20130123

Martin Adel: Einweihung Gemeindehaus

Sonntag 16.12.2012 - 3. Advent

Predigt – Teil 1: Dialog mit der Handpuppen (Christian + Vera)

Einweihung Gemeindehaus St. Paul - Anspiel
Material: 2 Handpuppen (Junge ca. 7 Jahre alt, Mädchen ca. 10 Jahre alt)
Spieler: Christian Krause und Vera Ostermayer

Junge und Mädchen schauen sich mit aufgerissenem Mund um
J: Ist das cool
M: Ist das ne` Kirche
J: Wieso?
M: Na, ganz schön groß – und da oben sitzen Leute auf dem Balkon.
J: Ne, ne Kirche ist das nicht. Am Eingang steht G E M E I N D E H A U S.
Aber was denn das?
M: Na, halt ein Haus für die Gemeinde!
J: Und wer ist das: Gemeinde?
M: Weiß ich nicht genau. Aber da sind ja genügen, die man fragen kann.
J: Ich frag mal. Junge geht herum und fragt die Leute
M: Also, die Gemeinde das sind die Leute, die da in der Gegend wohnen oder die gerne hier wohnen würden – und die an Jesus glauben.
J: Dann gehör`n wir auch dazu. Ich ziehe hier ein!
M: Ich glaube, man soll schon zuhause wohnen bleiben. Aber man kann sich hier treffen.
J: Und was macht man dann da so?
M: Naja, Gottesdienst feiern kann man hier. Ist nicht so kalt, wie in der Kirche. Und was besprechen. Und was basteln. Da war’n doch vorhin Leute, die sich vorgestellt haben. Die wollen hierher kommen.
J: Du meinst, die Oma trifft sich hier auch?
M: Na klar.
J: Und Mama und Papa auch?
M: Warum nicht?
J: Junge macht ein Knautschgesicht
M: Was hast du denn?
J: Ich will mich hier auch treffen – aber nicht mit Oma oder Mama und Papa!
M: Da musst du mit der Steffi reden. Du kannst dich doch hier an einem anderen Tag treffen.
J: Junge überlegt, kratzt sich am Kopf.
Aber warum trifft man sich dann hier?
M: Da unten am Aufzug steht auf dem Stein „Christus der Grund“
J: Du meinst, die haben das ganze Haus auf den drauf gebaut?
Hält der das aus? oder Geht so was? oder Dann ist er aber ganz schön platt!
M: Ne, ich glaube das ist anders gemeint. Der ist schuld, dass sich die Leute hier treffen wollen.
J: Mhhh. Kratzt sich am Kopf
Naja scheint was dran zu sein. Sind ja heute ganz schön viele Leute da!


Predigt – Teil 2: Jes 40,1-8.9-11 (Martin)

Predigt: Jes 40,1-8 (9-11)
Wochenspruch: Bereitet dem Herrn den Weg, denn siehe, er kommt gewaltig. Jes 40,3.10

40 1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.
2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.
3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! 4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; 5 denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.
6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. 7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! 8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.
9 Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; 10 siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.


Liebe Gemeinde,
wie oft kann man in einer Gemeinde so ein Fest feiern. Die Einweihung eines neuen Gemeindehauses.
Erinnerungen: 1965?
Und was ist so ein Gemeindehaus für ein Segen. Sie sehen mich nicht nur erschöpft und die Kollegen auch, sondern sie sehen uns auch voller tiefer Dankbarkeit, dass dieser Tag gekommen ist. (Altar, Kreuz, Klavier, Spendenstand …)
Wir haben überlegt, welches geistliche Worte wir für den heutigen Tag nehmen sollen und sind dann zum Schluss gekommen, dass es der für diesen Sonntag, den 3. Advent verordnete Predigttext sein soll – einen Adventstext aus alter Zeit. Nicht so leichtfüßig, wie die zwei vorhin gespielt haben, aber genauso weitreichend und grundlegend, vom Grund aus gedacht.

