Predigt Römer 10,9-17
Wir sehen in den Nachrichten
täglich Menschen,
die sich auf einen
gefährlichen Weg gemacht haben,
Menschen, die versuchen in
maroden Booten übers Mittelmeer zu kommen,
oder, die versuchen auf dem
nicht ungefährlicherem Landweg nach Europa zu kommen.
Es sind Menschen, die
gerettet werden wollen.
Und wir sehen die Menschen,
die an ihrem Ziel angekommen sind,
die meinen, sie sind
gerettet,
die an ihrem Ziel irgendwann
feststellen werden,
es ist nicht das gelobte
Land, das sie erhofft haben.
Paulus schreibt den Römern
auch von Rettung:
Römer 10, 9-17
9 Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass
Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten
auferweckt hat, so wirst du gerettet.
10 Denn wenn man von
Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird
man gerettet.
11 Denn die Schrift
spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«
12 Es ist hier kein
Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich
für alle, die ihn anrufen.
13 Denn »wer den Namen des
Herrn anrufen wird, soll gerettet werden« (Joel 3,5).
14 Wie sollen sie aber den
anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem
sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?
15 Wie sollen sie aber
predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht (Jesaja
52,7): »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«
16 Aber nicht alle sind
dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht (Jesaja 53,1): »Herr, wer glaubt
unserm Predigen?«
17 So kommt der Glaube aus
der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der
Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt
hat, so wirst du gerettet
Was ist Rettung?Bekenntnis als Bedingung?
Bekenntnis muss nicht mit Worten sein
Von was für einer Rettung
spricht Paulus?
Es geht Paulus nicht um eine
Rettung aus einer leiblichen Not.
Wenn wir körperlich
unversehrt sind und unsere Grundbedürfnisse – essen, trinken, wohnen – erfüllt
sind, dann merken wir, das reicht nicht.
Es reicht nicht einmal, wenn
wir das alles im Überfluss haben.
Wir brauchen Liebe, wir
brauchen Zuwendung.
Für Paulus war es eine
existentielle Frage, wie bekomme ich diese Zuwendung von Gott.
Paulus war den Weg der
Pharisäer gegangen, er wollte vor Gott gerecht werden, deshalb hat er versucht,
das Gesetz zu erfüllen, für ihn gehörte dazu auch die Verfolgung der Nachfolger
Christi.
Dabei ist ihm auf dem Weg
nach Damaskus der auferstandene Christus selbst begegnet.
Danach war alles anders.
Er hat erfahren: All mein
Mühen bringt mich nicht näher zu Gott.
Ich kann mir Gottes Zuwendung
nicht erarbeiten, ich kann sie mir nur schenken lassen.
Wie für Paulus war es auch
für Martin Luther eine existentielle Frage:
Wie bekomme ich einen
gnädigen Gott?
Auch Martin Luther hat
versucht, sich Gottes Liebe, Gottes Zuwendung zu erarbeiten und hat gemerkt es
geht nicht.
Ich schaffe es nicht.
Er hat die Antwort
schließlich im Römerbrief gefunden
Wenn du in deinem
Herzen glaubst, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, so wirst du
gerettet.
Allein der Glaube genügt.
Mehr braucht es nicht.
Und selbst den Glauben kann
ich mir nicht erarbeiten.
Ich bekomme die Zuwendung,
die Liebe von Gott geschenkt.
Es ist Gnade.
Und:
Allein diese Gnade genügt.
Flüchtlinge, die in Europa
ankommen, sind auf Hilfe angewiesen.
Hilfe wird ihnen manchmal
auch aus Gnaden gewährt.
Es gibt in Deutschland ein
Grundrecht auf Asyl, damit die Hilfe nicht Gnade sondern Recht ist.
Doch bis sie dahin kommen und
manchmal auch dann noch, sind sie der Gnade der Behörden und der Helfer
ausgeliefert, das kann sehr demütigend sein.
Bin ich der Gnade Gottes
ausgeliefert?
Wie Martin Luther muss auch
ich erkennen:
Ich schaffe es nicht, gerecht
zu sein,
ich schaffe es nicht, alles
richtig zu machen.
Ich schaffe es nicht, mir
Gottes Liebe zu erarbeiten.
In einer Welt, in der man
stark sein muss, muss ich bekennen, dass ich zu schwach bin, es allein zu
schaffen.
Aber dann kann ich lesen, was
Paulus den Korinthern schreibt:
denn wenn ich schwach
bin, so bin ich stark
Gerade dann, wenn ich meine
Schwäche, mein Unvermögen eingestehe, gerade dann kann Gott mich stark machen.
Gottes Gnade macht mich
stark,
stark im hier und jetzt zu
tun was er mir vor die Füße legt.
Aber reicht wirklich diese
Gnade?
Muss ich nicht doch etwas
tun?
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der
Herr ist, ….
Denn wenn du mit deinem Munde bekennst
Klingt das nicht doch nach
einer Bedingung für die Rettung?
Ist es notwendig, meinen
Glauben zu bekennen?
Ist es notwendig, in aller
Öffentlichkeit laut zu sagen, dass ich an Jesus Christus glaube,
ist das notwendig um gerettet
zu werden?
Muss ich nun täglich
mindestens einmal jemandem von meinem Glauben erzählen, so ähnlich wie
Pfadfinder täglich eine gute Tat tun sollen?
Dann würde ich mir ja doch
wieder meine Rettung verdienen, sie mir erarbeiten.
