20120423

Christian Krause: Vom Hausbau

23.04.2012 - Sonntag Misericoridas Domini
Tag der Grundsteinlegung für das neue Gemeindehaus
Predigttext Mattäus 7,24-29

24 Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
25 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.
26 Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.
27 Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.
28 Und es begab sich, als Jesus diese Rede vollendet hatte, dass sich das Volk entsetzte über seine Lehre;
29 denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten.


Liebe Gemeinde,

aus gegebenem Anlass habe ich dieses Wort Jesu vom Hausbau ausgesucht. Dieses Bild steht am Ende von insgesamt sieben Bildern, die die Seligpreisungen und dessen Inhalt erklären und verstärken wollen. Die Seligpreisungen die ein neues Leben mit Gott beschreiben, zeigen uns gerade in der Nächstenliebe eine Lösung für alle sozialen Fragen, Grundregeln des gemeinschaftlichen Lebens und auch das Geheimnis des persönlichen und gesellschaftlichen Wohlbefindens und Friedens überhaupt. Da stellt sich natürlich immer die Frage: Wie weit sind Welt und Gemeinde Jesu noch von dem Befolgen des Wortes entfernt. Jesus versucht es noch mal mit Bildern. Das letzte Bild ist das vom Hausbau.

Wie immer versucht Jesus ganz pragmatisch die Lebenssituation der Menschen einzufangen. Und so entwickelt er aus dem Bild des Hausbaus seine These, wie wir Menschen zur Gemeinde Jesu werden können.

Warum ist es nicht ratsam sein Haus auf Sand zu bauen?
Man kann das Haus nicht fest im Sand fixieren. Selbst wenn man die Baumstämme oder den Lehm in den Sand eingräbt. Der Sand kann vom Wind weggetragen werden. Mit einem Unwetter verbunden schwämmt sich der Sand weg und das Bauwerk steht ohne Verankerung da, ist dem Wind ausgeliefert und fällt in sich zusammen.
Aus der Sicht Jesu und seinen Zuhörern muss man davon ausgehen, dass diese nur in Hütten lebten, die aus Holz und Lehm hergestellt waren. Sie kannten also das Problem, von dem Jesus sprach.

Wieso ist mein Haus besser geschützt, wenn es auf einem Felsen steht?
Ich muss es im Felsen verankern, damit es überhaupt eine Chance hat auf dem Felsen zu stehen. Der Regen läuft um das Haus ab. Das Wasser kann die Verankerungen nicht lösen. Sturm und starke Winde können zwar das Gebälk in sich verschieben. Das Haus ist also in Bewegung, doch durch die Verankerungen im Fels kann es nicht so leicht in sich einstürzen. In Jerusalem und in anderen großen Städten standen ja auch schon prächtige Paläste und Burgen. Diese wurden auf festem Untergrund gebaut, mit Steinen und einer Art Beton:
Die Römer entwickelten das opus caementitium (opus = Werk, Bauwerk; caementitium = Zuschlagstoff, Bruchstein), aus dessen Namen das Wort Zement abgeleitet ist. Dieser Baustoff, auch als römischer Beton oder Kalkbeton bezeichnet, bestand aus gebranntem Kalk, Wasser und Sand, dem mortar (Mörtel), gemischt mit Ziegelmehl, und zeichnete sich durch eine hohe Druckfestigkeit aus. Damit wurden unter anderem die Aquädukte und die Kuppel des Pantheons in Rom, hergestellt.
Im übertragenen Sinn bedeutet dies, dass auch mein Leben, wenn es nur auf Sand gebaut ist, den Stürmen der Welt vollkommen ungeschützt ausgeliefert ist. Ich habe keinen Halt. Meine Lebensstrategie wird immer wieder wie ein Kartenhaus zusammenfallen.

Am Ostersonntag hatte ich ein Erlebnis hier im Gottesdienst, nicht ganz, eher am Ende des Gottesdienstes. Ich habe den Besuchern am Ausgang noch einen schönen Tag gewünscht. Da kamen zu letzt ein paar Konfirmanden, die eine Unterschrift haben wollten, da sie diese für die Konfirmation brauchen. Ich war gerade dabei zu unterschreiben, da sagten zwei Erwachsene, denen würde ich keine Unterschrift geben, die haben sich den ganzen Gottesdienst über nicht ordentlich verhalten. Einer der Konfis sagte dann, ich wurde ja auch zur Konfirmation gezwungen. Auf Sand gebaut !?
Ich habe den Konfis die Unterschrift gegeben, einmal weil Ostern war und zweitens: den Glauben verstehen, etwas auswendig lernen, bedeutet noch lange nicht zu glauben. Man muss den Glauben kennen lernen, durch den Unterricht ganz klar, aber wirklich verstehen werde ich ihn erst, wenn er in meinem Herzen eingedrungen ist, wenn er spürbar mein Leben mit beeinflußt, vielleicht sogar verändert. Dazu braucht man Menschen, die einem den Glauben vorleben, auch dafür ist die Konfi-Zeit da Menschen kennen zu lernen, die nicht nur darüber reden sondern auch danach leben. Habt ihr Konfirmanden euch schon mal gefragt, warum diese Menschen um euch herum regelmäßig in die Kirche gehen? Die brauchen doch gar keine Unterschrift!?

