir weder ein noch aus wissen.

„Ich verstehe nichts. Nur Kniebeugen, die machen wir beim Training auch immer.“ Das sagte einer meiner früheren Konfirmanden, mit dem ich den heutigen Predigttext gelesen habe. Und mir fällt etwas ein, das ich vor einiger Zeit über den großen Psychoanalytiker C. G. Jung gelesen habe. Christen fragen ihn immer wieder einmal, warum Gott nicht zu ihnen spreche, wie er es in früheren Zeiten getan haben soll. Wenn er solche Fragen höre, antwortete C. G. Jung, denke er immer an den Rabbi. Der sei auch gefragt worden, wie es käme, dass Gott sich den Menschen früher so oft gezeigt habe. Denn heutzutage würde ja niemand mehr Gott zu Gesicht bekommen. Der Rabbi antwortete: „Heutzutage gibt es niemand mehr, der sich tief genug bücken kann.“ Das kann Beten bedeuten: Sich tief genug zu bücken, die Knie zu beugen und die Spuren Gottes in den Blick zu nehmen.

Es hat Ursachen, dass wir heute nicht mehr in der Lage sind, uns vor Gott zu demütigen und klein zu machen, ihm Respekt zu erweisen. Wir nennen Gott Vater. Gott der Vater, das scheint heute aber vielen Menschen suspekt, denn wir leben weitgehend in einer Welt ohne Väter. Wir leben im Zeitalter der Söhne und Töchter. Außerdem: Warum nicht Vater- und nicht Muttergott oder besser Gott, der Väterliches und Mütterliches in sich vereint?

Das Wort „Vater“ scheint heute nicht mehr tragfähig wie früher, es kann kaum noch Vertrauen begründen und den Glauben an Gott gültig ausdrücken. Der Rektor der Förderberufsschule des Diakoniedorfes Herzogsägmühle, wo ich vor meiner Fürther Zeit arbeitete, sagte einmal zu mir: „Die jungen Menschen an unserer Schule haben alle einen ganz entscheidenden Mangel: Sie kennen keinen Vater mehr, haben keine Beziehung mehr zu ihm. Wenn diese jungen Menschen in ihrem Religionsunterricht nun einen Vater erleben, wenn Sie ihnen ein guter Vater sind, dann haben Sie gut gearbeitet und wenn sie im Unterricht den Vater im Himmel kennen lernen, dann haben Sie sehr gut gearbeitet.“

Wo sind heute unsere Väter? Ich meine nicht die autoritären und gewalttätigen Väter. Wo sind die Väter, die Autorität haben, die sich um ihre Kinder kümmern, ihre Kinder lieben und von ihnen geliebt werden?

Die Söhne und Töchter möchten sich heute lieber vom Vater – und auch von der Mutter – befreien, erkennen ihre Autorität nicht mehr an. Eine Supernannie oder Supermama soll es dann richten.

Der Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhof malt in seinem Buch „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“, ein erschreckendes Bild von Beziehungsstörungen zwischen Erwachsenen und Kindern. Anhand von Fallbeispielen belegt er die Ursachen dieser Entwicklung. Er schreibt: „Wir befinden uns mittlerweile in einem Ausnahmezustand, in dem Kinder zu Erziehern ihrer Eltern geworden sind und diese rein lustbetont steuern können, ohne Grenzen aufgezeigt zu bekommen. Der Grund dafür liegt nicht in angeborener Bösartigkeit, sondern darin, dass diese Kinder psychisch gar nicht mehr in der Lage sind, ihr Verhalten als falsch zu empfinden. (...) Kinder, (...) die nicht in der Lage sind, falsches von richtigem Verhalten zu unterscheiden, entwickeln sich zu eben jenen Tyrannen und Monstern, vor denen wir im Alltag immer häufiger mit einer großen Fassungslosigkeit stehen.“ (...) „Schwierigkeiten bereiten zunehmend (auch) Kinder und Jugendliche, deren Eltern vom ersten Tag an liebevoll mit ihnen umgehen.“

Man könnte jetzt über pädagogische Konzepte diskutieren und sie als die Folge einer falsch verstandenen antiautoritären Erziehung, die jegliche Autorität abgelehnt hat, sehen. Man könnte mehr Strenge und Konsequenz in der Erziehung einfordern. Das Problem hat aber darin ihre Ursache, dass bei vielen Eltern der Vater nicht mehr der Vater und die Mutter nicht mehr die Mutter ist. Die Rollen haben sich vertauscht, die Kinder sagen den Eltern wo es langgeht, schon Fünfjährige haben ihre Eltern voll im Griff. Dadurch, so der Kinder- und Jugendpsychiater, nehmen wir unseren Kindern die Möglichkeit zu reifen. Kinder brauchen Leitung und Führung. Das bedeutet: „Kinder müssen wieder als Kinder gesehen werden. Heute sind wir dazu übergegangen, sie als kleine Erwachsene ebenbürtig zu machen und damit restlos zu überfordern.“ Ich denke: Kinder müssen nicht alles hören was Erwachsene reden und schon gar nicht mitreden und ihre Meinung dazu geben.

