12. Juni 2016
Predigttext Lukas 9.10-17
10 Die Apostel erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida.
11 Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.
12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Laß das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.
13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, daß wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen.
14 Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Laßt sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig.
15 Und sie taten das und ließen alle sich setzen.
16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten.
17 Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrigließen, zwölf Körbe voll.
1. Jesus tut den
Menschen
Jesus tut den Menschen gut! Deshalb sind sie ihm
nachgefolgt. Irgendwie ist es gut in seiner Nähe zu sein.
Tut Jesus uns auch gut?
Die Frage ist vielleicht etwas zu direkt. Dann formulieren Sie sie für sich um, dass sie besser passt. Aber irgendwie muss sie ja
beantwortet werden, diese Frage: Tut Jesus mir gut?
Oder: Ich gehe in den Gottesdienst, weil …. Oder wie bei der
Kirchgeldaktion – die Zahlungsbitte für das Kirchgeld mit dem Logo: Ich bleib
dabei! Also in der Kirche, weil ….
Und Sie bleiben sicherlich nicht in der Kirche, weil Sie
Kirchensteuer oder Kirchgeld zahlen dürfen, sondern Sie zahlen ihren
Kirchenbeitrag, weil dieses Geld für etwas ganz anderes steht - vielleicht, weil die Kirche Sinn macht oder
weil Sie dann kirchlich heiraten können oder weil es doch irgendwie einen Gott
gibt oder weil Sie mal von der Pfarrerin beerdigt werden wollen oder weil die
Gemeinschaft so schön ist oder weil Jesus Christus ihr persönlicher Herr ist
oder weil Sie schon immer in der Kirche waren.
Jedenfalls braucht es darauf eine Antwort – heute wie
damals. Und wenn Sie nur mit-laufen, weil es gerade gut ist.
10 Die Apostel kamen zurück und berichteten Jesus, was sie getan
hatten. Darauf zog er sich mit ihnen in Richtung Betsaida zurück. 11 Sobald die Leute das merkten, folgten sie ihm.
Jesus tut den Menschen gut.
Und mir tut er auch gut.
Das ist die Ausgangssituation.
Und Jesus
wies sie nicht ab, sondern sprach zu ihnen über das Kommen der Herrschaft
Gottes und heilte alle, die Hilfe brauchten.
Und darüber wird es halt spät. So wie immer, wenn es gerade
wichtig ist oder spannend oder mir gut tut. Dann vergisst man die Zeit.
Und hier ist es nicht anders: Darüber wurde es Abend, und die Zwölf kamen und sagten zu ihm:
»Schick doch die Leute weg!
Wie die Mutter: Jetzt geht endlich in´s Bett.
Oder die Frau: Jetzt komm endlich zum Essen. Es ist schon
Dunkel.
Sicher. Irgendwann muss Schluss sein. Dann muss man ja auch
wieder vernünftig werden.
Schick
doch die Leute weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie
dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer
ganz einsamen Gegend.«
Das ist doch auch vernünftig! Aber genau da liegt gerade das
Problem. Jesus geht in die Nähe, in die Beziehung und das tut den Menschen gut.
Und die Jünger schicken sie in die Distanz: Schick doch die Leute weg.
Hier sehen wir Gottes tiefste Bestimmung. ER tritt in unsere
Nähe, in die Beziehung mit uns. Und die Beziehung kann man auch aus der Ferne
miteinander pflegen. Aber wo Distanz ist – da ist nur wenig Beziehung, da
begegnet man sich distanziert, nüchtern, sachlich, geschäftlich, vernünftig.
Wo Liebe ist, da bleibt man in Verbindung, auch wenn man
gerade nicht zusammen ist.
Vielleicht sind die Jünger ja auch ein bisschen
eifersüchtig, weil sie ihren Jesus jetzt endlich wieder für sich alleine haben
wollen Aber das sagen sie nicht. Mit dem Argument der Fürsorge begründen sie
ihre Haltung:
Schick
doch die Leute weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie
dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer
ganz einsamen Gegend.
2. Wenn der Zweifel
den Menschen zerfrisst
Natürlich ist das vernünftig, was die Jünger vorschlagen.
Aber manchmal ist Vernunft zu wenig. Denn wenn man vernünftig ist, dann weiß
man immer schon die richtige Lösung. So muss es sein. Und so muss es sein.
Und natürlich ist Vernunft nichts Falsches. Aber mit
Vernunft kommt man an vielen Stellen im Leben nicht weiter. Da hat man die
Kinder so und so erzogen und trotzdem kommt etwas ganz anderes raus. Da hat man
alles richtig gemacht und trotzdem ist es falsch.
Und als Jesus sagt: »Gebt
doch ihr ihnen zu essen!« ist es völlig aus.
Das
geht gar nicht!
Wie
stellt der sich das vor?
So
einfach würde ich es mir auch machen wollen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Und nun
sollen WIR wieder alles machen und bezahlten.
