20160613

Martin Adel: Die Speisung der 5000

3. Sonntag nach Trinitatis
12. Juni 2016

Predigttext Lukas 9.10-17

10 Die Apostel  erzählten Jesus, wie große Dinge sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und er zog sich mit ihnen allein in die Stadt zurück, die heißt Betsaida.
11 Als die Menge das merkte, zog sie ihm nach. Und er ließ sie zu sich und sprach zu ihnen vom Reich Gottes und machte gesund, die der Heilung bedurften.
12 Aber der Tag fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf zu ihm und sprachen: Laß das Volk gehen, damit sie hingehen in die Dörfer und Höfe ringsum und Herberge und Essen finden; denn wir sind hier in der Wüste.
13 Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen zu essen. Sie sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische, es sei denn, daß wir hingehen sollen und für alle diese Leute Essen kaufen.
14 Denn es waren etwa fünftausend Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Laßt sie sich setzen in Gruppen zu je fünfzig.
15 Und sie taten das und ließen alle sich setzen.
16 Da nahm er die fünf Brote und zwei Fische und sah auf zum Himmel und dankte, brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie dem Volk austeilten.
17 Und sie aßen und wurden alle satt; und es wurde aufgesammelt, was sie an Brocken übrigließen, zwölf Körbe voll.

1. Jesus tut den Menschen

Jesus tut den Menschen gut! Deshalb sind sie ihm nachgefolgt. Irgendwie ist es gut in seiner Nähe zu sein.
Tut Jesus uns auch gut?
Die Frage ist vielleicht etwas zu direkt. Dann formulieren Sie sie für sich um, dass sie besser passt. Aber irgendwie muss sie ja beantwortet werden, diese Frage: Tut Jesus mir gut?
Oder: Ich gehe in den Gottesdienst, weil …. Oder wie bei der Kirchgeldaktion – die Zahlungsbitte für das Kirchgeld mit dem Logo: Ich bleib dabei! Also in der Kirche, weil ….
Und Sie bleiben sicherlich nicht in der Kirche, weil Sie Kirchensteuer oder Kirchgeld zahlen dürfen, sondern Sie zahlen ihren Kirchenbeitrag, weil dieses Geld für etwas ganz anderes steht  - vielleicht, weil die Kirche Sinn macht oder weil Sie dann kirchlich heiraten können oder weil es doch irgendwie einen Gott gibt oder weil Sie mal von der Pfarrerin beerdigt werden wollen oder weil die Gemeinschaft so schön ist oder weil Jesus Christus ihr persönlicher Herr ist oder weil Sie schon immer in der Kirche waren.

Jedenfalls braucht es darauf eine Antwort – heute wie damals. Und wenn Sie nur mit-laufen, weil es gerade gut ist.
10 Die Apostel kamen zurück und berichteten Jesus, was sie getan hatten. Darauf zog er sich mit ihnen in Richtung Betsaida zurück. 11 Sobald die Leute das merkten, folgten sie ihm.
Jesus tut den Menschen gut.
Und mir tut er auch gut.
Das ist die Ausgangssituation.
Und Jesus wies sie nicht ab, sondern sprach zu ihnen über das Kommen der Herrschaft Gottes und heilte alle, die Hilfe brauchten.

Und darüber wird es halt spät. So wie immer, wenn es gerade wichtig ist oder spannend oder mir gut tut. Dann vergisst man die Zeit.
Und hier ist es nicht anders: Darüber wurde es Abend, und die Zwölf kamen und sagten zu ihm: »Schick doch die Leute weg!
Wie die Mutter: Jetzt geht endlich in´s Bett.
Oder die Frau: Jetzt komm endlich zum Essen. Es ist schon Dunkel.
Sicher. Irgendwann muss Schluss sein. Dann muss man ja auch wieder vernünftig werden.

Schick doch die Leute weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.«

Das ist doch auch vernünftig! Aber genau da liegt gerade das Problem. Jesus geht in die Nähe, in die Beziehung und das tut den Menschen gut. Und die Jünger schicken sie in die Distanz: Schick doch die Leute weg.
Hier sehen wir Gottes tiefste Bestimmung. ER tritt in unsere Nähe, in die Beziehung mit uns. Und die Beziehung kann man auch aus der Ferne miteinander pflegen. Aber wo Distanz ist – da ist nur wenig Beziehung, da begegnet man sich distanziert, nüchtern, sachlich, geschäftlich, vernünftig.
Wo Liebe ist, da bleibt man in Verbindung, auch wenn man gerade nicht zusammen ist.

Vielleicht sind die Jünger ja auch ein bisschen eifersüchtig, weil sie ihren Jesus jetzt endlich wieder für sich alleine haben wollen Aber das sagen sie nicht. Mit dem Argument der Fürsorge begründen sie ihre Haltung:
Schick doch die Leute weg! Sie sollen in die Dörfer und Höfe ringsum gehen, damit sie dort übernachten können und etwas zu essen bekommen. Hier sind wir ja in einer ganz einsamen Gegend.

