20100330

Martin Adel: Er erniedrigte sich selbst

28.3.2010 - Palmsonntag

Gute Nachricht – Phil 2,5-11
5 Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat:
6 Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein.
7 Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich.
Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen.
8 Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz.
9 Darum hat Gott ihn auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt.
10 Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen –alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde; 11 alle müssen feierlich bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Und so wird Gott, der Vater, geehrt.


Liebe Gemeinde,
wem folgen wir nach? Was sind unsere Leitbilder? Was sind die Grundwerte, an denen wir uns ausrichten? Werte, die uns stark machen, um auch widerstehen zu können!
Bei einem Elternabend in einer unserer Tagesstätten zum Thema Werte und Erziehung sind einige aufgestanden und gegangen, als es darum ging, dass man Kindern auch Grenzen setzen muss und unsere Kindern einen festen Rahmen brauchen, der auch uns Eltern in manche Konsequenz drängt und in die Pflicht nimmt.
Ja, liebe Gemeinde,
wir dürfen uns schon fragen lassen, was unsere Leitbilder sind, denn unser heutiges Bibelwort beginnt mit einem Rahmen und einem Leitbild für unsere Leben. Es beginnt aber nicht mit einer Frage, sondern gleich mit der Antwort: (Phil 2,5)
5 Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat:

Wissen wir das noch? Wir, die wir in der Nachfolge Jesu Christi stehen, haben ein Vorbild. Ein Vorbild, das nicht beliebig ist oder willkürlich, sondern ein konkretes Vorbild: Jesus Christus. Ob uns das passt oder nicht.
Und wir lassen uns darauf festlegen und werden daran gemessen – ob wir wollen oder nicht. Jesus Christus.
Das Schlimme an den Missbrauchsfällen in der Kirche ist ja nicht nur, dass es so etwas auch unter uns und in unseren Reihen gibt, sondern wie damit in unserer Kirche umgegangen wird. Wo die Wahrheit darüber steht, dürfen wir nicht vertuschen und lügen und verheimlichen – ob uns nun die Öffentlichkeit und manche einseitige Berichterstattung passt oder nicht. Was dunkel ist muss offenbar werden und kann erst im Lichte Jesu Christi wieder heil werden.
Die Bibel hat uns das doch vorgelebt.
Was ist denn mit einem Judas? Er ist nicht aus der Bibel herausretuschiert worden, damit der Jüngerkreis sauber bleibt. Oder Petrus? Der Fels, auf dem Christus seine Gemeinde bauen wird. Er wird zum Leugner seines Herrn da am Feuer bei den Soldaten. Und danach fragt ihn der Auferstandene: Hast du mich lieb? Und dann: Weide meine Schafe.
Oder Paulus – er bleibt mit seinem Makel überliefert. Der Christenverfolger und dann zum Heidenapostel gewandelt – durch Gottes Gnade.
Meinen wir, dass wir es als Kirche besser könnten als unser Herr?
Gerade wir sind doch in Christus befähigt von Schuld zu sprechen, Strafe auf uns zu nehmen und um Vergebung zu bitten. Sind uns nun auch schon die Einschaltquoten wichtiger als die Wahrheit?
Viele in unseren Tagen legen sich ja gar nicht mehr fest, damit sie auch nicht daran gemessen werden können. Oder man bastelt sich einfach seine eigene Moral und Ethik – vor der man dann zumindest selbst gut dasteht.
Aber wir Christen sind festgelegt – und das ist auch gut so. Und da spielt es keine Rolle mehr, ob katholisch oder evangelisch oder orthodox. Wir sind alle erkannt als Christen.
Nicht, dass wir es schon erfüllt hätten. Das sei ferne. Aber streben sollen wir danach. Uns mühen, gegenseitig ermutigen und befördern. Weil es eben nicht Wurst ist, was wir tun, sondern weil wir ausgerichtet sein – neu orientiert.
5 Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat:
Und wir dürfen stolz darauf sein. Weil wir durch diesen Maßstab etwas schaffen, was sonst gar nicht so selbstverständlich ist in dieser Welt. Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg.
Alt und Jung. Hartz IV Empfänger und Millionäre. Arbeiter, Angestellte und Studierte. Arme und Reiche. Mann und Frau. Gesunde und Kranke. Und wir kommen aus den verschiedensten Teilen der Erde. Deutsche aus Russland. Deutsche aus Siebenbürgen. Bayern, Franken, Schwaben, Nordlichter und Menschen aus anderen Ländern und Teilen der Erde. Ein kleines Abbild des Reiches Gottes hier auf Erden. Bei uns in der Südstadt. Meistens sehen wir das nicht oder wollen es gar nicht wahrhaben. Und natürlich sind wir nicht perfekt – oh, das ist weit gefehlt. Aber ein Anfang ist gemacht.
Und das alles nicht, weil wir so toll sind, sondern weil uns der EINE hier zusammen geführt hat. Gott selbst in Jesus Christus durch seinen Geist. Und sei es nur erst einmal für diese eine Stunde in der Woche.
Sehen wir das überhaupt noch? Spüren wir das noch? Glauben wir das noch?
5 Habt im Umgang miteinander stets vor Augen, was für einen Maßstab Jesus Christus gesetzt hat:

