20101025

Ute Lehnes-de Fallois: ... um Gott zu gefallen

20. Sonntag nach Trinitatis - 17.10.2010
Predigt zu 1. Thess 4,1-8

Weiter, liebe Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus – da ihr von uns empfangen habt, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut – dass ihr darin immer vollkommener werdet.
Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus.
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht.
Und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung, nicht in gieriger Lust wie die Heiden, die von Gott nichts wissen.
Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel; denn der Herr ist ein Richter über das alles, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben.
Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unreinheit, sondern zur Heiligung.
Wer das nun verachtet, der verachtet nicht Menschen, sondern Gott, der seinen Heiligen Geist in euch gibt.


Laßt uns in der Stille um den Segen des Wortes Gottes beten.
(Stille)

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.
Der Herr segne unser Reden und Hören durch seinen Heiligen Geist. Amen.

Liebe Gemeinde!

1. Thema: das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden (Martin Luther)

Das Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden,
nicht eine Gesundheit, sondern ein Gesundwerden,
nicht ein Sein, sondern ein Werden,
nicht eine Ruhe, sondern eine Übung.
Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg.
Es glüht und glänzt noch nicht alles, es reinigt sich aber alles.

So hat Martin Luther das Leben von uns Christen beschrieben.

Ein Christ ist immer im Werden
Ein Christ ist nie fertig.
Er ist immer auf dem Weg.

Und dieses Unterwegs Sein ist es,
was uns als Gemeinde Jesu Christi miteinander verbindet.
Die Jüngeren mit den Älteren,
die Frauen mit den Männern und
die alt Eingesessenen mit den neu Zugezogenen.
Wir alle haben ein Stück unseres Weges hinter -
und ein mehr oder weniger langes Stück noch vor uns.
Die einen sind weiter und reifer, weil ihnen das Leben schon so manches geschenkt, aber auch schon so manches abverlangt hat.
Die anderen sind noch nicht ganz so weit, weil sie manche Erfahrung noch nicht machen durften - - - oder auch noch nicht mussten!
Und es nicht immer eine Frage des Alters,
wie weit wir in unserem Leben und Glauben schon gekommen sind.
Welche Erfahrungen und Erlebnisse unser Leben prägen.
Und auf welcher Etappe unseres Weges wir uns gerade befinden.

Doch ganz gleich, wo wir gerade gehen und stehen,
eines verbindet uns als Gemeinde Jesu Christi:
Im Glauben hat keiner von uns jemals ausgelernt.
Oder wie Martin Luther es sagt:
Denn das Leben ist kein Frommsein, sondern immer ein FROMMWERDEN.

Und so wird der Weg auch zugleich zu unserem Ziel:
Zum Fromm werden, zum Frömmer werden,
zur täglichen Einübung in Glaube und Gebet.
Und auf diesem Weg ist unser Ziel zugleich,
dass wir uns immer mehr dem annähern, wie Gott uns haben will,
dass wir immer mehr dem Bild gleich werden,
das ER, der Schöpfer, von uns hat,
dass wir leben als sein Ebenbild in Liebe IHM und den Menschen.

Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber.
Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang!

2. Paulus spricht uns an

So spricht uns Paulus in unserem heutigen Predigtwort an:

Liebe Schwestern und Brüder, ihr habt von uns empfangen, wie ihr leben sollt, um Gott zu gefallen, was ihr ja auch tut. So bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, dass ihr darin immer vollkommener werdet.

Paulus lobt uns erst einmal und will uns so Mut machen,
unseren begonnenen Weg fortzusetzen.
Der Weg, den ihr bisher gegangen seid, so sagt er,
der war gut, aber ihr könnt es noch besser,
noch vollkommener, noch inniger, noch frömmer, demütiger und liebevoller!

So bittet und ermahnt er uns,
uns immer wieder täglich neu daran zu erinnern,
wie wir leben sollen, um Gott zu gefallen.
Und wir wissen, wie wir Gott gefallen.
Christus hat es uns ja gesagt im Doppelgebot der Liebe,
dass wir den Herrn, unseren Gott lieben sollen von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Wir sollen unseren Nächsten lieben wie uns selbst.

Darum bittet und daran erinnert uns Paulus.
Doch er befiehlt es uns nicht.