2. Wenn der Zweifel den Menschen zerfrisst

Natürlich ist das vernünftig, was die Jünger vorschlagen. Aber manchmal ist Vernunft zu wenig. Denn wenn man vernünftig ist, dann weiß man immer schon die richtige Lösung. So muss es sein. Und so muss es sein.
Und natürlich ist Vernunft nichts Falsches. Aber mit Vernunft kommt man an vielen Stellen im Leben nicht weiter. Da hat man die Kinder so und so erzogen und trotzdem kommt etwas ganz anderes raus. Da hat man alles richtig gemacht und trotzdem ist es falsch.
Und als Jesus sagt: »Gebt doch ihr ihnen zu essen!« ist es völlig aus.
Das geht gar nicht!
Wie stellt der sich das vor?
So einfach würde ich es mir auch machen wollen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Und nun sollen WIR wieder alles machen und bezahlten.
Wir kennen ja diese Sätze auch in uns und solche Sätze machen uns nur enger und schotten uns noch mehr ab und jeder sitzt noch mehr auf seinem Besitz und hat Angst, dass es ihm jemand wegnehmen möchte, ob der Räuber oder eher Steuer oder die Inflation oder die Großkonzerne oder die Weltverschwörung oder die Flüchtlinge oder was weiß ich …
»Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische; wir müssten erst losgehen und für dieses ganze Volk zu essen kaufen!« [Es sind] nämlich an die fünftausend Männer versammelt!
Gebt ihr ihnen zu essen – sagt Jesus. Und das ist nicht zynisch. Nein. Er traut es ihnen zu!
Gebt ihr ihnen zu essen, heißt ja nichts anderes als: Seid einladend. Geht nicht aus lauter Vernunft in die Distanz.
Denn die Jünger sind ja schon wieder beim Rechnen: Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische.
Und ich weiß, beim Hartz IV oder als Kassiererin oder wenn man gerade eine Wohnung gekauft hat, da muss man rechnen und sparen.
Aber Jesus sagt ja nicht zu seinen Jüngern: Das müsst alles ihr bezahlen. Sondern er sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen.“ Und die Jünger entdecken da erst, dass sie ja sogar selber etwas haben: Fünf Brote und zwei Fische.
Nur, die wollten sie halt nicht teilen – aus vernünftigen Gründen, denn für 5000 Männer (ohne Frauen und Kinder), da braucht man erst gar nicht anfangen zu verteilen. Da verhungern zum Schluss alle.
Doch Jesus meint: Das reicht.
Er schimpft die Jünger ja nicht, dass sie so wenig eingepackt haben. Er hat die Jünger nur daran erinnert, dass sie nicht NICHTS haben, sondern dass sie auch etwas haben! – auch wenn sie das als zu wenig ansehen.

3. Teilen macht alle satt

Liebe Gemeinde,
was Jesus hier vorschlägt ist das Gegenmodell zu „Geiz ist geil“. Geiz mag geil sein, aber eines macht er nicht: nämlich satt. Geiz ist ein Hunger, der nie gestillt wird!
Aber das muss jeder selber wissen.
Wer nur mit sich selber beschäftigt ist, der bekommt nichts dazu. Der hat danach vielleicht mehr, aber es bleibt Kampf und Kalkül und geschenkt bekommt er nichts – zumindest nimmt er es nicht mehr wahr.
Jesus lässt die Jünger das Wenige mit den anderen teilen und zum Schluss reicht es für alle. Ja, im Gegenteil: Es bleibt sogar noch mehr als genug übrig.
Wir glaube das immer nicht, aber wir sind momentan als Gemeinde der beste Beweis dafür, was Gott gemeint hat. Viele von ihnen erinnern sich vielleicht noch an die Situation vor 10 Jahren und das Lamentieren um das alte Gemeindehaus etc …
Und dann haben wir uns entschlossen das, was wir hatten, hergegeben. Wir haben das alte Gemeindehaus aufgegeben. Und zum Schluss haben wir zu unseren 200.000 Euro, die wir an neuen Spenden dazu gesammelt haben ein Gemeindehaus im Wert von 2 Millionen Euro bekommen. Weil wir das, was wir hatten, geteilt haben, haben wir Verbündete bekommen und das neue Gemeindehaus ist uns zum Segen geworden – für so viele.
Nichts anderes passiert uns gerade mit dem Paulsplatz. Wir haben uns entschlossen, den Paulsplatz weiterhin für die Stadtgemeinschaft zur Verfügung zu stellen und die Paulskirche mit der Rampe wieder für alle zugänglich zu machen und nun müssen wir selber nur 100.000 Euro an Spenden sammeln und die Stadt Fürth und die Gesamtkirchenverwaltung und die Landeskirche geben die fehlenden 630.000 Euro dazu – damit Alle etwas davon haben.
Und wir könnten das Beispiel mit den Kinderchor und der Sarah Buchdrucker so weiter führen.
Da steckt natürlich immer auch harte Arbeit dahinter und der Beitrag von euch und vielen anderen. Aber machen kann man das nicht, dass es dann so wird. Und wir hätten gerne immer Garantien, dass es auch so bleibt. Aber die gibt es nicht.
Jetzt ist es so! – sagt Gott. Und dann davon zehren und leben und erzählen. Wir hätten immer gerne gleich die Summe, das Ergebnis – aber wir sind nicht das Ziel. Wir sind auf dem Weg. Doch den Anfang machte das Teilen und das Hergeben.
Für mich ist das ein Wunder. Das Wunder der Brotvermehrung für unsere Gemeinde. Gottes gnädiges Geschenk an uns.
Halleluja. 

Amen 

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