Und der Maßstab diese Jesus Christus von Nazareth stellt die Maßstäbe dieser Welt auf den Kopf. Denn er spricht nicht vom Herrschen, sondern vom Dienen. Er spricht nicht vom Nehmen, sondern vom Geben. Die Bereicherung des Menschen stellt er an den Pranger und stellt ihr ein Armutszeugnis aus. Der Erste wird der Letzte und der Letzte der Erste sein.
Glauben wir das noch, wenn wir die Betrogenen sind, um unseren Arbeitsplatz beraubt, verspielt auf dem großen Roulett-Tisch der Börsen und Banken. Lüge und Betrug und womöglich haben wir sogar noch mitgespielt.

Doch was soll unser Maßstab sein, wenn wir schon nicht dieser Welt auf den Leim gehen wollen, die nach immer mehr giert und uns die Unzufriedenheit einprügelt, damit wir nur noch haben wollen und kaufen und noch mehr kaufen und unglücklich sind, weil wir uns nicht diesen Fernseher leisten können oder jenes Videospiel. Was ist unser Maßstab?

Und dann hören wir:
6 Jesus Christus war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht gierig daran fest, so wie Gott zu sein. 7 Er gab alle seine Vorrechte auf und wurde einem Sklaven gleich.
Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. 8 Im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz.


Christus gibt alle seine Vorrechte auf!
Er, der gar keinen Grund gehabt hätte, seine königliche Macht und seine himmlische Hoheit aufzugeben, der macht sich selbst die Finger schmutzig und wird Mensch. Einer von uns.
Es wäre nicht notwendig gewesen. Christus hätte auch bleiben können – dort, beim Vater. Was interessieren ihn die Menschen. Wir hatten alles, so wie wir geschaffen wurden. Doch wir haben es verspielt. Immer wieder verspielt – weil wir nicht gehorsam sind. Wie oft bleiben wir in unserer Gier, in unserem Neid, in unserer Bequemlichkeit und unsere Unversöhnlichkeit.
Doch Christus macht sich auf den Weg – noch einmal zu uns, um uns einen anderen Weg zu zeigen und zu ermöglichen. Den Weg der Versöhnung und der Liebe und des Friedens. Doch die Welt hats nicht erkannt.
Luther übersetzt hier:
6 Er, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, 7 sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward den Menschen gleich und der Erscheinung nach als Mensch erkannt. 8 Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Christus geht den umgekehrten Weg. Und dadurch werden ganz andere Werte wieder wichtig. Werte, die oft so gar keinen Platz mehr in unsere Immer-Mehr-Haben-Wollen-Gesellschaft finden.
Die Mutter, die sich aufopfert für das Wohl ihrer Kinder. Der Vater, der noch ein paar Überstunden drauf packt, um der Tochter den Ausflug ins Schullandheim bezahlen zu können. Die Oma, die ihre Rente spart, damit die Kinder die Wohnung schneller abbezahlen können. Die Mitarbeiter, die sich treu für ihren Betrieb ins Zeug legen, bis die Krise überstanden wird. Und sie werden nicht beschissen, denn der Geschäftsführer setzt sich für seine Mitarbeiter ein und beteiligt sie fair am Umsatz und Gewinn. Das sind doch die Werte, die unsere Gesellschaft zusammen halten. In der Rücksicht aufeinander und der Fürsorge umeinander. Jesus zeigt mit seinem Leben da hin, wo wir oft gar nicht mehr hinsehen wollen. Wo neben dem Ich, Ich, Ich wieder ein DU in den Blick kommt und daraus ein WIR werden kann. Und er tritt dafür ein mit seinem ganzen Leben – bis zum Tod, ja zum Tode am Kreuz.
Und Gott hat sich in IHM festgelegt – festgelegt für uns, damit unsere Welt menschlicher wird und wir dadurch göttlicher, hin zum Reich Gottes. So wie es weiter heißt:
9 Darum hat Gott Jesus Christus auch erhöht und ihm den Rang und Namen verliehen, der ihn hoch über alle stellt. 10 Vor Jesus müssen alle auf die Knie fallen –alle, die im Himmel sind, auf der Erde und unter der Erde; 11 alle müssen feierlich bekennen: »Jesus Christus ist der Herr!« Und so wird Gott, der Vater, geehrt.
Amen.

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