Kinder müssen nicht an die Macht, wie Herbert Grönemeyer 1986 musikalisch forderte. Schauen Sie rein in die Schulen, wie Kinder ihre Lehrer tyrannisieren, genau ihre Kinderrechte kennen aber nicht bereit sind ihre Pflichten zu erfüllen, sich einzuordnen und einzubringen, damit so ein Lernklima entstehen kann. Solange wir unseren Kindern die Rolle des Partners der Erwachsenen zuweisen, werden wir sie maßlos überfordern, weil sie diese Rolle psychisch nicht ausfüllen können. „Kleinkinder leben in der Annahme, sie seien alleine auf der Welt und könnten rein lustbetont ihren Willen ausleben. Diese Kinder haben noch nicht gelernt, ihre Außenwelt und andere Menschen als Begrenzung ihres eigenen Ichs anzusehen.“

Diese Problematik, die ich Ihnen, liebe Gemeinde, in groben Zügen aufgezeigt habe, hat auch Auswirkungen auf den Glauben unserer Kinder. Was heißt das im Blick auf ihr Verhältnis zu Gott? Was bedeutet das für sie, wenn wir von Gott dem Vater sprechen? Kann ein Kind sich an solch einen schwächlichen Vater binden, der Autorität nicht wahrnimmt, dem Kind Leitung und Führung verweigert, hilflos nur noch zusehen kann? Wie sollen unsere Kinder an einen Gott Glauben, der immer für uns da ist, wenn sie einen Vater erleben, der nie da ist, der nie Zeit hat, der sich kaum oder selten für sie interessiert? Kinder übertragen ihre Vaterbilder auf das Wesen Gottes. Nicht ohne Grund haben viele Menschen meiner Generation Angst vor dem zürnenden und strafenden Gott, weil sie ihren Vater prügelnd, hart strafend, Angst machend, erlebt haben.

Ich bin überzeugt, dass es auf Dauer Wirkung und Bedeutung hat, nicht nur für unseren Glauben, sondern auch für die Zukunft unseres Volkes, wenn unsere Kinder sich selbst als den Mittelpunkt des „Universums“ sehen, das sich nichts und niemandem unterzuordnen hat und nur seinem Lustprinzip lebt.

Wie sollen unsere Kinder heranwachsen zu einem innerlich starken Menschen, der sittlich denkt und sich mit der Spannung auseinandersetzt, die aus seiner irdisch-leiblich Art kommt und letztlich nur vom Gefühl von Lust und Unlust bestimmt ist, das ihn steuert? Die Entwicklung zu einer verantwortlichen Persönlichkeit geschieht nicht von allein, das muss gelernt werden. Kinder brauchen dazu Vorbilder, Leitung und Führung.

Die Entwicklung zu einer verantwortlichen Persönlichkeit letztlich aber nur dann gelingen, indem eine Berührung mit Gott stattfindet, wenn Gewissen entwickelt wird und ein Ort ist, der von Gott her ansprechbar wird und bleibt. Dann wird der Mensch reif, sittliche Urteile zu fällen und in das rechte Beziehungsverhältnis zum neuen Menschen zu kommen, der sich an Gott gebunden weiß und seine Autorität über sich duldet, akzeptiert und sich danach ausrichtet. Denn werden sie in der Lage sein, ihre Knie vor dem Himmlischen Vater zu beugen, wie Paulus das tat und wie wir Erwachsene es gelernt haben, Gottes Autorität über uns anzuerkennen und sich ihr unterzuordnen.

Wir wünschen, dass unsere Kinder selbstbewusst, als innerlich starke Menschen ihr Leben bewältigen. Unsere Kinder werden aber nicht stark, indem sich die Rollen verkehren und die Erwachsenen sich nach ihnen richten. Kinder müssen lernen Versagungen und Frustrationen auszuhalten und mit ihnen positiv umzugehen. Wachstum und Stärkung seines inneren Menschen bekommt der Mensch, indem er sich mit dem Wort Gottes, der Predigt, der Gemeinschaft der Glaubenden und dem Wirken des Heiligen Geistes auseinander setzt. Das gilt für unsere Kinder und auch für uns Erwachsene.

Den Vater im Himmel ehren drückt Ehrfurcht und Vertrauen aus, nicht so sehr die vertrauliche Nähe zu Gott, sondern eher die Ehrfurcht und das Vertrauen in seine Größe und heilschaffende Macht. Paulus kann nicht anders, als sich vor diesem Gott nieder zu knien und ihn anzubeten.

