20130123

Martin Adel: Weihnachten ist kein Spiel

24.12.2012 - Heiliger Abend
Christmette
Hesekiel 37,24-28

Liebe Gemeinde,
Weihnachten ist kein Spiel. Wenn Weihnachten zum Spiel wird, dann sitzen wir spätestens jetzt gefrustet zu Hause, weil das Geschenk falsch war oder das Essen nicht gepasst hat oder alle nur rumgenörgelt haben oder der Pate sein Patenkind wieder vergessen hat oder weil einen der Krampf des Familienidylls eh schon immer aufregt.
Wenn Weihnachten ein Spiel ist, dann ist das das Ergebnis.
Aber: Weihnachten ist kein Spiel, sondern Weihnachten ist die Realität Gottes, der in unsere Welt kommt und all das markiert, was nicht in Ordnung ist.
Die Christnacht ist der Protest Gottes über die Gebrochenheit der Welt und ihre Brutalität und ihre Zerstörungswut. Und deshalb gehört zu Weihnachten auch ein Erschrecken über den Amoklauf an der amerikanischen Grundschule und der Ärger über unser Land, dass wir uns trotz der Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg schon wieder zum drittgrößten Waffenexporteur der Welt gemausert haben. Und Weihnachten ist auch das erschaudern über eigene Schuld und eigenes Versagen und den Trümmerhaufen meiner Existenz oder meiner Familie.
Weihnachten ist kein Spiel, sondern der starke Halt Gottes, um es mit der Realität überhaupt immer wieder aufnehmen zu können.
Denn Weihnachten ist das Zeichen Gottes für eine andere Welt. Also hat Gott die Welt geliebt …. Und nicht der Mensch hat es sich ausgedacht, sondern Gott hat sich uns eingepflockt und sich mit uns auf immer verbunden, dort in Bethlehem, im Stall und dann auf Golgotha versiegelt.

Hes 37,24-28
24 Und mein Knecht David soll ihr König sein und der einzige Hirte für sie alle. Und sie sollen wandeln in meinen Rechten und meine Gebote halten und danach tun.
25 Und sie sollen wieder in dem Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, in dem eure Väter gewohnt haben. Sie und ihre Kinder und Kindeskinder sollen darin wohnen für immer, und mein Knecht David soll für immer ihr Fürst sein. 26 Und ich will mit ihnen einen Bund des Friedens schließen, der soll ein ewiger Bund mit ihnen sein. Und ich will sie erhalten und mehren, und mein Heiligtum soll unter ihnen sein für immer.
27 Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein, 28 damit auch die Heiden erfahren, dass ich der HERR bin, der Israel heilig macht, wenn mein Heiligtum für immer unter ihnen sein wird.


Und wir können uns sicher sein: Das wollten damals genauso wenige wie heute. Christus, der Gesalbte, der Immanuel – der Gott mit uns. In einem dreckigen Stall. Gott wird Mensch. Da kann man ja nur lachen.
Und deshalb hören wir es auch schon draußen wieder grölen und in den Kneipen sind die Tresen bereits bestens gefüllt und es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die stillen Tage dem Druck der Öffentlichkeit weichen müssen, damit die Dauerberieselungsparty lückenlos weiter gehen kann.
Manche sagen: Die sind zu mindestens ehrlich. Ich finde das eine traurige Ehrlichkeit.
Ein Schüler meiner 12 Klasse an der Fachoberschule sagte diese Woche im Unterricht: Letztes Jahr sind wir um 20 Uhr dann los gezogen und zu einer LAN-Party gegangen. Zuhause war ja eh nichts mehr los.
Das ist die Realität, wenn Weihnachten zum Spiel wird. Dann schaut jeder nur noch, wie er diese sinnentleerten Tage schnell herum bringt, damit es endlich wieder normal weitergehen kann.

Wir hatten in diesem Dezember neben den erfreulichen Ereignissen wie der Einführung des neuen Kirchenvorstands oder Einweihung des neuen Gemeindehauses auch noch 12 Beerdigungen und es war viel Versäumtes und Zerstörtes dabei, egal ob nun durch Alkohol oder Geldgier, Boshaftigkeit oder Verbitterung.
Darum drehen ja in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest so viele Leute durch, weil wir uns in der Vorbereitung „auf das Heil der Welt“ bewusst werden, wie vieles in unserem Leben nicht heil ist.
Und deshalb ist es so segensreich, dass Weihnachten kein Spiel ist, sondern Gott ernst macht und in unsere unheile Welt kommt, damit wir Frieden finden in einer unfriedlichen Welt.
An Weihnachten merken wir immer wieder, dass wir alleine die Welt in ihrer Zerrissenheit und in ihrem Unfrieden nicht ertragen können und uns oftmals auch nicht am eigenen Schopf aus diesem Elend heraus ziehen können. Deshalb brauchen wir einen viel stärkeren an unserer Seite, diesen Christus, den Immanuel, den Gott mit uns, damit wir aus seinem Frieden schöpfen können und daraus immer wieder zum Frieden in uns und für die Welt zurück finden.
Liebe Gemeinde,
das ist die immerwährende Wahrheit und das wahre Geschenk Gottes an uns zu Weihnachten, dass wir uns neben allem Feiern unterm Weihnachtsbaum und an der Krippe vergewissern dürfen, was Gott mit uns vorhat:
24 Und mein Knecht David soll ihr König sein und der einzige Hirte für sie alle. Und sie sollen wandeln in meinen Rechten und meine Gebote halten und danach tun.
… 26 Und ich will mit ihnen einen Bund des Friedens schließen, der soll ein ewiger Bund mit ihnen sein. Und ich will sie erhalten und mehren, und mein Heiligtum soll unter ihnen sein für immer. 27 Ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein


Die LAN-Party ist keine Alternative – sie ist auch nur eine andere Spiel-Form der Verdrängung und ein Versuch, sich in sein vertrautes Schneckenhaus zurück zu ziehen, wo man es sich gemütlich eingerichtet hat.
Aber das spürte anscheinend auch mein Schüler, weil er weiter sagte: Aber das war böse. Ziemlich böse. Und wir haben heuer beschlossen, dass wir in diesem Jahr wieder etwas als Familie gemeinsam machen.
Amen

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