Wir kennen
ja diese Sätze auch in uns und solche Sätze machen uns nur enger und schotten
uns noch mehr ab und jeder sitzt noch mehr auf seinem Besitz und hat Angst,
dass es ihm jemand wegnehmen möchte, ob der Räuber oder eher Steuer oder die
Inflation oder die Großkonzerne oder die Weltverschwörung oder die Flüchtlinge
oder was weiß ich …
»Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische;
wir müssten erst losgehen und für dieses ganze Volk zu essen kaufen!« [Es sind]
nämlich an die fünftausend Männer versammelt!
Gebt ihr ihnen zu essen – sagt Jesus. Und das ist nicht
zynisch. Nein. Er traut es ihnen zu!
Gebt ihr ihnen zu essen, heißt ja nichts anderes als: Seid
einladend. Geht nicht aus lauter Vernunft in die Distanz.
Denn die Jünger sind ja schon wieder beim Rechnen: Wir haben
nur fünf Brote und zwei Fische.
Und ich weiß, beim Hartz IV oder als Kassiererin oder wenn
man gerade eine Wohnung gekauft hat, da muss man rechnen und sparen.
Aber Jesus sagt ja nicht zu seinen Jüngern: Das müsst alles
ihr bezahlen. Sondern er sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Und die Jünger entdecken da erst, dass sie ja sogar
selber etwas haben: Fünf Brote und zwei
Fische.
Nur, die wollten sie halt nicht teilen – aus vernünftigen
Gründen, denn für 5000 Männer (ohne Frauen und Kinder), da braucht man erst gar
nicht anfangen zu verteilen. Da verhungern zum Schluss alle.
Doch Jesus meint: Das reicht.
Er schimpft die Jünger ja nicht, dass sie so wenig
eingepackt haben. Er hat die Jünger nur daran erinnert, dass sie nicht NICHTS
haben, sondern dass sie auch etwas haben! – auch wenn sie das als zu wenig
ansehen.
3. Teilen macht alle
satt
Liebe Gemeinde,
was Jesus hier vorschlägt ist das Gegenmodell zu „Geiz ist
geil“. Geiz mag geil sein, aber eines macht er nicht: nämlich satt. Geiz ist
ein Hunger, der nie gestillt wird!
Aber das muss jeder selber wissen.
Wer nur mit sich selber beschäftigt ist, der bekommt nichts
dazu. Der hat danach vielleicht mehr, aber es bleibt Kampf und Kalkül und
geschenkt bekommt er nichts – zumindest nimmt er es nicht mehr wahr.
Jesus lässt die Jünger das Wenige mit den anderen teilen und
zum Schluss reicht es für alle. Ja, im Gegenteil: Es bleibt sogar noch mehr als
genug übrig.
Wir glaube das immer nicht, aber wir sind momentan als
Gemeinde der beste Beweis dafür, was Gott gemeint hat. Viele von ihnen erinnern
sich vielleicht noch an die Situation vor 10 Jahren und das Lamentieren um das
alte Gemeindehaus etc …
Und dann haben wir uns entschlossen das, was wir hatten,
hergegeben. Wir haben das alte Gemeindehaus aufgegeben. Und zum Schluss haben
wir zu unseren 200.000 Euro, die wir an neuen Spenden dazu gesammelt haben ein
Gemeindehaus im Wert von 2 Millionen Euro bekommen. Weil wir das, was wir
hatten, geteilt haben, haben wir Verbündete bekommen und das neue Gemeindehaus
ist uns zum Segen geworden – für so viele.
Nichts anderes passiert uns gerade mit dem Paulsplatz. Wir
haben uns entschlossen, den Paulsplatz weiterhin für die Stadtgemeinschaft zur
Verfügung zu stellen und die Paulskirche mit der Rampe wieder für alle
zugänglich zu machen und nun müssen wir selber nur 100.000 Euro an Spenden
sammeln und die Stadt Fürth und die Gesamtkirchenverwaltung und die
Landeskirche geben die fehlenden 630.000 Euro dazu – damit Alle etwas davon
haben.
Und wir könnten das Beispiel mit den Kinderchor und der
Sarah Buchdrucker so weiter führen.
Da steckt natürlich immer auch harte Arbeit dahinter und der
Beitrag von euch und vielen anderen. Aber machen kann man das nicht, dass es
dann so wird. Und wir hätten gerne immer Garantien, dass es auch so bleibt.
Aber die gibt es nicht.
Jetzt ist es so! – sagt Gott. Und dann davon zehren und
leben und erzählen. Wir hätten immer gerne gleich die Summe, das Ergebnis –
aber wir sind nicht das Ziel. Wir sind auf dem Weg. Doch den Anfang machte das
Teilen und das Hergeben.
Für mich ist das ein Wunder. Das Wunder der Brotvermehrung
für unsere Gemeinde. Gottes gnädiges Geschenk an uns.
Halleluja.
Amen
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