Wenn wir Gott anbeten, dann beten wir den Schöpfer und Erhalter allen Geschaffenen an, den Vater der Herrlichkeit, dem alle Ehre und alle Gewalt gebührt, der für uns Autorität hat, der durch Christus in unserem Herzen wohnt. Nicht mehr unser eigenes Ich mit seinen Interessen und Wünschen bestimmen unser Leben, sondern Gottes Sinn und Wollen. Amen.

Werner Otto Sirch: Wo ist er ...?

13.5.2010 Christi Himmelfahrt

Predigt Apostelgeschichte 1,3-11
Jesus zeigte sich den Aposteln nach seinem Leiden durch viele Beweise als der Lebendige und ließ sich sehen unter ihnen vierzig Tage lang und redete mit ihnen vom Reich Gottes.
4 Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt;
5 denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.
6 Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel?
7 Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat;
8 aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
9 Und als er das gesagt hatte, wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
10 Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
11 Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.


Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

nach einer alten christlichen Tradition wird an Ostern im Gottesdienst ein Osterwitz erzählt, der uns zum österlichen Lachen bringt. An Ostern ist der Witz ausgefallen. Dafür erzähle ich heute einen Himmelfahrtswitz.

Jesus und Klein-Fritzchen spielen vor der Kirche. Klein-Fritzchen hat einen Roller. Jesus fragt ihn: Leihst du mir den mal? Ja, klar. Na, er düst los. Und ... er kommt und kommt nicht wieder.
Fritzchen wird langweilig, er geht in die Kirche. Dort steht der Pastor gerade auf der Kanzel und sagt: Und Jesus ist in den Himmel gefahren. Klein-Fritzchen zuckt zusammen und ruft laut und empört in den Kirchenraum: Waaas? Mit meinem Roller?


Wie soll man sich das nun vorstellen, Jesu Himmelfahrt? Klein-Fritzchen hat die Befürchtung, dass er seinen Roller nicht mehr zurückbekommt, weil Jesus damit in den Himmel gefahren ist.

Als Kind habe ich mir vorgestellt, dass Jesus auf einer Wolke stehend, wie mit einem Aufzug in den Himmel gefahren ist. Vielleicht wurde meine Fantasie von einem Gemälde oder von einer Zeichnung in dieser Weise beflügelt.

Ein Pfarrer hat an Himmelfahrt riesige Fußsohlen aus Pappe an der Wand seiner Kirche befestigt und seine Predigt damit begonnen, dass Christi Himmelfahrt so nicht stattgefunden habe.
Wie hat sie nun stattgefunden? Wurde Jesus vor den Augen seiner Jünger entrückt, oder von einer Wolke verdeckt? Was war wirklich geschehen?

Wo ist Jesus jetzt, wohin ging er? In den Himmel, würden wir sagen und so haben wir es auch in unserem Text gelesen. Was meint Lúkas, wenn er davon spricht, dass Jesus in den Himmel aufgenommen wurde? Meint er einen geographischen Ort im planetarischen oder galaktischen Raum? Zur Zeit des Lukas dachte man, dass die Erde eine Scheibe ist und der Himmel sich darüber wölbt. Zu diesem alten babylonischen Weltbild gehörte der Glaube, dass die Gottheiten in diesem Himmelsgewölbe wohnten. Inzwischen wissen wir aber, dass die Erde rund und Teil eines riesigen, unendlichen Weltalls ist. Es ist also schwer zu sagen, wo der Himmel ist, zu dem Jesus aufgefahren sein könnte. Der russische Astronaut Juri Gagarin, der als erster Mensch ins Weltall flog, sah es als Beweis an, dass es keinen Gott gibt, weil er ihn bei seinem Flug im All nicht gesehen hat.

Lukas und die anderen Männer des Alten Testamentes wussten, dass Gott nicht auf irgend einem Planeten in der Weite des Himmels wohnt. Sie kannten die Schrift und konnten dort lesen: „Siehe der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen“. Gott ist also größer als seine Schöpfung. Und es ist nicht wahr, dass die biblischen Männer wie Lukas und Paulus Gott irgendwo oben im Weltraum lokalisiert haben. Gott ist überall. Wir Menschen können nur in Bilder versuchen, die Größe Gottes zu beschreiben, wir haben keine Worte dafür. Beim Propheten Jesaja spricht Gott zu uns auch in einem Bild: „Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße!“ Gott ist von uns nicht zu fassen und an einen bestimmten Ort zu binden. Er ist mit seinem machtvollen Arm dort wo er sein und wirken will.