Paulus zitiert Jesaja:
Wer an ihn glaubt, wird
nicht zuschanden werden.
Und er zitiert den Propheten
Joel:
wer den Namen des Herrn
anrufen wird, soll gerettet werden
Wenn ein Ertrinkender um
Hilfe ruft, ist das eine Bedingung, um gerettet zu werden?
Wenn ein Kranker zum Arzt
geht, ist das eine Bedingung, um gesund zu werden?
Ja, man könnte es so sagen.
Aber wer empfindet das
wirklich als Bedingung?
Der Ertrinkende, der Kranke,
sie müssen bekennen, dass sie
Hilfe nötig haben,
dass sie es allein nicht
schaffen.
Wenn ich den Namen des Herrn
anrufe, dann bekenne ich mit meinem Mund, dass ich es allein nicht schaffe,
dass ich Hilfe brauche.
Und den Namen des Herrn
anrufen, das kann doch jeder, da gibt es doch keine Einschränkung.
Aber um den Namen des Herrn
anzurufen, muss ich doch erst einmal wissen, dass es diese Möglichkeit gibt.
Wie soll ich jemanden anrufen
und um Hilfe bitten, den ich nicht kenne?
Um vor jemandem
einzugestehen, dass ich Hilfe brauche, muss ich ihm vertrauen.
Ich kann doch niemandem
vertrauen, von dem ich noch nie etwas gehört habe.
Also muss es doch jemanden
geben, der davon erzählt, dass es Hilfe gibt, dass es da jemanden gibt, dem man
vertrauen kann, den man um Hilfe, um Rettung bitten kann.
Wenn ich also weiß, wo es
Rettung gibt, warum erzähle ich es nicht?
Ich muss es aber erst einmal
selbst erlebt haben.
Ich muss erlebt haben, dass
Gottes Liebe, seine Zuwendung mir ganz persönlich gilt.
Ich muss es selbst erfahren
haben, dass Jesus Christus für mich gestorben ist und für mich
auferweckt wurde.
Und wenn ich das von Herzen
glaube, dann ist mein Herz voll davon, dann fließt doch auch mein Mund über?
Ich habe da einmal eine
kleine Geschichte gehört:
Da gab es einen jungen Mann,
der hatte von Jesus gehört und war auch ganz fasziniert von ihm, wollte
wirklich von Herzen gern glauben dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat,
aber da gab es noch diese Bedingung:
Denn wenn du mit deinem
Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist....
Und mit dem bekennen hatte er
so seine Schwierigkeiten.
Das erzählte er einem weisen
Mann und der sagte ihm:
Ja, das stimmt, so steht es
in der Bibel, aber bei dir macht Gott eine Ausnahme, du musst nicht mit deinem
Munde bekennen.
Da war dieser junge Mann so
froh und glücklich, dass er sofort allen Menschen, denen er begegnete erzählte:
Stellt euch vor, ich glaube
das Jesus Christus mein Herr ist und ich muss es niemandem erzählen.
Nun, mein Mund fließt nicht
immer über, ich erzähle nicht immer und überall davon, dass ich Christ bin und
dass Jesus mein Retter ist.
Aber mein Bekenntnis muss
nicht ein Bekenntnis mit Worten sein.
Wenn ich Menschen begegne,
die bei uns angekommen sind, die eine gefährliche Flucht überlebt haben, denen
kann ich die Liebe, die ich von meinem Gott empfangen habe, weitergeben.
Gebe ich seine Liebe weiter,
indem ich den anderen erst einmal respektiere genau da wo er im Moment steht?
Gebe ich seine Liebe weiter
an den Christen,
den Moslem,
den, der nie einen Glauben
hatte,
den der seinen Glauben
verloren hat.
Der Gott, auf dessen Gnade
ich angewiesen bin, der verleiht mir Würde, gebe ich doch diese Würde weiter.
Sehe ich nicht in dem anderen
den Hilfsbedürftigen sondern sehe ich in ihm den Menschen, der Stärken und
Schwächen hat genau wie ich.
Werde ich zur Freudenbotin,
gebe ich das Gute weiter, einfach indem ich den anderen als Menschen
respektiere.
Paulus schreibt den Galatern:
Ich lebe, doch nun nicht
ich, sondern Christus lebt in mir
Wenn Christus in mir lebt,
dann geht er mit mir, wohin
auch immer ich gehe.
Dann ist er da wohin ich
gehe.
Dann beeinflusst er mein
Handeln.
Aber dazu muss ich es erlebt
haben:
Seine Gnade rettet mich,
seine Liebe macht mich
mutig und stark,
mutig, das zu tun und zu
sagen, was mein Herr mir als Aufgabe vor die Füße gelegt hat.
Friedrich Schwanecke spricht
die Vermutung aus:
Du bist gekommen, Gottlose zu
retten – also rettest du mich?
Martin Luther sagt:
Glaube ist eine lebendige
verwegene Zuversicht auf Gottes Gnade, so gewiss, dass er tausendmal dafür
sterben würde. Und solche Zuversicht und Erkenntnis göttlicher Gnade macht
fröhlich, trotzig und lustig gegen Gott und alle Kreaturen; das wirkt der
Heilige Geist im Glauben.
So möge der Heilige Geist
auch uns den Glauben schenken, dass unser Gott und Vater auch uns fröhlich,
trotzig und mutig macht, das zu tun und zu sagen, was er uns vor die Füße legt.
Amen
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