Und dann geht es los im Buch des Propheten Jesaja, im 40 Kapitel:
40 1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.
2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist; denn sie hat doppelte Strafe empfangen von der Hand des HERRN für alle ihre Sünden.


Ja, getröstet mussten wir werden, nach den vielen Jahren des Ringens und Hin- und Herüberlegens und des Stillstands und des Kräftetraubs.
Und wir sind getröstet worden.
Es ist eine Gnade, was wir heute übergeben bekommen. Ein Trost – Gottes Trost. Wissen wir das? Denn die Knechtschaft hat ein Ende. Ja, auch unsere Knechtschaft, gefangen im Gezänk und im Streit der Gruppen und Kreise, wo einer mit dem anderen nichts anfangen kann und bezweifelt, ob er richtig glaubt oder dazu gehört. Und wir haben uns gegenseitig blockiert und erschöpft. Bis heute haben wir uns nur schwer davon erholt und viele haben wir darüber verloren. Doch diese Zeit ist vorbei.

40 1 Tröstet, tröstet mein Volk!, spricht euer Gott.
2 Redet mit Jerusalem freundlich und predigt ihr, dass ihre Knechtschaft ein Ende hat, dass ihre Schuld vergeben ist.


Das ist eine Zusage Gottes an uns alle. Und dieses Haus ist in meinen Augen ein Versöhnungszeichen. So wie wir es vorhin gesungen haben:
Es gibt Versöhnung selbst für Feinde und echten Frieden nach dem Streit,
Vergebung für die schlimmsten Sünden, ein neuer Anfang jederzeit.
Es gibt ein ewges Reich des Friedens. In unsrer Mitte lebt es schon: ein Stück vom Himmel hier auf Erden in Jesus Christus, Gottes Sohn.
Das Alte haben wir damals schon abgelegt, im März 2009 auf der Kirchenvorstandsfreizeit in Bad Alexandersbad, nicht 1000 Wenn und Abers oder Wenn die hier, dann wir dort und Fragen über Fragen, sondern mit zwei Fragen sind wir hingefahren:
Wollen wir ein neues Gemeindehaus?
Wo soll es stehen?
Und eines war damals klar, all unser Überlegen – egal, wo er sich dazu zählte - gründete auf dem tiefen Glauben, dass es sich lohn, sich für Gottes Gemeinde zu mühen und ein Haus für Jung und Alt, für Einheimisch und Fremde zu bauen.
Und es sollte am Paulsplatz stehen – die Paulskirche, unsere gemeinsame und sichtbare Mitte. „Christus der Grund“ – so wie es auf der Grundsteinplatte unten im EG steht.

Und was dann danach kam, das entspricht schon fast dem, was Jesaja sagt:
3 Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott! 4 Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden;

Das ist ja nichts anderes als eine riesige Baustelle. Der verwilderte Pfarrgarten – diese grüne Wüste wurde damals zu unserem Einzug hergerichtet und auch, wenn wir alle im Pfarrhaus die Gärten nur sehr ungern aufgegeben haben, war das Ziel dahinter wichtiger. Ein neuer Anfang für die Gemeinde, hier am Paulsplatz.
Und dann wurde geplant und überlegt, ein Architektenwettbewerb im Juli 2010 – da hatten wir das alte Gemeindehaus bereits verkauft. So mutig waren wir – was wäre gewesen, wenn es nicht geklappt hätte?
Für manches gibt es keine Sicherheiten. Für manches braucht es neben dem kühlen Verstand zunächst nur den Mut und das Vertrauen, dass es werden wird.
Gott-Vertrauen.
Und dann rollten die Bagger im Sommer 2011 - die Bodenproben des Sprengkommandos - und alles Unebene wurde gerade gemacht – für das Fundament!
Und mit der Entscheidung für das Architekturbüro Bernhard Heid war eines auch gesichter, von Anfang an: Es sollte ein „geistliches“ Haus werden – Winterkirche, das Herzstück des Entwurfes war dieser Saal – als multifunktionaler Raum, aber immer auch als sakraler Raum, die Lichtkuppel, die „Altarwand“, die Empore, die hohen „gotischen“ Fenster.