Warum spricht Lukas dann aber davon, dass Jesus in den Himmel aufgefahren ist? Auch im Glaubensbekenntnis bekennen wir: „aufgefahren in den Himmel ...“? Was hat es also mit dem Himmel zu tun, wenn wir das Paradies, die Wohnung Gottes suchen? Ich denke wir brauchen Bilder, wenn wir von dem sprechen, der Himmel und Erde geschaffen hat. Unser Verstand kann mit seinen Möglichkeiten Gottes Größe und Heiligkeit nicht fassen und beschreiben. Wir brauchen räumliche Bilder, wenn wir von dem sprechen, der schon immer war und immer sein wird, wenn wir von dem sprechen, der der Anfang und das Ende ist, der überall ist. Auch der moderne Physiker wird, wenn er an Gott denkt, nach oben blicken zum Himmel und Gott droben suchen. Er wird ihn dort suchen, wo das Licht ist, wo die Sonne Wärme schenkt, die wir zum Leben brauchen. Gott des Lebens.

Himmel ist also ein Bild, das wir Menschen brauchen, um uns verständlich machen zu können. Wenn wir als Kinder gebetet haben: „Lieber Gott mach mich fromm, dass ich in den Himmel komm“, so haben wir mit unserem Kindergebet Gott darum gebeten, dass wir bei ihm sein werden, wenn wir einmal sterben werden. Unter Himmel meinen wir, wenn wir vom Glauben sprechen, nicht eine Galaxie, sondern den Ort, an dem Gott wohnt. Jesus ist nicht in eine andere Galaxie aufgefahren, sondern zu Gott gegangen. „Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters ...“ so bekennen wir es in unserem Glaubensbekenntnis.

Himmelfahrt ist die Hinaufnahme Jesu. Mit ihr geschieht Jesu Erhöhung zur Rechten Gottes. Jesus wird aus einer noch bestehenden Bindung an den irdischen Raum entnommen. Himmelfahrt ist der Weg in die Höhe zu Gott, für die Menschen nicht fassbar und durch die „Wolke“ verhüllt Gott sein geheimnisvolles Handeln auch für die Jüngeraugen. Jesus ist bei Gott, hat den Ehrenplatz an der rechten Seite Gottes eingenommen.

Die „Erhöhung zur Rechten Gottes“ ist nichts anderes, als dass Jesus zur Rechten Gottes sitzt und dadurch Anteil bekommen hat an seiner göttlichen Art des Seins und des Wirkens. Dadurch ist Jesus bei seinen Jüngern anwesend, zwar nicht mehr unmittelbar und sichtbar, aber nahe und wirksam, was durch Lukas in der Apostelgeschichte bezeugt wird: „Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden“. Christus ist zwar nicht sichtbar und den Augen seiner Jünger verborgen, aber er sieht es wie es seiner Gemeinde geht. Er kennt die Seinen und sorgt sich um sie.

Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder, damit könnte ich jetzt eigentlich meine Predigt beenden: Happy end und gut damit!

Ich hätte damit aber einen für mich ganz wesentlichen und wichtigen Gedanken ausgeklammert, den ich in aller Kürze ansprechen will. Es ist ein Gedanke, der für meinen Glauben mit entscheidend ist: „Jesus kommt wieder.“

Wir haben einen kommenden Herrn. Zwei Männer in weißen Gewändern haben es den Jüngern gesagt. Engel, Boten aus der Himmelswelt. Auch sie sind uns nahe, kennen, sehen und hören uns, nehmen teil an unserem Leben. Sie verstehen, warum die Jünger ihrem geliebten Herrn staunend, vielleicht auch schmerzlich oder freudig nachsehen. Jesus kommt wieder! Das ist ihre Nachricht. Es ist also kein Abschied für immer. Genauso wie Jesus jetzt fortging aus dem irdischen Raum in die total andere Welt Gottes, so wird er von dort zurückkehren und aufs neue in den Raum des sichtbaren Wirkens auf dieser Erde eintreten. Jesus kommt wieder!

In den Ostertagen war die Herrlichkeit Jesu noch eigenartig verborgen. Er wurde gar nicht sofort erkannt. Aber jetzt bei der Himmelfahrt wird er „emporgehoben“, von den Grenzen des Irdischen befreit und mit der Herrlichkeit Gottes beschenkt. Und ebenso werden ale Geschlechter auf Erden „... kommen sehen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit“. Dieses Wiederkommen wird genauso real erfolgen, wie Jesu Fortgang in den Himmel.

Die Engel geben keine Zeitangabe wann Jesus wiederkommen wird. Wir sind und bleiben eine wartende Gemeinde. Darauf bleibt alles ausgerichtet, was jetzt und bis ans Ende der Erde durch die Gemeinde getan werden muss. Maranatha, unser Herr kommt! Amen.