Man braucht einen Raum, in dem man etwas über den Glauben erfahren kann. Die Kirche oder das Gemeindehaus. Das Gemeindeleben mit den Gruppen und Kreisen. Man trifft sich in unseren Gruppenräumen ja nicht nur zum Kaffe trinken, zum spielen, sondern hier wird Glaube gelebt, Gemeinschaft erfahren. Anteil genommen an dem, was einen bewegt.
Die Seligpreisungen die ein neues Leben mit Gott beschreiben, zeigen uns gerade in der Nächstenliebe eine Lösung für alle sozialen Fragen, Grundregeln des gemeinschaftlichen Lebens und auch das Geheimnis des persönlichen und gesellschaftlichen Wohlbefindens und Friedens überhaupt. Das ist nicht meine Sprache, Fritz Rienecker hat diesen Satz in der Wuppertaler Studienbibel zu unserem Predigttext geschrieben. Aber genau das sagt es aus.

Damit der Glaube nicht auf Sand gebaut wird

Aus diesem Grund bauen wir ein Gemeindehaus, dass der Glaube nicht auf Sand gebaut wird. Wir wollen hier den Menschen eine Heimat bieten, die nach Antworten suchen, wenn schon mal das auf Sand gebaute Haus eingestürzt ist. Wir wollen Menschen eine Heimat bieten, die spüren, dass es etwas anderes gibt als den Egoismus in der Welt. Wir wollen Kindern und Jugendlichen einen Ort schaffen, an dem sie von Gott erfahren können, den Glauben erleben, und plötzlich merken, dass sich gar nicht so viel verändert, aber ich bin von Gott geliebt, dieser Satz kann plötzlich mit Innhalt gefüllt werden. Ich verstehe ihn. Nicht nur vom Verstand aus sondern auch vom Herzen.

Der Grundstein wird heute gelegt. Auch in uns ist so ein Grundstein gelegt worden.
Durch die Taufe gehören wir zu dieser Gemeinschaft der Glaubenden (der Christen).
Mit Beton wurde unser neues Haus gebaut. Zum Teil mit Sichtbeton. Das Heißt die Wände werden nicht verkleidet oder gestrichen. Nein wir werden den Beton sehen. Und das ist gut so, denn was braucht man alles für einen guten Beton:
Wasser
Sand
Kalk und Ton
Bei grobem Beton wird auch Kies dazu gegeben.

Und so wird aus diesen Baustoffen ein Bild für unser Wachsen im Glauben.
Durch die Taufe, durch das Wasser, werden wir in der Gemeinschaft der Christen aufgenommen.

Der Sand ist unser Leben in der Gesellschaft, unser Umfeld, die Familie, die Nachbarn, die Freunde, die Schule, die Arbeitsstelle, das Altenheim. Mit Wasser und Sand kann man schon was bauen, die Haltbarkeit und Festigkeit lässt zu wünschen übrig. Erst wenn das Bindemittel dazu kommt, der Glaube an Gott unseren Schöpfer, an Jesus Christus unseren Retter und an den Heiligen Geist, die Gute Kraft in unserem Leben. Erst wenn dieses Bindemittel sich mit Sand und Wasser vermischt, wird das Leben im Sinne der Seligpreisung vollendet. Natürlich braucht es dazu auch die passende Mischung. Das ist unsere Herausforderung. Das macht unser Leben so spannend. Es ist aber zunächst einmal wichtig alle Rohstoffe zu spüren und zu erleben.
Unser Gemeindehaus hat ein Fundament so fest wie ein Fels. Selbst die Mauern zeigen es uns aus was sie bestehen. So hoffe ich, dass die Menschen, die in dieses Haus eintreten spüren werden, dass hier Glaube lebendig ist, Glaube gelebt wird.
Amen.

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