5 Denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen; denn des HERRN Mund hat's geredet.
Oben ein leichtes Kreuz in der Kuppel des Lichtgrabens und auf der hohen Sandsteinrückwand ein dezentes Kreuz-Relief in Sandstein.
Ein Haus zum Feiern und Beten!
Das sollte es sein. Und so ist es geworden.

Und zwischendurch überkommen den einen oder anderen dann auf der Strecke ganz andere Stimmungen. Der Zweifel, das Zagen, ist es richtig, machen wir es richtig.
Man möge bedenken: Wir haben verkauft, bevor wir überhaupt wussten, was wir bauen werden, ob Baugenehmigung, geschweige denn die Finanzierung.

6 Es spricht eine Stimme: Predige!, und ich sprach: Was soll ich predigen? Alles Fleisch ist Gras, und alle seine Güte ist wie eine Blume auf dem Felde. 7 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt; denn des HERRN Odem bläst darein. Ja, Gras ist das Volk! 8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt.
Das sind die depressiven Phasen, wenn übers viele Geld lamentiert wird oder dann über die Fassade, die nie halten wird und den Sichtbeton und die Trennwand und überhaupt …

Und manchmal übersteigt es die Kräfte und man wird laut oder unsicher. Und dann muss man wieder innehalten und beten und fragen: Was gilt? Was trägt? Lohnt es sich? Kann es gelingen? Stimmt Gottes Wort – tröstet, tröstet mein Volk oder wie er hier heißt:
Ja, Gras ist das Volk! 8 Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt – doch dieses Wort geht weiter: aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich.
Keine Traumtänzereien, aber das Gefühl, die innere Gewissheit: Das ist der richtige Weg. (OB, Stadtbaurat Krause kennen das!) Und wir hatten starke Verbündete, Menschen, Institutionen, die an uns glaubten, dass wir das schaffen, dass wir das gemeinsam schaffen, dass man uns hier unterstützen muss für unsere Zukunft als Gemeinde. Dr. Hübner, Klaus Klemm, GKV, Dekane – Höchstädter und Sichelstiel, Stadtbaurat Krause, OB Jung ..

Und nun ist es geworden. Schauen Sie sich um.
Und es liegt an uns, was wir daraus machen und dass wir es umsetzen, was da vorhin gespielt und gesagt wurde – wozu eine Gemeinde ein Gemeindehaus braucht.
Und so heißt es weiter:
9 Zion, du Freudenbotin, steig auf einen hohen Berg; Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; 10 siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig, und sein Arm wird herrschen. Siehe, was er gewann, ist bei ihm, und was er sich erwarb, geht vor ihm her.
11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.


Lassen sie uns dieses Haus mit Leben erfüllen, weil Gott ein Gott des Lebens ist, immer egal, ob es um Tauffeiern oder das Tränenbrot geht. Die Tafel, die Armenspeisung ist das eine, der Unterricht, die Unterweisung, das Lernen und Nachsinnen über Gottes Wort – nicht nur für die Jungen, ist das andere.
Die Gemeinschaft pflegen, die Einsamkeiten aufbrechen, den Nächsten hier und in der Ferne im Blick haben.
Weil Gottes Wort gilt – auch für uns und über uns:
11 Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen.
Das sollen wir uns wünschen, damit wir ein leuchtender Ort sind und noch mehr werden, nicht nur für uns als Gemeinde, sondern für die ganze Südstadt.
Die Steine, bzw. der Stahlbeton allein ist´s nicht, aber mit und in den Steinen können wir das Leben, wozu wir berufen sind.
Und deshalb singen wir:
Nun jauchzet, all ihr Frommen, zu dieser Gnadenzeit.
Amen.

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