Und er hat recht damit.
Denn dass ein Mensch liebevoll mit seinen Mitmenschen umgeht, sich täglich neu in die Liebe zu Gott und den Menschen einübt,
das kann man nicht befehlen!
Das muss von innen heraus aus dem Herzen kommen.
Und dazu kann man nur herzlich einladen,
manchmal auch dazu ermahnen, daran erinnern,
aber befehlen kann man es nicht!

Ich kann den Konfirmanden nicht befehlen,
dass sie doch bitte im Gottesdienst endlich aufhören sollen,
mit dem Fuß gegen die Holzbänke zu treten.
Denn schaue ich nicht hin,
werden sie es wieder tun.
Sie werden erst damit aufhören,
wenn sie verstanden haben,
dass das andere in ihrer Andacht stört!
Und dass es im Leben manchmal auch um Rücksichtnahme geht,
und nicht immer nur um das eigene Vergnügen.
Und wenn sie das nicht nur gehört und vom Kopf her vielleicht sogar verstanden haben, sondern wenn die Bitte bis in ihr Herz dringt,
dann werden sie damit aufhören.
Die Einsicht muss von innen, von Herzen kommen,
sie muss „beherzigt“ sein – im wahrsten Sinne des Wortes,
und dann wird sich das Verhalten ändern.

An der Stelle möchte ich Abbitte bei den Konfirmanden tun,
und euch sagen, dass es bei den Erwachsenen ganz genau so ist.

Denn auch Erwachsene tun manchmal Dinge, von denen sie wissen, dass sie so vielleicht nicht ganz in Ordnung sind, dass sie mit ihrem Verhalten anderen schaden, aber so lange es keiner sieht und ihnen die innere Einsicht fehlt, machen sie auch weiter wie bisher.

Fairness, Rücksichtnahme und Nächstenliebe lassen sich eben nicht befehlen, sondern sie müssen einem zur Herzenssache werden, die letzten Endes der Heilige Geist in uns bewirkt!
Und Paulus wünscht sich nichts sehnlicher für uns,
als dass wir auf unserem Weg dem Geist Gottes Raum geben und IHN in uns wirken lassen.

3. das erste Beispiel: Partnerschaft

Durch zwei Beispiele will Paulus uns das verdeutlichen.

Und er wählt dafür das sechste und das siebte Gebot:
„Du sollst nicht ehebrechen“ und
“Du sollst nicht stehlen“

Zwei Themen, die bis heute aktuell geblieben sind.
An ihnen möchte er uns zeigen, wie es konkret aussieht,
wenn die Liebe zum Maßstab unseres Handelns wird.

Zum Thema Partnerschaft schreibt Paulus:
Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr meidet die Unzucht... und ein jeder von euch seine eigene Frau zu gewinnen suche in Heiligkeit und Ehrerbietung

Damit warnt uns Paulus vor einer lieblosen Lust, die den anderen nur besitzen will, die den anderen nur haben will wie eine Sache, die man nehmen, kaufen und bei Nicht – mehr - Gefallen auch wieder wegschmeißen kann.
Das, so sagt er, macht eine Beziehung unheilig.
Denn sie raubt dem Partner die Würde,
und damit raubt sie letzten Endes auch die eigene Würde.
Menschen können sich nicht besitzen.
Ehepartner können sich nicht besitzen.
So wie man eine Sache besitzt.
Eine Sache hat man, solange sie ihren Dienst tut, solange sie einem gefällt.
Bei Nichtgefallen gibt man sie zurück,
bei einem Defekt schmeißt man sie weg.
Aber ein Mensch ist keine Sache.
Der Mensch hat eine Seele und er hat Gefühle,
und je näher sich zwei Menschen sind,
desto schmerzlicher sind die Verletzungen.

Treue und Zuverlässigkeit,
Aufrichtigkeit und Offenheit,
sind Werte ohne die es auf Dauer nicht geht.
Nicht in einer Ehe,
nicht zwischen Eltern und Kindern,
nicht unter Freunden.
Und eigentlich wissen wir das alle.
Aber beherzigen wir es auch?

In Liebe sollen wir miteinander leben.
Aufeinander Rücksicht nehmen und dem anderen Respekt entgegen bringen.

Aber schaffen wir das so selbstverständlich?
Oder müssen wir uns täglich neu darin einüben,
uns täglich daran erinnern und uns dazu manchmal auch ermahnen lassen?

Ich meine: JA.
Denn es ist nicht immer so leicht, den Versuchungen unserer Zeit zu widerstehen. Paulus nennt es Unzucht. Ich würde es in einer Partnerschaft als Untreue oder „Fremdgehen“ bezeichnen. Und da reicht die Palette weit: vom one-night stand – einmal ist keinmal- über die außereheliche Beziehung, es wird schon keiner merken, bis letzten Endes dann eben auch hin zur Scheidung, weil der eine oder die andere hat es dann eben doch früher oder später gemerkt!
Was da so harmlos daher kommt, endet oft mit tiefen Verletzungen.
Darum meidet, was euch - und euren Kindern -schadet.
Da ich selbst geschieden bin, erlauben Sie mir eine Anmerkung:

Und wenn es dann schon so ist, dass es gar nicht mehr geht, aus welchen Gründen auch immer, es muss ja nicht unbedingt die Untreue der Auslöser für eine Trennung sein, so kann ich nur aus eigener Erfahrung sagen. dann ist es gut, auch in so einer krisenhaften Zeit, zu versuchen die eigene Würde zu wahren und Gott zu bitten einem so viel Kraft zu geben, dass man dem Partner der geht, auch diese Würde zugesteht. Auch wenn die Liebe zu einem Menschen unwiederbringlich vorbei ist, ist es kein Grund, dem anderen noch mit allen mitteln Schaden zufügen zu wollen.

Aber in der Situation wird das leider viel zu oft vergessen.
Und dann wird alles nur noch schlimmer und am meisten für einen selbst.

4. das zweite Beispiel: Handel und Geld

Ich komme zum zweiten Beispiel, das Paulus wählt:
Der Umgang mit dem Geld –
Auch bis heute ein delikates Thema geblieben!

Niemand gehe zu weit und übervorteile seinen Bruder im Handel ....

Sie kennen vielleicht den Spruch:
Beim Geld hört die Freundschaft auf !
Heißt das:
Geld ist ein höheres Gut wie Freundschaft?
Oder heißt es:
Wenn es ums Geld geht, darf auch getrickst werden?
Und dem Finanzamt muß man noch lange nicht alles sagen !
Reden ist Silber, aber bei der Steuererklärung Schweigen ist Gold?
Aber auch in diesem Fall bezieht Paulus eine ganz eindeutige Position:

Gottes Gebote sind dazu da, um uns auch vor uns selbst zu schützen.
Uns davor zu schützen, dass wir uns auch hier unserer eigenen Würde und Wahrhaftigkeit berauben.
Dass wir anfangen, anderen das vorzuenthalten, was ihnen zusteht,
dass wir betrügen und
uns so auf Kosten eines einzelnen oder der Allgemeinheit bereichern.
Und am Ende dastehen, und nur noch dem Mammon dienen in der irrigen Meinung, Geld allein könne uns glücklich machen.

Davor will uns Paulus bewahren.
Er will uns davor bewahren, dem eigenen Egoismus zu verfallen und den Geist Gottes in unserem Leben zu verspielen.

Der Versuchungen und Anfechtung gibt es viele in unseren Tagen –
Und auch, wenn es uns nicht immer leicht fällt,
lassen Sie uns Liebe „üben“, im wahrsten Sinne des Wortes –
lassen Sie uns einüben in dieses Vertrauen auf Gottes Geist und lassen Sie demütig sein vor unserem Gott.

Das wird uns vor Enttäuschungen und Verletzungen bewahren,
vor Egoismus und Betrug.
Die Liebe zu Gott und den Menschen wird uns als Christen stärken auf unserem Weg, auch wenn uns viele wegen unseres Glaubens nur noch belächeln.

Dieses tägliche Einüben in die Liebe wird uns sicher niemals zu vollkommenen Menschen machen, aber es wird uns zu reiferen, gelasseneren, liebevolleren, glücklicheren und heiligeren Menschen machen.

Es ist noch nicht getan oder geschehen.
Es ist aber im Gang und Schwang.
Es ist nicht das Ende, es ist aber der Weg. Amen.


Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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